Business gründen: So viel Startkapital benötigen Sie
Der KfW-Gründungsmonitor 2021 offenbart: Mit einer Zahl von 201.000 sind die hauptberuflichen Unternehmensgründungen deutschlandweit auf einen Tiefpunkt gesunken. Kein Wunder, denn Gründern begegnen hierzulande hohe bürokratische Hürden und ein kompliziertes Steuerrecht. Noch schwieriger ist meist die Frage: Wie viel Kapital brauche ich für mein Start-Up und wo bekomme ich es her? Wir haben die wichtigsten Antworten für Sie.
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Wie viel Eigenkapital wird benötigt?
Jeder, der ein Unternehmen gründet, ist nicht nur begeistert von seiner Geschäftsidee, sondern erwartet auch Gewinne. Bis diese jedoch realisiert werden können, vergeht die erste Phase nach der Unternehmensgründung, in der bereits Kosten anfallen und Investitionen nötig sind, aber noch kein Geld verdient wird.
Diese Lücke muss das Startkapital schließen – meist eine Mischung aus eigenen Mitteln und Fremdkapital. Doch welche Summe ist für eine Unternehmensgründung nötig? Anhand der folgenden Fragen können Sie den Bedarf grob berechnen:
- Welche Höhe von Stamm- bzw. Gründungskapital ist für die gewählte Unternehmensform (Einzelunternehmen, GmbH, AG ect.) rechtlich vorgegeben?
Hier bestehen deutliche Unterschiede: Während Sie ein Einzelunternehmen ohne Stammkapital gründen können und eine UG lediglich einen Euro Stammkapital braucht, erfordert eine GmbH 25.000 Euro Stammkapital und eine AG mindestens 50.000 Euro. Spezialität bei der UG: Hier müssen jährlich 25 Prozent der erwirtschaften Überschüsse zurückgelegt werden, bis das Mindestkapital einer GmbH (25.000 Euro) erreicht ist. - Benötigt Ihr Unternehmen Räume oder Grundstücke, die angemietet bzw. gekauft werden?
Hier müssen Miet- und Pachtzahlungen für die ersten Monate abgedeckt sein, bis sie aus dem Umsatz des Unternehmens beglichen werden können. - Welche Kosten entstehen für Fahrzeuge, Maschinen oder Büroausstattung?
Sowohl einmalige Anschaffungskosten als auch Leasingraten für die ersten Monate werden aus dem Startkapital beglichen. Erst wenn das Geschäft Fahrt aufgenommen hat, können die Kosten aus den laufenden Einnahmen bezahlt werden. - Welche branchenabhängigen Kosten kommen noch auf Sie zu?
Falls Sie sich als Personal Trainer selbstständig machen wollen und ihre Klienten im Stadtpark treffen, haben Sie relativ geringe Investitionskosten. Als Betreiber/in eines Cafés brauchen Sie neben Pacht und Energiekosten für die Räumlichkeiten sowie dem Mobiliar auch Liquidität für den regelmäßigen Wareneinkauf. Je nach Branche können hier die Summen des Bedarfs weit auseinandergehen. - Haben Sie eine Berufs- bzw. Betriebshaftpflichtversicherung?
In manchen Berufen schreibt der Gesetzgeber eine Berufshaftpflichtversicherung vor, z.B. bei Rechtsanwälten, Ärzten, Architekten und Immobilienverwaltern. Andere Arbeitsfelder sind zwar nicht verpflichtet, jedoch empfehlen Experten dringend den Abschluss einer beruflichen Haftpflicht: z.B. Werbeagenturen, Journalisten, Heilnebenberufe und IT-Berufe. Eine Betriebshaftpflichtversicherung abzuschließen wird insbesondere Gastronomen, Handwerkern und Händlern nahegelegt. - Wie viele Angestellte beschäftigen Sie?
Ob Vollzeitkraft oder Minijobber – Ihre Angestellten sollten auch bei niedrigen Umsätzen nicht auf ihr Gehalt warten müssen. Auch diesen Posten sollte deshalb das Startkapital in den ersten Monaten enthalten. - Betreiben Sie das Unternehmen hauptberuflich oder nebenbei?
Hier geht es um Ihr Gehalt. Denn wenn Ihr Start-Up Sie selbst voll versorgen soll, müssen Sie auch Ihre Lebenshaltungskosten (Haushalt, Miete, Versicherungen, Mobilität) in das erforderliche Startkapital einkalkulieren. - Welche Marketingmaßnahmen sind essenziell?
Um Gewinn zu erwirtschaften, muss Ihr Unternehmen beim angepeilten Kundenkreis so schnell wie möglich bekannt werden. Je nach Zielgruppe sind dafür andere Werbestrategien nötig (Printwerbung, Online-Marketing, Eröffnungsveranstaltung mit geladenen Gästen etc.), die auch unterschiedlich viel kosten.
Welche Finanzquellen stehen zur Verfügung?
Der erste Investor in das geplante Unternehmen sollte immer das eigene Sparschwein sein. Experten empfehlen Gründern, mindestens 20 Prozent der erforderlichen Summe aus eigenen Mitteln zu decken. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Optionen für die Beschaffung von Fremdkapital:
- Kredite: Eine naheliegende, aber durchaus komplizierte Lösung
Die meisten Banken werden wahrscheinlich abwinken, wenn Sie nach einem Gründerkredit fragen, denn das damit verbundene Risiko ist für die Geldhäuser unattraktiv bzw. lässt die Zinsen für den Kunden unverhältnismäßig stark steigen.
Es gibt jedoch Ausnahmen, die einen überzeugenden Businessplan und/oder einen Bürgen vorweisen können, welcher einen möglichen Zahlungsausfall absichert. Immerhin besteht für die Bank bei einem Gründerkredit meist kein Zugriff auf einen äquivalenten Sachwert, wie es etwa beim Immobilienkredit der Fall ist. Wenn Sie bei Ihrer Hausbank nachfragen, wird diese Sie höchstwahrscheinlich auf die Förderkredite der KfW verweisen.
Dennoch kann es möglich sein, günstige Kredite für Ihr Business zu finden. Dafür sollten Sie unbedingt verschiedene Offerten zu vergleichen und am Ende das attraktivste Angebot zu wählen. - Förderkredite: Die KfW bietet attraktive Förderprogramme
Für die Vollfinanzierung eines neu gegründeten Unternehmens vergibt die KfW Kredite in Höhe von maximal 100.000 Euro zu besonders günstigen Zinsen. Wenn Sie eine große Investitionssumme nur teilfinanzieren wollen, bewilligt die Förderbank Summen bis zu 500.000 Euro. Auch hier ist ein schlüssiger Businessplan Basis jedes Kreditantrages.
Außerdem müssen Sie als Antragssteller ihre persönlichen Vermögensverhältnisse offenlegen, einer SCHUFA-Auskunft zustimmen und die Einkommenssteuerbescheide der vergangenen zwei Jahre einreichen. Der Antrag erfolgt durch Ihre Hausbank, die bei Kreditbewilligung den größten Teil des Haftungsrisikos an die KfW auslagert. Genau dieser Aspekt macht eine Kreditaufnahme auch bei geringen Sicherheiten möglich. - Investoren: Hier muss es genau passen
Im Gegenzug für das eingebrachte Kapital, verlangen Investoren stets eine Gegenleistung in Form von Mitspracherecht und Firmenanteilen.
Dabei gibt es verschiedene Modelle:
Beim „Company Building“ beteiligt sich ein Investor nicht nur mit Geld am Unternehmen, sondern partizipiert auch im operativen Geschäft. Hier lässt er seine Kontakte spielen und nimmt Einfluss auf die Auswahl des Führungspersonals.
Business Angels wiederum stellen Kapital und lassen den Neu-Unternehmer an ihrem Netzwerk teilhaben. Im Gegenzug bekommen sie Firmenanteile und – je nach Größe des Anteils – auch ein Mitbestimmungsrecht.
Venture-Kapital-Geber tauschen Kapital gegen Firmenanteile mit dem Ziel, ihre Anteile irgendwann möglichst gewinnträchtig wieder zu verkaufen. - Crowdinvesting: Finanzierung durch den Schwarm
Crowdinvesting sollten Sie nicht mit Crowdfunding verwechseln. Beim Crowdfunding finanziert eine Gruppe Menschen ein Projekt durch Kleinbeträge ohne oder mit geringer Gegenleistung. Traditionell stellen hauptsächlich Selbstständige in der Kreativbranche ihre Ideen auf Plattformen wie Kickstarter oder Patreon vor, wenn sie die Finanzierung für einen neuen Film, ein Theaterstück oder ein Buch brauchen. Die Geldgeber erhalten für ihren Beitrag als Dank manchmal Vergünstigungen oder Extras wie ein Autogramm vom Hauptdarsteller oder Freikarten zum Event. Die Zuwendung bei Crowdfunding-Projekten gilt rechtlich als Spende. Handelt es sich beim Empfänger um einen gemeinnützigen Verein, kann der Spender die Summe auch bei der Steuererklärung angeben.
Crowdinvesting hingegen setzt auf den Faktor Geldanlage. Auch hier beteiligen sich viele Investoren mit vergleichsweise kleinen Summen an der Finanzierung eines Gründungsvorhabens.
Der Unterschied zum Crowdfunding:
Nach einer festgelegten Laufzeit von 2 bis 8 Jahren erhalten die Crowdinvestoren ihr Darlehen mit Rendite zurück. Beteiligen kann man sich bereits ab 10 Euro an einem Unternehmen – meist liegen die Summen jedoch zwischen 250 und 500 Euro. Die Verwaltung der Investitionen erfolgt hier über eine Crowdinvesting-Plattform. Für typische Kleininvestoren steht die Rendite dabei nicht im Vordergrund, sie identifizieren sich auch mit der ausgewählten Geschäftsidee. Daher müssen die Unternehmer ihre Kleininvestoren mindestens alle 3 Monate über den Geschäftsverlauf informieren; manche gewähren ihrer Crowd auch spezielle Rabatte auf Produkte und Dienstleistungen.
Manch ein Unternehmer bekommt leichter Zugang zu einer Crowd-Finanzierung als zu einem Bankkredit oder nutzt die Crowd für zusätzliche Mittel. Für den Kleininvestor birgt das ein gewisses Risiko: Da Crowdinvestments in der Regel als nachrangige Finanzierungen gelten, werden bei einer möglichen Insolvenz des Unternehmens zunächst andere Gläubiger aus der Insolvenzmasse bedient, sodass dem Kleininvestor der Verlust seiner Einlage droht. - Darlehen aus dem Freundes- oder Verwandtenkreis
Wenn Sie wohlhabende Eltern oder begünstigte Freunde haben, sind Sie vielleicht versucht, im privaten Umfeld nach einem Kredit für die Unternehmensgründung zu fragen. Hier sollten Sie einige Punkte beachten, damit kein Streit aufkommt:
- Mündliche Vereinbarungen fördern Missverständnisse:
Kaum jemand spricht gern klar über Geld. Falls Ihnen jemand einen Kredit gibt mit dem Hinweis „zahl es zurück, wenn du kannst“, kann man daraus jedes Datum zwischen heute und dem Sankt Nimmerleinstag interpretieren. Wahrscheinlich rechnet der Kreditgeber insgeheim doch eher mit der Rückzahlung als es Ihnen möglich ist. Um unausgesprochene Missverständnisse zu vermeiden, sollten Sie das Darlehen auch im Privatumfeld schriftlich regeln. Auf diese Weise werden Probleme geschickt umgangen. - Vertrag plus Überweisung schaffen Sicherheit für beide Seiten:
Ein schriftlicher Kreditvertrag, in dem die Summe, die Zinsen und die Rückzahlungsmodalitäten festgesetzt werden, erleichtert beide Parteien. Der Kreditgeber kann nach Ablauf der Frist sein Geld notfalls bei Gericht einfordern, während der Kreditnehmer bei vertragsgemäßer Rückzahlung sicher sein kann, dass er das Soll erfüllt. - Zinsen steuerlich begünstigen:
Auch bei einem privaten Kredit ist es dem Unternehmer möglich, die gezahlten Zinsen steuerlich abzusetzen. Die Voraussetzung dafür: ein schriftlicher Kreditvertrag und keine wirtschaftliche Abhängigkeit beider Parteien. Der Kreditgeber wiederum muss die erhaltenen Zinsen dann nur als Kapitalerträge mit 25 Prozent versteuern und nicht mit seinem unter Umständen höheren Einkommenssteuersatz.
Was ist sonst noch zu beachten?
Noch bevor Sie Ihre Bank oder einen möglichen Investor mit Ihrer Geschäftsidee bekannt machen, sollten Sie sich externe Unterstützung holen. Eine sogenannte Vorgründungsberatung erfolgt durch einen Steuerberater oder einen Unternehmensberater, der seinerseits die Unterlagen einsieht und das Erstellen eines belastungsfähigen Businessplans übernehmen kann.
Diese Leistung wird als „Vorgründungsberatung“ über die Bundesländer in einer Höhe von 50 bis 100 Prozent gefördert. Wichtig: Der Berater muss seitens der Förderstelle anerkannt sein.
Wenn Sie als Unternehmer in der Startphase einen kompetenten Begleiter schätzen, sollten Sie sich ebenfalls nach einem kompetenten Unternehmensberater umsehen. Für die entstehenden Kosten können junge Unternehmen, die weniger als zwei Jahre am Markt sind, beim Bundesamt für Ausfuhr und Wirtschaftskontrolle (BAFA) Fördergelder beantragen. Die Voraussetzung: Der gewählte Berater muss ein BAFA-Zertifikat besitzen.
Fazit: Eine Unternehmensgründung benötigt Kapital
Eine Unternehmensgründung geschieht selten aus dem Bauch heraus. Doch während das Geschäftsmodell, das Produkt und die Marketingstrategien meist lange durchdacht werden, bleibt weniger Energie für die Planung der Startfinanzierung. Hier sollten Sie einen ausgewogenen Mix aus Eigenkapital, Förderkrediten und Investments finden. Das hält die Ratenbelastung im Rahmen aber begrenzt auch den Einfluss anderer Menschen auf ihr operatives Geschäft.
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