Trennung Beruf – Privat: Darauf sollten Führungskräfte bei einer Romanze im Büro achten
Die Trennung von Beruf und Privatem - normalerweise eine beherzte Selbstverständlichkeit - ist für verliebte Turteltäubchen eine besondere Herausforderung. Auch für alle passiv Beteiligten wie Kollegen, Mitarbeiter und Vorgesetzte. Denn neben der Freude für das Paar wird sicher auch gefragt:
- Glucken die jetzt nur zusammen?
- Mauert das Paar gegen Vorschläge und Änderungen? Bildet es eine starke Einheit?
- Ist noch Verlass auf die Leistung und das Zusammenarbeiten?
- Werden sie sich gar Aufgaben und/oder Vergünstigungen zuschanzen?
Dies sorgt, neben dem üblichen Klatsch und Tratsch, für Unruhe. Sie als Führungskraft sind - trotz der vielleicht bestehenden Unternehmens-Maxime „Einfach laufen lassen" - gefragt, um Konflikte zu bereinigen, den Bürotratsch klein zu halten und mit Feinfühligkeit auch eine Unterredung mit den Verliebten zu führen.
Darauf sollten Sie als Führungskraft achten: 4 Tipps
Tipp 1
Freuen Sie sich über die vielen Vorteile, die Ihnen die Turteltäubchen bescheren
Liebe verleiht allem einen neuen Glanz, selbst dem Arbeitsalltag. Die Motivation steigt. Eine ganz natürliche Nebenwirkung. Gleichzeitig
- verbessert sich die Teamarbeit, denn die Verliebten werden sich unter die Arme greifen, auch bei eventuellen Überstunden.
- ergibt sich eine höhere Identifikation mit dem Unternehmen und der Arbeit. Probleme, Konflikte, Krisen, neue Entwicklungen, Aufgaben und Projekte können (auch nach Feierabend) gemeinsam besprochen werden.
- erfreut sich das Paar gemeinsam an Sonderleistungen, die vielleicht nur der eine von beiden erhalten hat.
- spornen sich beide an. Auch in puncto Abbau der eigenen Defizite. Wer will schon riskieren, dass der Partner vielleicht seinen Job verliert.
- Das Know-how des anderen wird garantiert angezapft.
Tipp 2
Organisatorische Änderungen erwägen
Diese sind natürlich abhängig von Position und Aufgaben des verliebten Pärchens. Und auch, ob solch eine Änderung sich positiv auf die Leistung aller Beteiligten auswirken würde. Deshalb besser erst einmal einige Zeit, nachdem sich die Verliebten geoutet haben, die Entwicklung abwarten.
Möglich sind:
- Überschneidungen von Aufgaben und Kompetenzen aufheben.
- Überprüfung des Subordinationsverhältnisses mit eventueller Auslösung.
- Entflechtung von Interna (keine Einsicht in die Personalakte, keine Zuweisung von Aufträgen oder Einstufungen zu Beförderungen).
Tipp 3
Keine Sonderwünsche bei Überstunden, Geschäftsreisen & Co.
Ihre erste Priorität ist die Sicherstellung des reibungslosen Arbeitsverlaufs. Natürlich wollen Sie auch die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter berücksichtigen. Nur manches Mal ist dies nicht möglich. Auch nicht bei Überstunden & Co.
Stoßen Sie das verliebte Paar dennoch nicht völlig und immer wieder vor den Kopf wie beispielsweise bei „Gemeinsamer Urlaub ist nicht drin". Dies würde nämlich auch rechtlich ein wenig heikel. Eine Möglichkeit der Urlaubslösung wäre eine Urlaubsvertretung. Eine andere, die Aufgabenbereiche so neu zu gestalten und zu besetzen, dass die Aufgaben von Teamkollegen übernommen werden könnten.
Tipp 4
Intervenieren Sie, wenn es nötig ist
Nicht gleich jede Unstimmigkeit der Verliebten oder der wieder einmal aufflammende Büroklatsch sollte Sie zu Maßnahmen verleiten. Nur wenn die Leistung des verliebten Mitarbeiters abfällt oder eine Unruhe durch die Paarkonstellationen im Team entsteht, sollten Sie aktiv werden.
Mögliche Schritte, die Sie je nach vorliegender Sachlage einschlagen können:
- Längere Unterredung unter vier Augen bzw. sechs Augen.
- Teamsitzung mit oder ohne das verliebte Paar.
- Coaching zum Beseitigung des Problems.
- Konfliktmanagement, eventuell unter Leitung einer externen Fachperson
- Und wenn es hart auf hart kommt: mündlich bzw. schriftlich verweisen, gefolgt von einer offiziellen Verwarnung, einer möglichen Versetzung oder im schlimmsten Falle einer Kündigung.
Schnell-Check Mitarbeitergespräch
Verliebte Mitarbeiter: So managen Sie besonders heikle Situationen richtig
Beispiele für Ihre gekonnte Gesprächseinleitung
Zeigen Sie Feingefühl und Verständnis für die Lage der beiden Verliebten. Lenken Sie deren Aufmerksamkeit schließlich auf die entstandene Schieflage, die im „Rausch der Gefühle" oft übersehen wird. Beispiele für Ihre Gesprächseinleitungen: |
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Situation |
Ihr Gesprächseinstieg |
Abkapselung |
„Es ist schön, dass Sie beide sich jetzt als Paar so wunderbar gegenseitig unter die Arme greifen und unterstützen. Leider übertragen Sie diesen Einsatz nicht auf Ihre Teamkollegen, die sich jetzt übergangen fühlen. Die daraus entstandene schlechte Stimmung dürfte Ihnen ja wohl kaum entgangen sein. Welche Lösungsvorschläge haben Sie?" |
Trennung |
„Das Ende einer Liebesbeziehung ist schmerzhaft. Allerdings müssen Sie beide jetzt weiter miteinander auskommen. Sich gegenseitig vor Dritten anzugiften und gar das Team auf die eigene Seite ziehen zu wollen, kann nicht geduldet werden. Für die kommende Zeit übertrage ich Ihnen deshalb neue, getrennte Aufgabenbereiche. Sollten weitere Schwierigkeiten bestehen, kommen Sie sofort zu mir." |
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