Business-Knigge für Verliebte im Büro: 10 Gebote, wie Sie sich richtig verhalten
Amors Pfeil ist stets aktiv. Auch im Büro. Oder vielleicht gerade hier besonders gerne. Gemeinsames Arbeiten - Seite an Seite acht Stunden lang, die Erfolge feiern und die Misserfolge teilen - dies verbindet und schafft eine ganz besondere Atmosphäre.
Kein Wunder, dass die Funken sprühen. Auf einmal sind sie da, die Schmetterlinge im Bauch. Und plötzlich entdeckt wird „Ich habe mich verknallt!".
Selten ist dies keineswegs. Jede dritte Ehe bahnt sich im Büro an. Jeder zweite gesteht, sich schon einmal am Arbeitsplatz verliebt zu haben. 28 % berichten von einer Affäre und 26 % hatten mit einem Kollegen/einer Kollegin Sex. Und auf Betriebs- oder Weihnachtsfeiern flirten über 80 % (!). Es knistert also ganz schön.
Damit es zwischen Ihnen und Ihrem Liebsten/Ihrer Liebsten auch weiterhin knistert, heißt es jetzt nicht allein, sich schmachtende Blicke (bitte außerhalb des Büros!) zu zuwerfen. Die Bürowelt gab zwar Ihrer Liebe den Kick, nur mag diese Bürowelt es nicht sehr gerne, Sie mit Ihnen(m) Liebsten Händchenhaltend durch die Flure gehen zu sehen.
Mit ein wenig Fingerspitzengefühl und den folgenden Geboten werden Sie beide Seiten - Ihre Liebe und Ihr Unternehmen, in dem Sie arbeiten - zufriedenstellen.
Business-Knigge für die Liebe im Büro:
Gebot 1:
Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Die intensive Zusammenarbeit in den letzten Wochen hat nicht nur eine erfolgreiche Präsentation beschert. Nein, seitdem können Sie nicht mehr aufhören, an Ihre Kollegin/Ihren Kollegen zu denken. Morgens eilen Sie ins Büro, abends bleiben Sie so lange es nur geht. Verständlich, Sie möchten die Nähe auskosten.
Doch Vorsicht!
So mancher Funke ist nach kurzer Zeit schon wieder erloschen. Manches Mal lässt nämlich die intensive Zusammenarbeit es knistern, ohne eine Substanz zu schaffen. Signale werden dann falsch gedeutet.
Und das Ende: Sie haben Ihre Liebe gestanden und sind abgeblitzt oder alles ist nach einigen heißen Tagen „Schnee von gestern". Sicher kommen Sie darüber hinweg, nur bedenken Sie eines:
Sie können sich nicht einfach im Unternehmen unsichtbar machen und Ihrem „Ex-Verliebten" aus dem Weg gehen.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob Ihre Liebe wirklich Substanz hat:
- Nicht jedes Lächeln oder freundliche Wort sollte als Anmache betrachtet werden.
- Ein Drink nach der Arbeit bedeutet nicht automatisch, dass der andere „mehr will".
- Austausch von Privatem ist eindeutig ein Vertrauensbeweis, leider noch keine Liebeserklärung.
- Für Ihr Anliegen im Meeting Partei zu ergreifen, kann vieles heißen. Dass er/sie Ihre Meinung unterstützt; die Idee gutheißt; den üblichen Gesprächsablauf unterbrechen möchte. Dass intime, versteckte Absichten dahinter stecken, ist wohl eher unwahrscheinlich.
- Ein Flirt auf der Betriebsfeier ist genau das, ein Flirt. Denken Sie daran, manche flirten, um ihr Ego aufzubauen. Deshalb besser abwarten und weitere Signale prüfen.
Gebot 2:
Bevor Sie sich als Verliebte outen, kommen Sie wieder auf den Boden der Realität
Sie haben die Signale richtig gedeutet. Ihre Gefühle werden erwidert. Verständlich, dass Sie jetzt auf Wolke sieben schweben. Noch verständlicher, dass Sie es auch erzählen möchten. Und dies auch Ihrem Vorgesetzten „beichten" sollten, denn für die unbeschwerte Liebe benötigen Sie dessen Segen, allerdings nicht seine Erlaubnis.
Warten Sie dennoch, bis Sie Ihrem Vorgesetzten davon erzählen. So 60 bis 90 Tage: Dies ist die Frist, so Psychologen, in denen Verliebte ihre Umwelt nicht länger durch die rosarote Brille betrachten. Diese Frist ist für Ihr Outing unerlässlich.
Sie werden nicht bei allen Verständnis oder Freude auslösen. Mancher Kollege wird neidisch sein. Andere hämisch anfangen zu lästern. Andere sich darüber sorgen, ob Sie noch in der Lage sein werden, vernünftig zu arbeiten. Und solche Reaktionen sollten Sie auch richtig wahrnehmen können. Deshalb genießen Sie Ihr Glück erst einmal im stillen Kämmerlein und beherzigen Sie Gebot 3.
Gebot 3:
Sie oder Du?
Solange nichts offiziell ist, bleiben Sie beim Sie. Außer natürlich, in Ihrem Unternehmen ist es normal, sich zu duzen und mit dem Vornamen anzureden.
Verhalten Sie sich auch ansonsten unauffällig. Also keine heimlichen Treffen im Flur, bei denen Sie überrascht werden könnten.
Kein Zusammenessen in der Kantine, wenn Sie vorher in der Mittagspause nur spazieren gingen. Sprechen Sie Ihre Verhaltensstrategie mit Ihrem Schatz ab. Und Kollegen, die mal wieder alles besser wissen, antworten Sie mit einem Lächeln. Nichts abstreiten, noch kommentieren oder provozieren lassen.
Ist der Moment der Bekanntgabe gekommen, am besten nachdem Sie mit Ihrem Vorgesetzten gesprochen haben, verhalten Sie sich völlig undramatisch.
Sie müssen sich nicht vor versammelter Mannschaft öffentlich outen. Steigen Sie einfach nach Dienstschluss ins Auto und fahren Sie gemeinsam nach Hause. Es wird schon bald jemand fragen, dann nicken Sie einfach bestätigend.
Gebot 4:
Halten Sie verliebtes Turteln im Zaum, auch wenn es schwer fällt
Wie schön, Ihr Schatz sitzt gleich im nächsten Büro. So nah und doch so fern. Deshalb schnell zum Hörer gegriffen und ein „Ich liebe dich" gehaucht, schon strahlt die Sonne umso mehr.
Ihrem Liebstem/Ihrer Liebsten mag dies gefallen, Ihrem Vorgesetzten und Ihren Kollegen weniger. Achten Sie deshalb ganz besonders darauf,
- keine Dauertelefonate mit Ihrem Schatz zu führen.
- ihn/sie nicht mit E-Mails zu bombardieren.
- nicht in Anwesenheit von Kollegen oder Ihrem Vorgesetzten mit Ihrem Schatz zu tuscheln.
- Ihre Arbeit liegen zu lassen, diese an Kollegen abzugeben oder schlechte Qualität zu liefern. Stattdessen nutzen Sie das positive Liebesgefühl, um so richtig durchzustarten.
- sich nicht in Meetings verliebt anzustarren.
Gebot 5:
Verlassen Sie Ihr verliebtes Inselparadies - Grenzen Sie sich nicht ab
Die Versuchung ist groß, jede freie Minute miteinander zu verbringen. Auch im Büro. Da werden die Pausen schnell zum Treffpunkt „verliebtes Inselparadies" auserkoren. Jeder wird dafür Verständnis haben.
Nur auf Dauer schaden Sie sich damit. Ihre Beziehungen zu Ihren Kollegen benötigen soziale Pflege, sprich, sich mal in der Mittagspause zusammen zusetzen, gemeinsam in lockerer Runde über die Arbeit zu sprechen oder über das Fernsehprogramm zu lästern, stärkt den Teamgeist. Unerlässlich für ein gutes Arbeitsklima, von dem auch Sie profitieren.
Gebot 6:
Seien Sie sich über Karriereziele bewusst oder wenn der/die Geliebte zum Konkurrenten wird
Besprechen Sie so früh als möglich die eigenen Karriereziele. Die angestrebte Beförderung, bei der Sie und Ihr Schatz sich als Konkurrenten begegnen, kann ansonsten schnell zur Beziehungskatastrophe werden.
Es ist wichtig, dass Sie sich beide über Ihre Wünsche und Vorstellungen austauschen. Und schließlich gemeinsam eine Lösung finden, bei der Kompromissbereitschaft von beiden Seiten verlangt wird.
Orientieren Sie sich dabei an dem Motto „Ich tue etwas für dich, was tust du für mich?". So finden sich Regelungen und Möglichkeiten, die Sie beide zufriedenstellen.
Gebot 7:
Trennen Sie Beruf von Privat: Der Schatz wird Vorgesetzter
Ihr Schatz wir Ihr Vorgesetzter: ein Grund, zu feiern und stolz zu sein. Ein Grund auch, nun eine strikte Trennung von Beruf und Privatem zu vollziehen. Denn Ihre Arbeitsbeziehung hat sich geändert.
Im Klartext:
- Ihr Partner als Führungskraft kann und darf über bestimmte Sachverhalte nicht mehr mit Ihnen reden. Er wird Ihnen Aufgaben erteilen. Sie für Ihre Arbeit loben oder kritisieren. Ihnen auch Arbeiten übertragen, die Ihnen nicht so gefallen. Er wird wahrscheinlich auch weniger Zeit haben.
- Sie sind ihm/ihr in der Hierarchie untergeordnet und müssen seinen/ihren Weisungen Folge leisten. Sie dürfen keine Sonderbehandlung erwarten. Noch seine Stellung für Ihre Belange ausnutzen.
Sprechen Sie deshalb über die neue Situation. Klären Sie Ängste, Unsicherheiten und Bedenken.
Gebot 8:
Ihr Chef hat Sie als Paar auf dem Kieker? Bleiben Sie ruhig und werden Sie gleichzeitig aktiv
Als Einzelfall sind Anspielungen wie „Unser Liebespaar unterlässt es jetzt, sich schmachtende Blicke zuzuwerfen und schenkt seine Aufmerksamkeit der gezeigten Grafik" kein Grund zur Besorgnis.
Häufen sich allerdings solche verbalen Attacken, sollten Sie hellhörig werden: Es sind Anzeichen dafür, dass Ihr Chef Sie auf dem Kieker hat.
Bleiben Sie in jedem Falle ruhig. Besprechen Sie sich mit Ihrem Partner. Klären Sie, wie er die Situation einschätzt. Werden Sie gleichzeitig gemeinsam aktiv:
- Notieren Sie sich über einen längeren Zeitraum die Anspielungen Ihres Vorgesetzten und die dazugehörigen Szenen.
- Verhärtet sich der Verdacht, bitten Sie um ein Sechs-Augen-Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten.
- Stellt es sich alles als ein „Missverständnis" heraus, seien Sie dennoch in den kommenden Wochen auf der Hut. Vielleicht nimmt Ihr Chef Sie nun stillschweigend unter die Lupe, um so Fehler wie Zuspätkommen oder Überziehen der Mittagspause zu finden.
- Sagt er klipp und klar „Unter Ihrem Verhältnis leidet die Arbeit" haken Sie sofort gemeinsam nach, was er denn konkret beanstandet. Und ändern entsprechend Ihr Verhalten oder Arbeitsweise, damit er wieder zufrieden wird.
- Sollte er hartnäckig an der Behauptung festhalten und Ihnen gar kündigen, geben Sie sich nicht kampflos geschlagen. Ihr Vorgesetzter muss nämlich erst einmal seine Behauptung beweisen.
Gebot 9:
Überstehen Sie gemeinsam den Ausnahmezustand: Ihr Schatz wird gekündigt
Als Partner einer gekündigten Person sind Sie doppelt gefordert. Ihr Partner wird wütend sein, enttäuscht, verzweifelt - die gesamte Palette von Gefühlen wird über ihn und auch über Sie schwappen. Gleichzeitig wird er Sie vielleicht auch mit Schuldzuweisungen wie „Warum ich? Das ist nicht gerecht, dass du bleiben kannst?" konfrontieren. Hören Sie zu. Seien Sie für ihn/sie da. Trösten Sie. Spenden Sie Mut, indem Sie gemeinsam Stellenanzeigen studieren und Zukunftspläne schmieden. Seien Sie geduldig. Es dauert, bis sich Ihr Partner wieder gefangen hat.
Achten Sie in dieser Zeit auch auf sich selbst. Dies ist Ihre zweite Herausforderung. Sie brauchen Ihre Kräfte für Ihre Beziehung und (!) für Ihre Arbeit. Und dies wird vielleicht gar nicht so einfach sein. Sicher, Sie freuen sich, dass Sie Ihren Job behalten haben. Unterschwellig sind Sie vielleicht aber über die Art und Weise, wie Ihr Partner behandelt wurde, verärgert. Gestehen Sie sich diese Gefühle unbedingt ein, sonst leidet Ihre Arbeit.
Gebot 10:
Schalten Sie nach Feierabend bewusst auf Liebe und Partnerschaft um
Natürlich ist es schön, sich mit Ihrem Partner über Ihre Arbeit auszutauschen. Denn er weiß, wovon Sie reden. Er kennt die Kollegen, die Abteilung, die Projekte. Nur machen Sie es nicht zur Gewohnheit, nach Feierabend den Job mit „ins Bett zu nehmen". Ihre Liebe wird sich zu Recht bedanken. Deshalb benötigt Ihre Liebe einen arbeitsfreien Raum.
Überlegen Sie sich gemeinsam, wie Sie den Feierabend einläuten möchten. Dies kann schon auf der Fahrt in die gemeinsame Wohnung geschehen. Am besten, Sie lauschen Ihrem Musikstück, bei dem Sie das erste Mal zusammengetanzt haben oder sich geküsst haben. Dies ruft herrliche Erinnerungen wach und Sie schalten so automatisch auf Beziehung um.
Checkliste zum Download
In unserer Übersicht: Frisch verliebt am Arbeitsplatz haben wir Ihnen einige Tipps zusammengestellt, die Sie beachten sollten, damit Ihre Arbeit und das Betriebsklima nicht unter Ihrer Beziehung leiden.
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Kommentare
Hilfreich
Vielen Dank an die liebe Redaktion für diesen Text. Eine gute Kollegin hat sich in einen gemeinsamen Kollegen sehr verliebt und nun weiß auch ich erst richtig damit umzugehen.
Auch wenn sich beide nur selten an die Privatsphäre halten und gerade er gern öffentlich Gefühle zeigt, bin ich mir sicher, die beiden stehen diesen emotionalen Stress durch. Viel Glück an dieser Stelle.