Ausbildungszeit: Ohne Richtlinien und Regeln geht es nicht
Manche Regel wie Nicht-zu-spät-zu-kommen wird Ihr Azubi hoffentlich dank seiner Schulzeit bereits kennen. Andere Unternehmensrichtlinien muss er erst erfahren, um sie beachten zu können. Machen Sie ihn mit den geltenden Unternehmensregeln – offiziellen wie inoffiziellen – vertraut. Dann verläuft die Ausbildungszeit reibungslos.
Verhaltensregeln: Die 5 Do’s und 5 Don’ts der Ausbildungszeit
Die 5 Do’s – Richtlinien, die Ihr Azubi mögen wird
Vermitteln Sie Ihrem Azubi das Gefühl für das System Unternehmen. Denn ein Unternehmen tickt anders als eine Schule. Die Unterschiede sind manches Mal groß:
- Trotz seiner Hierarchiestufen besitzt ein Unternehmen ein anderes Partizipationsgefüge als in den (meisten) Schulen. Mitarbeiter werden aufgefordert eigenständig und eigenverantwortlich zu handeln.
- Während in der Schule durch den Frontalunterricht des Lehrers der Schüler zum passiven konsumieren verleitet wird, soll der Azubi lernen eigenes Engagement zu entwickeln.
- In viele Entscheidungsprozesse werden die Mitarbeiter eingebunden. In der Schule wurden die Entscheidungen stets von oben getroffen.
- Kommunikation jeglicher Art wird gefordert und gefördert. Der Austausch im Team ist wichtig, während es in der Schule nur selten Gelegenheit zur Gruppenarbeit gibt.
Es gibt also viele Freiräume für Ihren Azubi zu entdecken, die er in dieser Form noch nicht kennt.
Richtlinie Nr. 1: Fehler sind erlaubt
Verankern Sie diese positive Regel sofort im Bewusstsein des Azubis. Anders als in der Schule, in der jeder Fehler rot markiert wurde und zu einer Verschlechterung der Note führte, sind nicht nur während der Ausbildungszeit, sondern im gesamten Berufsleben Fehler erlaubt. Sprechen Sie mit ihm über die existierende Fehlerkultur. Helfen Sie ihm dabei, sein Denken und auch sein Handeln beim Auftreten eines Fehlers zu ändern. Statt diesen zu verdammen, gar vertuschen zu wollen, sollte der Fehler jetzt als Lernchance begriffen werden.
Richtlinie Nr. 2: (Hinter-)Fragen ist erwünscht
Auch das Fragen will gelernt sein – und die eigene Scheu, Fragen zu stellen, sollte unbedingt abgebaut werden. Denn viel zu oft wird der Azubi, aus Angst als dumm eingestuft zu werden, schweigen, statt wichtige (Verständnis-)Fragen zu stellen. Nehmen Sie ihm diese Unsicherheit. Bitten Sie ihn Fragen jederzeit zu stellen. Wiederholen Sie diese Aufforderung so oft, bis der Azubi es als selbstverständlich ansieht, seine Fragen stellen zu können.
Führen Sie ihn gleichzeitig in die Kultur des Hinterfragens ein, indem Sie
- ihm selbst Fragen zu seinen Aufgaben stellen
- in Meetings mit dem gesamten Team konkrete Fragen zu diversen Themen diskutieren,
- das Team und damit auch Ihren Azubi bitten, sich zu einem bestimmten Arbeitsbereich Fragen zur Optimierung auszudenken.
Richtlinie Nr. 3: Eigene Meinung ist gefordert
Als Neuling wird sich Ihr Azubi vielleicht eher zurückhalten und Meetings oder Teamsitzungen lieber schweigend über sich ergehen lassen. Zur Förderung der Motivation und Integration ins Team sollten Sie ihn jedoch aktiv in die Diskussionen mit einbeziehen. Dies gelingt auf unterschiedliche Weise:
- Führen Sie kleine Gruppengespräche durch – abhängig vom Meeting -, deren Ergebnisse später im Plenum zusammengetragen und besprochen werden.
- Bitten Sie jeden im Team um eine kurze Stellungnahme zum Thema.
- Bilden Sie Zweiergruppen, die sich austauschen.
- Fragen Sie einzelne Mitarbeiter – auch Ihren Azubi – direkt nach deren Meinung. Allzu oft sollten Sie diese Variante allerdings nicht anwenden, weil sie zu sehr an die Schulzeit erinnert (Der Lehrer ruft den Schüler auf).
Richtlinie Nr. 4: Ideen freisetzen
Ihr Azubi ist zwar ein Neuling in seinem (zukünftigen) Beruf, aber er hat gerade dadurch einen unverdorbenen Blickwinkel auf unternehmerische Angelegenheiten. Zusätzlich ist er garantiert am Puls der Zeit bezüglich seiner Altersgruppe. Zapfen Sie diese schlummernden Ressourcen an. Fragen Sie nach Wünschen, Zukunftsträume und Vorstellungen. Lassen Sie ihn regelmäßig an Kreativitätssitzungen teilnehmen.
Richtlinie Nr. 5: Sich eigene (Lern-)Ziele setzen
Zweifelsfrei ist innerhalb der Ausbildung wie in der Schule dem Azubi vorgegeben, was er bis wann zu lernen und zu können hat. Und so fällt es dem einen oder anderen Azubi schwer, weiter als bis zum Ende der Ausbildungszeit oder im schlimmsten Falle bis zur nächsten Prüfung zu denken. Lenken Sie seine Aufmerksamkeit deshalb erst einmal auf Lernziele innerhalb der Ausbildungszeit. Besprechen Sie mit ihm, welche Lernetappen vorgesehen sind. Fordern Sie ihn auf, sich für den jeweiligen Tag bzw. die Woche eigene Lernziele zu formulieren, die ihn den einzelnen Lernetappen näherbringen werden.
Regen Sie in Gesprächen Ihren Azubi immer wieder dazu an, gezielt über seine eigene berufliche Zukunft nachzudenken. Zeigen Sie ihm auf, welche Aufstiegschancen und Karrieremöglichkeiten er in seiner Berufsbranche hat, gerade auch im eigenen Unternehmen. Je früher der Azubi begreift, dass seine Zukunft in seinen Händen liegt, um so besser wird er die Möglichkeiten, die ihm geboten werden nutzen und seine Ausbildungszeit erfolgreich beenden wollen.
Die 5 Don’ts: Regeln, die Ihr Azubi zu beachten hat
Grundlegende Regeln im Miteinander – auch wenn diese eigentlich selbstverständlich sein sollten – sind auch Bestandteil des Einführungsgespräches am ersten Tag und in Fällen von Regelverstößen, auch Gesprächsthema während seiner Ausbildungszeit.
Regel Nr. 1: Unentschuldigtes Fehlen
Sowohl am Arbeitsplatz, als auch in der Berufsschule sollte im Krankheitsfall sofort telefonisch Bescheid gegeben werden und spätestens bis zum dritten Tag die ärztliche Krankschreibung vorliegen.
Regel Nr. 2: Zuspätkommen
Unabhängig davon, ob in Ihrem Unternehmen Gleitzeit herrscht oder nicht, müssen Sie sich darauf verlassen können, dass der Azubi pünktlich erscheint. Häufen sich Fälle, in denen Ihr Azubi zu spät kommt, ist es ratsam, ein klärendes Gespräch mit ihm zu führen. Denn Staus und Verkehrsunfälle, die die Straßen blockieren oder wetterbedingtes Verkehrschaos sind die Ausnahmen, die beim Zu-spät-kommen toleriert werden.
Regel Nr. 3: Diebstahl
Sich am Eigentum des Unternehmens zu bereichern ist oberstes Verbot, das zu entsprechenden Konsequenzen führen kann. Erläutern Sie dem Azubi, dass es nicht allein um das Entwenden von Gegenständen geht, sondern dass auch geistiges Eigentum gemeint ist. Verdeutlichen Sie, was alles unter Betriebsgeheimnisse fällt wie beispielsweise Kundendaten, damit der Azubi die Reichweite seines (unbedachten) Plauderns über Firmeninterna in seiner Freizeit begreift.
Regel Nr. 4: Privattelefonate
Ob nun mit dem eigenen Handy oder mit dem Telefon der Firma, Privattelefonate werden nicht während der Arbeitszeit geführt.
Regel Nr. 5: Unhöfliches Auftreten
Umgangsformen sind gefordert. Von der korrekten Anrede und dem Sie, bis hin zu Danke und Bitte sagen, sowie den anderen ausreden lassen, sollte der Azubi die kulturellen und sozialen Gepflogenheiten beherrschen. Dazu gehört auch, niemanden anzubrüllen oder zu beleidigen. Weisen Sie Ihren Azubi auf eventuelle Fehltritte sofort hin, um so die Integration ins Team und ins Unternehmen sicherzustellen.
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