Flexible Arbeitszeitmodelle: Von Homeoffice bis Job-Sharing
Die klassische Arbeitszeit von 9 bis 17 Uhr scheint ausgedient zu haben. Immer mehr Arbeitnehmer legen besonderen Wert auf Flexibilität im Berufsalltag. In diesem Zusammenhang nehmen flexible Arbeitszeitmodelle, wie Teilzeit oder Homeoffice eine Schlüsselrolle ein.
Eine Umfrage des Arbeitgeber-Bewertungsportals kununu aus dem Jahr 2020 unter 4800 Arbeitnehmern im DACH-Raum untermauert das. Zu den wichtigsten Benefits eines Arbeitgebers zählen für 71 Prozent der Befragten demnach flexible Arbeitszeiten und für 55 Prozent die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Dabei profitieren nicht allein Arbeitnehmer von einer Flexibilisierung der Arbeitszeit. Unternehmen, die flexible Arbeitszeitmodelle individuell umsetzen und gestalten, präsentieren sich als attraktiver Arbeitgeber und können Mitarbeiter langfristig binden.
Welche flexiblen Arbeitsmodelle gibt es?
Neben den klassischen Arbeitszeitmodellen wie Vollzeit, Gleitzeit oder Schichtarbeit, die nur ein geringes Maß an Flexibilität gewährleisten, bieten flexible Modelle die Möglichkeit, die Arbeitszeit in einem weitaus größeren Spielraum zu gestalten. Beispiele für flexible Arbeitszeitmodelle sind unter anderem:
- Teilzeit und Altersteilzeit
- Homeoffice
- Job-Sharing
- Vertrauensarbeitszeit
- Sabbatical
Teilzeitarbeit
Bei der Teilzeitarbeit verteilt sich die wöchentliche Arbeitszeit entweder auf weniger Wochenstunden oder weniger Arbeitstage. Möglich ist beispielsweise eine Fünf-Tage-Woche mit einem festen, reduzierten Stundensatz oder eine Vier-Tage-Woche mit einer Stundenanzahl in Vollzeit. Eine Sonderform ist die Altersteilzeit, mit der vor dem Renteneintritt die Arbeitszeit verkürzt werden kann.
Homeoffice
Das Homeoffice hat insbesondere in der Corona-Krise an Bedeutung gewonnen und ermöglicht es Arbeitnehmern, flexibel von zu Hause oder einem anderen Ort aus zu arbeiten bzw. im Wechsel zwischen Homeoffice und Büro.
Job-Sharing
Beim Job-Sharing teilen sich zwei oder mehrere Arbeitnehmer einen Arbeitsplatz inklusive Verantwortungsbereiche und Arbeitszeit.
Vertrauensarbeitszeit
Die Vertrauensarbeitszeit basiert auf dem Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, wobei dieser seine Arbeitszeit eigenverantwortlich gestalten und einteilen kann.
Sabbatical
Mit einem Sabbatical können sich Arbeitnehmer für einen Zeitraum von drei bis zwölf Monaten unbezahlt beurlauben lassen, um sich weiterzubilden oder mehr Zeit für private Dinge zu haben.
Eine Übersicht zu den Arbeitszeitmodellen finden Sie hier.
Vorteile und Herausforderungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen können Arbeitnehmer Privatleben und Beruf besser miteinander vereinbaren und ihre Work-Life-Balance optimal gestalten. Indem sie ihre Arbeitszeit besser an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen können, sind sie leistungsfähiger, motivierter und weniger gestresst, was sich langfristig auf ihre körperliche und geistige Gesundheit auswirkt.
Arbeitgeber können sich mit flexiblen Arbeitszeitmodellen als innovativer und attraktiver Arbeitgeber präsentieren und sich einen Wettbewerbsvorteil beim Kampf um Fachkräfte sichern. Sie profitieren außerdem von geringeren Fehlzeiten sowie mehr Motivation und Produktivität der Mitarbeiter und können besser auf betriebliche oder personelle Veränderungen reagieren.
Allerdings erfordern flexible Arbeitszeiten eine ausgeprägte Selbstdisziplin und Selbstorganisation auf Arbeitnehmerseite. Darüber hinaus steigt die Gefahr von Wochenendarbeit oder Überstunden und dass sich Arbeit und Freizeit schlechter voneinander trennen lassen. Für Arbeitgeber besteht das Risiko, dass Arbeitnehmer nicht jederzeit auf Abruf bereitstehen oder flexible Arbeitszeitmodelle ausnutzen, um weniger zu arbeiten. Umso wichtiger ist die sorgfältige Planung und Organisation, auch wenn das oftmals höhere Verwaltungs- und Personalkosten bedeuten kann.
Tipps und Hinweise für die Umsetzung
Bei der Einführung ist zunächst zu klären, welche Art von flexiblen Arbeitszeitmodellen zu den betrieblichen Bedürfnissen und Wünschen der Mitarbeiter passen. Das lässt sich beispielsweise anhand von Dienstplänen, Produktions-, Öffnungs- und Servicezeiten sowie Befragungen der Mitarbeiter evaluieren. Zudem gilt es Verantwortlichkeiten für die Einführung zu klären und sich schließlich entsprechend der Anforderungen an Arbeitszeit und -ort auf ein oder mehrere geeignete Modelle zu einigen.
Für die Umsetzung sind Arbeitszeitkonten eine wichtige Voraussetzung, um die Arbeitszeiten zu erfassen, beispielsweise mit einer speziellen Software. Hierbei gilt es vorab ebenfalls zu klären, wie Minusstunden und insbesondere Überstunden abgegolten werden. Nach Einführung der Arbeitszeitmodelle gilt es regelmäßig Feedback bei Angestellten und Führungskräften einzuholen, um zu prüfen, ob es noch den jeweiligen Bedürfnissen entspricht.
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