Wertschätzende Führung: Beginnen Sie bei sich selbst
Wertschätzender Umgang mit Mitarbeitern: Gallup mahnt an
Jahr für Jahr offenbart der Gallup Engagement Index ernüchternde Zahlen: Die Mehrheit der Mitarbeiter weist eine niedrige oder mangelnde emotionale Bindung auf. Die Ursachen für diese Misere - so Gallup - sind zweifelsfrei vielfältig. Schlechtes Betriebsklima, Enttäuschung über die Firmenpolitik und Unzufriedenheit mit dem direkten Vorgesetzten werden genannt. Dabei wird ein Faktor besonders hervorgehoben: Die Anerkennung durch den Vorgesetzten, die fehlt oder unzureichend praktiziert wird.
Als Führungskraft sind Sie sich durchaus bewusst, welche Bedeutung die Anerkennung und Wertschätzung der Mitarbeiter besitzt. Und Sie werden Ihre Wertschätzung auch ausdrücken.
Allerdings – und dies ist ganz wichtig – können Sie sich bei dieser Führungsaufgabe tatsächlich noch verbessern. Beginnen Sie dafür bei sich selbst. Denn Wertschätzung zeigen ist im Grunde ein Prozess, der von innen nach außen verläuft.
Sich selbst eigene, positive Wertschätzung entgegenbringen: 3 Schritte
Schritt 1: Blockaden entdecken
Sich selbst und anderen Menschen Anerkennung und Wertschätzung entgegenzubringen fällt oft schwer. Dahinter steckt weder böser Wille noch das Ignorieren guter Leistung. Vielmehr haben die wenigsten es wirklich gelernt. Seit den frühen Kindertagen wurde der Fokus durch die Erwachsenen verstärkt auf das Negative und Misslungene gelenkt. Ein Lob war selten zu hören. Und sollten Sie dennoch einmal voller Stolz eine Leistung selbst gewürdigt haben, bekamen Sie als Antwort Worte wie beispielsweise „Eigenlob stinkt“ oder „Gib nicht so an“ oder „Stell dich nicht so in den Vordergrund. So besonders war dies gar nicht“ zu hören.
Solche prägenden Erfahrungen, die sich später wiederholten, verbauten jedoch langsam aber stetig den natürlichen Zugang zur Anerkennung und Wertschätzung der eigenen Person und anderer Menschen. Es fällt zum einen immer schwerer, Aspekte zu erkennen, die der Wertschätzung bedürfen, als auch zum anderen wertschätzende Worte zu denken und auszusprechen. Denn in den meisten Fällen wird dann sofort das innere negative Elternteil oder der innere Kritiker aktiviert, der vertraute Worte „Naja, war ja ganz nett, aber ein Lob ist es nicht wert“ äußert.
Nehmen Sie deshalb einmal bewusst innere Blockaden wahr. Fragen Sie sich:
- Welche Art der Anerkennung und Wertschätzung haben Sie in Ihrem Elternhaus erfahren?
- Wie oft wurden Sie und/oder Ihre Leistungen gelobt?
- Was wurde wertschätzend betrachtet und bewertet?
- Welche Aspekte erfuhren dagegen eine geringe oder keine Anerkennung?
- Wie wirkt sich dies jetzt auf Ihre wertschätzende Führung aus?
Schritt 2: Den Fokus verändern
Beginnen Sie gezielt, Ihre Perspektive neu auszurichten. Gehen Sie dabei langsam vor, um zu verhindern, dass Ihre inneren Anteile wieder „verbal-mental“ zuschlagen. Spüren Sie bei diesem Schritt stets in sich hinein, ob Ihnen die Auflistung wertschätzender Eigenschaften gerade gut tut oder Unbehagen erzeugt. Sollte Unbehagen entstehen, können Sie sicher sein, dass Sie gerade dabei sind, einen kritischen inneren Anteil aufzuscheuchen. In diesem Moment sollten Sie stoppen – und später weitermachen.
Ihre Wertschätzung benötigt einen anderen Fokus. Deshalb listen Sie auf,
- was Sie an sich mögen. Alles ist erlaubt, d.h. beispielsweise Ihre Haare, Ihre Augen, Ihre Art sich zu kleiden, wie Sie die Ruhe bewahren, dass Sie gut zuhören, mühelos Ideen freisetzen können.
- was Sie gut können. Ob Berichte schreiben, Autofahren, Englisch sprechen oder Ihre Mitarbeiter persönlich coachen, alles sollte Ihre Aufmerksamkeit erhalten.
Ergänzen Sie Ihre Listen, sobald Sie wieder etwas entdecken, das Ihre Wertschätzung verdient.
Schritt 3: Sich täglich selbst wertschätzen
Ihre beiden Listen sind sicherlich lang geworden. Wunderbar! Lesen Sie sie in Ruhe durch. Sprechen Sie laut oder gerne nur in Gedanken den folgenden Satz aus „Ich wertschätze an mir, dass ich …(beispielsweise) gut zuhören kann.“ Wiederholen Sie dies für jeden Aspekt, den Sie aufgelistet haben. Spüren Sie dieser eigenen Wertschätzung nach. Wie hat sich dies angefühlt? Hat es Sie mit berechtigtem Stolz erfüllt? Oder äußerte sich blitzschnell der innere Kritiker? Falls das letztere der Fall war, heißt es, üben, üben und üben – am besten täglich.
Reservieren Sie sich zu Beginn ruhig 15 Minuten pro Tag, an denen Sie Ihre Person und Ihre Leistungen loben und sich selbst Anerkennung entgegenbringen. Sobald dieses neue Verhalten gefestigt ist, werden Sie diese 15 Minuten nicht mehr benötigen. Denn – richtig – Ihnen fällt es leicht, Ihnen selbst wertschätzend zu begegnen – und zwar sofort, spontan, wann immer es angebracht ist.
Wertschätzung gegenüber dem Mitarbeiter zeigen – jetzt klappt`s
Ihre wertschätzende Haltung sich selbst gegenüber hat einen erstaunlichen Effekt. Sie werden mühelos wertschätzend führen können. Somit wird Ihre wertschätzende Führung optimiert, ohne dass es einer großen Anstrengung bedarf. Denn Ihr Lob und Ihre Anerkennung kommt wirklich von Herzen. Und dies werden Ihre Mitarbeiter spüren.
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