Lob und Feedback: Für Azubis immens wichtig
Mit dem Eintritt ins Berufsleben beginnt für jeden Azubi ein neuer Lebensabschnitt, der Neues und Ungewohntes beschert. Ihr Azubi muss sich (um-)orientieren, sein Selbstwertgefühl neu ausrichten und Sicherheit in seinem Handeln gewinnen – denn er durchläuft einen (drastischen) Veränderungsprozess. Unterstützen Sie diesen Übergang durch regelmäßiges Feedback.
Für Ihren Azubi ist es eine andere Welt, die er mit Beginn seiner Ausbildung betritt. Vertrautes wie der Schulunterricht, Lehrer, Mitschüler und die schulische Umgebung gehören der Vergangenheit an. Stattdessen gibt es, abhängig davon in welchem Betrieb oder Unternehmen er seine Ausbildung macht, einen Geschäftsführer, einen Ausbildungsleiter, einen Vorgesetzten und viele neue Kollegen, die in der Regel älter und erfahrener sind als er. Vieles ist neu auch die Spielregeln und Abläufe in Ihrem Unternehmen sind dem Azubi unbekannt. Kein Wunder, dass dieser Übergang von der Schule ins Berufsleben mit vielen, oft auch widersprüchlichen Gefühlen und Gedanken begleitet wird:
- „Endlich mein eigenes Geld verdienen.“
- „Der Ernst des Lebens beginnt.“
- „Jeden Tag acht Stunden arbeiten. Und nur noch so wenige Ferientage, wie halte ich dies bloß aus?“
- „Ob ich es packe?!“
- „Was ist, wenn ich etwas falsch mache?“
- „Jetzt bin ich der einzige Azubi in diesem Betrieb. Mir wird ganz mulmig bei dem Gedanken.“
Als Führungskraft oder Ausbildungsleiter sind Sie deshalb nicht nur gefordert, dem Azubi das nötige Wissen zu vermitteln und ihm neue Fähigkeiten, die er für seinen späteren Beruf benötigt, beizubringen. Es liegt auch in Ihrem Aufgabenbereich diesen Übergang – also den Veränderungsprozess – für Ihren Azubi zu erleichtern. Sie müssen ihn in seinen Gefühlen und Gedanken auffangen. Die beste Methode, dies zu erreichen ist, Ihren Azubi zu loben, zu loben und nochmals zu loben.
Loben Sie Ihren Azubi: 3 Gründe
Grund Nr. 1: Der Azubi ist der jüngste und unerfahrenste in Ihrem Team – Geben Sie ihm Bestätigung
Unterschätzen Sie diesen Sachverhalt nicht. Als Ihr Azubi noch zur Schule ging, war er im letzten Jahrgang der Schule, d.h. er gehörte zu den Älteren, die Ansehen (von den jüngeren Schülern) genossen und entsprechend selbstbewusst auftraten. Als Azubi erlebt er sich dagegen wieder in der untersten (Hierarchie-)Rolle: Er ist unerfahren, weiß nicht Bescheid, muss ständig nachfragen, alles neu erlernen und soll gerade deshalb erst einmal auch einfache – von ihm vielleicht als langweilig empfundene – Aufgaben wie Werkstatt auskehren oder Dokumente kopieren und abheften, erledigen.
Der eigene Status, der oft auch das Selbstwertgefühl bestimmte, hat sich drastisch verändert. In den Augen des Azubi oftmals zum Negativen. Er wird sich häufig unsicher und minderwertig fühlen. In dieser Zeit ist es für ihn wichtig, Bestätigung zu erhalten, um seine Sicherheit zurückzuerhalten und seinen Selbstwert situativ auf- und auszubauen – damit die Ausbildungszeit auch abgeschlossen wird.
Grund Nr. 2: Ihr Azubi kann nicht immer selbst erkennen, ob etwas gut oder schlecht verlief – Ihr Lob zeigt ihm die Richtung
Gezieltes Feedback vermittelt Ihrem Azubi
- auf was Sie Wert legen,
- wie Aufgaben erledigt werden,
- auf was geachtet werden muss,
- was von ihm erwartet wird,
- wie die einzelnen Abläufe strukturiert sind.
Allerdings sollten Sie Ihr gezieltes Feedback nicht nur als Kritik verstehen, die Sie gegenüber dem Azubi äußern, sondern im größeren Umfange in Ihrem Feedback das Positive auflisten und besprechen, was dem Azubi gelungen ist. Dieses Lob sollte neben
- positiven Worten wie „Dies haben Sie ausgezeichnet erledigt…“
- unbedingt auch eine ausführliche Erläuterung beinhalten, die ihn erkennen lässt, was er genau richtig gemacht hat. Ein Beispiel: Weil Sie sich nicht allein an die Vorlage gehalten haben, haben Sie durch Ihren Vorschlag das Layout des Briefes verbessert. Gut so, weiter so.“
Dadurch erhält Ihr Azubi brauchbare Informationen, die er für sich und seine Ausbildung nutzen kann.
Grund Nr. 3: Ihr Azubi fühlt sich fremd – Ihr Lob schafft Verbindung
Das Tun und Handeln eines Mitarbeiters anzuerkennen und zu würdigen, ist ein Garant für Motivation und Engagement. Bei Ihrem Azubi stärkt ein Lob jedoch nicht nur die Motivation und sein Engagement, es schafft auch die Grundlage, sich in dem System Unternehmen zu integrieren und sich an es zu binden. Denn für Ihren Azubi ist die Berufswelt ein neues Terrain, zu dem er noch keinerlei Bezug und Beziehung herstellen kann und konnte.
Im Klartext: Im Vergleich zu Mitarbeitern, die bereits über Berufserfahrung verfügen, hat Ihr Azubi keine Einsichten gesammelt, die ihm in seinem inneren Werte- und Koordinatensystem helfen, die jetzigen Erfahrungen zu beurteilen und einzuordnen. Seine mangelnden Erfahrungen erschweren es nicht nur Vergleiche zu ziehen, sondern auch eventuelle negative Erlebnisse entsprechend in dem Großen und Ganzen einzuordnen – und diese zu relativieren. Die gerade erst entstehende Bindung zum Unternehmen gerät durch solche Erfahrungsschwankungen immer wieder ins wanken.
Ihr Lob ermöglicht es Ihrem Azubi jedoch, diese entstehende Bindung zum Unternehmen zu stärken. Denn Ihr Lob
- vermittelt ihm, dass Sie ihn ernst nehmen,
- zeigt ihm, dass sein Tun gut und auch wichtig für das Unternehmen ist,
- holt ihn aus seinem Stadium des Fremdelns heraus, da Sie ihm immer wieder positive Aufmerksamkeit schenken,
- zeigt ihm, dass im Unternehmen Mitarbeiter wertschätzend behandelt werden.
All dies schafft Bindung. Bindung, die für Engagement sorgt und sicherstellt, dass Ihr Azubi nicht frühzeitig seine Ausbildung abbricht, sondern sie erfolgreich beendet.
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