Mobbing: Was ist Mobbing?
Was ist Mobbing am Arbeitsplatz?
Viel zu oft wird Mobbing zu spät erkannt. Denn die Geschehnisse werden nur als Konflikt bewertet. Lernen Sie deshalb den Unterschied zwischen Mobbing und einem Konflikt kennen. Nur so können Sie gezielt einschreiten und Schlimmes verhindern.
Zwei Beispiele verdeutlichen Ihnen den Unterschied zwischen Mobbing und einem Konflikt. So können Sie den Unterschied leichter wahrnehmen.
Mobbing am Arbeitsplatz: Beispiel A:
Herr M. hatte eine heftige Auseinandersetzung mit seiner Kollegin Frau B. über deren zu laxe Arbeitsauffassung, die seiner Meinung nach die Zusammenarbeit im Team gefährdet. Seitdem beschränkt sich das kollegiale Verhältnis der Beiden nur noch auf das Dienstliche. Frau B. meidet ihn und kommuniziert mit ihm nur noch, wenn es für die Arbeit notwendig ist. Obwohl beide ihren Ärger gegenüber den anderen Teamkollegen kundtun und Herr M. dabei Frau B. auch öfters als „bequeme Drückebergerin“ bezeichnet, mischen sich die Teamkollegen nicht mit ein.
Ist dies Mobbing? Nein. Hier handelt es sich um einen Konflikt zwischen Frau B. und Herrn M.
Zum einen ist keiner der beiden in einer unterlegenen Position – der eines Mobbingopfers - sondern beide nehmen innerhalb des Teams weiterhin gleiche Stellungen ein.
Zum anderen verfolgt keiner der beiden das heimliche Ziel, den anderen loszuwerden.
Mobbing am Arbeitsplatz: Beispiel B:
In der Abteilung herrscht seit über einem halben Jahr Arbeitskräftemangel. Immer wieder sprechen die Mitarbeiter ihren Vorgesetzten auf den Arbeitsdruck und das hohe Arbeitsaufkommen an, das mit den wenigen Mitarbeitern nicht zu bewältigen sei. Doch der Vorgesetzte weist nur daraufhin, dass bisher doch alles zeitlich recht gut geklappt hat. Zwar mit einigen Verzögerung, aber diese seien nicht so dramatisch, als dass er sich bei der Geschäftsleitung um weiteres Personal kümmern müsste.
Die Mitarbeiter sind frustriert und verärgert. Diese Verärgerung wird verstärkt, weil eine Mitarbeiterin, Frau F., sich durch ein hohes und schnelles Arbeitspensum hervorhebt, mit dem die Arbeit immer gerade noch bewältigt wird. Mehrere Kollegen sprechen sie darauf an und bitten sie, ihr Arbeitstempo dem der anderen Kollegen anzupassen. Allerdings ändert sich daraufhin am Arbeitseinsatz von Frau F. nichts. Auch weitere Aufforderung der Kollegen führen zu keiner gemeinsamen Strategie.
Die Verärgerung über das hohe Arbeitsaufkommen und die Uneinsichtigkeit der Frau F. lässt die Stimmung schließlich kippen. Es wird nun offen gegen Frau F. vorgegangen. Sie wird nicht mehr in Gespräche eingebunden. Zu den mittäglichen Spaziergängen wird sie nicht länger mitgenommen. Generell wird sie nicht mehr gegrüßt. Und falls sie ihre Kollegen anspricht, wird sie erst einmal ignoriert, bevor ihr vielleicht geantwortet wird.
Ist dies Mobbing? Ja, der anfängliche Konflikt hat sich zum Mobbing am Arbeitsplatz entwickelt. Die Kollegen haben begonnen systematisch gegen Frau F. vorzugehen, sie wurde als Sündenbock für die anhaltend frustrierende Arbeitssituation auserwählt. Typische Mobbinghandlungen die eingesetzt werden: Frau F. wird ignoriert, in der Abteilung und im sozialen Miteinander isoliert und ausgeschlossen. Die Kollegen verfolgen ein heimliches Ziel: Sie wollen Frau F. entweder auf diese Weise zermürben, so dass sie doch noch einsichtig wird oder sie ganz loswerden.
Definition Mobbing
Diese beiden Beispiele verdeutlichen eins: Damit von Mobbing gesprochen werden kann, müssen einige konkrete Voraussetzungen erfüllt sein:
- Systematische Anfeindungen: Sei es in Form von sozialer Isolation, Beleidigungen, Intrigen, Verleumdungen bis hin zu Cyber Mobbing.
- Über einen längeren Zeitraum: Von mehreren Wochen, Monaten bis hin zu Jahren.
- Durch einen oder mehrere Kollegen, die aktiv das Mobbing betreiben und der Gruppe, die zuschaut oder es nicht wahrnehmen will und durch ihr passives Verhalten das Mobbing unterstützt. Mobbing durch Kollegen ist stets ein Gruppenphänomen, auch wenn es (vielleicht) nur von einem Kollegen betrieben wird. Das soziale Gefüge im Team oder in der Abteilung ändert sich durch den Mobbingprozess grundlegend und hat somit auf alle Auswirkungen, nicht nur auf das Mobbingopfer.
- Durch einen Vorgesetzten: Dies wird auch Bossing genannt.
- Zielorientiert betrieben, d.h. der Mitarbeiter oder Kollege soll beispielsweise seine Machtstellung im Team verlieren, soll sich freiwillig aus dem Team versetzen lassen oder freiwillig kündigen.
Mobbing am Arbeitsplatz: Arten von Mobbing erkennen
Die Formen von Mobbing sind vielschichtig. Auch kann der Mobber - der Mobbingtäter - sein Verhalten immer wieder variieren, so dass das Mobbingopfer bald nicht mehr weiß, wann es sich überhaupt einmal in Sicherheit wägen darf und Ruhe vor den Mobbing-Attacken hat.
In den achtziger Jahren führte der Arbeitspsychologe Heinz Leymann ca. 300 Interviews durch, aus denen er 45 typische Mobbinghandlungen ableitete, die er in fünf Kategorien einteilte. Diese wurden in den letzten Jahren jedoch erweitert – auf 100 Mobbinghandlung und zehn Kategorien:
- Angriffe auf die Möglichkeiten, sich mitzuteilen
- Angriffe auf die Arbeitsleistung
- Angriffe gegen den Bestand des Beschäftigungsverhältnis
- Destruktive Kritik
- Angriffe gegen die soziale Integration am Arbeitsplatz
- Angriffe gegen das soziale Ansehen im Beruf
- Angriffe gegen das Selbstwertgefühl
- Angriffe gegen die Privatsphäre
- Angriffe gegen die Gesundheit
- Versagen von Hilfe
Damit Sie als Führungskraft besser beurteilen können, ob eine Mobbinghandlung vorliegt, laden Sie sich unsere ausführliche Liste der 100 typischen Mobbinghandlungen herunter und machen Sie sich mit allen Möglichkeiten des Mobbing vertraut.
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