Die Alternative zur Existenzgründung: Eine Firma kaufen als Unternehmensnachfolge
Existenzgründung der anderen Art: Eine Firma kaufen als Unternehmensnachfolge
Sie haben ein Ziel: Sie wollen sich selbstständig machen und endlich Ihr eigener Chef sein. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es mehrere Optionen:
- Sie gründen ein eigenes Unternehmen.
- Sie werden ein Franchise-Partner in einem Franchise-Unternehmen.
- Sie treten die Unternehmensnachfolge an, indem Sie eine bereits existierende Firma kaufen.
Eine Firma kaufen – vieles spricht dafür
Die Chancen, als Unternehmensnachfolger eine gute Firma zu kaufen, waren niemals so günstig wie heute. Denn viele Unternehmer, Freiberufler (wie Steuerberater, Zahnärzte, Rechtsanwälte usw.) oder Handwerksbetriebe suchen händeringend nach einem Nachfolger für das eigene Unternehmen. Die Ursache für dieses Dilemma, in dem viele Betriebe stecken, ist, dass sich die eigenen Kinder längst nicht mehr so wie in der Vergangenheit für die Übernahme des Familienbetriebes interessieren und lieber eigene berufliche Wünsche realisieren.
Der Firmeninhaber und Firmengründer muss somit neue Wege bei der Nachfolgeregelung gehen. Wird somit der Nachfolger außerhalb der eigenen Familie gesucht, führt dies meist zu einem Unternehmensverkauf –und dies ist Ihre Chance auf dem Weg zur Selbstständigkeit. Denn neben dem Vorteil, dass Sie heutzutage aus einem großen Pool von Firmenangeboten wählen können, gibt es viele weitere, die für die Unternehmensnachfolge sprechen:
- Das Unternehmen verfügt über eingearbeitete Mitarbeiter – Sie müssen keine suchen, auswählen und anleiten.
- Die Firma besitzt einen Kundenstamm – Sie müssen sich keinen aufbauen.
- Der Firmenname ist bekannt – Sie müssen den Namen nicht lange etablieren.
- Es gibt eine bestehende Produkt – bzw. Dienstleistungspalette – Sie können auf diese aufbauen.
- Das Unternehmen ist am Markt etabliert – Sie müssen sich nicht erst gegenüber der Konkurrenz durchsetzen.
- Es gibt keine Anlaufkosten – Sie müssen „nur“ den Preis für die Betriebsübernahme zahlen.
- Die Fehler und Risiken der Existenzgründung sind minimiert – Sie profitieren von der Erfahrung des Vorbesitzers.
- Das Wissen und das Knowhow des Vorbesitzers können angezapft werden – Sie müssen nicht alles selbst eruieren.
Unternehmensnachfolge statt Existenzgründung: 7 Tipps, auf Sie achten sollten
Tipp 1: Zahlen und Fakten prüfen
Bevor Sie sich endgültig für die Unternehmensnachfolge in einem bestimmten Betrieb entscheiden, müssen Sie eins tun: Prüfen, analysieren und auswerten – und zwar die
- Bilanzen der letzten 10 Jahre, um die Entwicklung der Firma gut nachvollziehen zu können.
- Gewinn- und Verlustrechnungen.
- Gewinnerwartungen.
- Umsatz- und Renditeerwartungen.
Bitten Sie auch um eine Aufstellung der Investitionen der letzten 10 Jahre und lassen Sie sich aufschlüsseln, welche Investitionen – beispielsweise in die Erneuerung des Maschinenparks – anfallen. Legen Sie diese Zahlen gegebenenfalls einem Experten (Steuerberater oder Unternehmensberater) vor.
Tipp 2: Die Kundenpolitik aufschlüsseln lassen
Ein vorhandener Kundenstamm wird Ihnen bei einer Unternehmensnachfolge garantiert. Doch diese Garantie sollten Sie niemals unbesehen akzeptieren. Prüfen Sie,
- wie viele A-Kunden es gibt und wie oft diese in welchen Auftragshöhen bestellen.
- wie viele B-Kunden es gibt und wie hoch deren Umsatz ist.
- wie viele C-Kunden das Unternehmen hat und welche Potenziale in diesen stecken.
- welche Art der Kundenbindung und Kundenpflege praktiziert wurde, um so die Stärken und Schwächen innerhalb des Clienting zu erfassen.
Tipp 3: Lieferantenverträge einsehen
Durch den Einblick in die Bilanzen und die Gewinn-/Verlustrechnungen werden Sie erfahren haben, welche Kosten die einzelnen Lieferanten monatlich verursachen. Bitten Sie um Einsicht in die bestehenden Lieferantenverträge, um erkennen zu können, welche Vereinbarungen und Konditionen ausgehandelt wurden. Denn hier finden Sie in der Regel ein hohes Potenzial an Einsparmöglichkeiten.
Tipp 4: Mitarbeiterstamm hinterfragen
Sie werden als potenzieller Nachfolger kaum einen Einblick in die Personalakten der Mitarbeiter erhalten. Dennoch sollten Sie sich so viele Informationen über die Mitarbeiter beschaffen, wie Ihnen möglich ist. Fragen Sie nach
- der Altersstruktur der Belegschaft.
- der Zusammensetzung der Teams – homogen oder heterogen.
- dem Frauenanteil im Unternehmen.
- den Weiterbildungsmaßnahmen, die durchgeführt wurden.
- dem Führungsstil, der angewandt wurde.
Nur so können Sie einschätzen, mit welchen Vorzügen, als auch potenziellen Problemen Sie rechnen müssen.
Tipp 5: Die Firmenhistorie ergründen
Jedes Unternehmen hat seine eigene Geschichte. Diese Geschichte erwerben Sie als Unternehmensnachfolger ebenso wie das Unternehmen - und deshalb sollten Sie diese nicht einfach ignorieren. Denn sowohl die Belegschaft, als auch die Kunden werden an diese Geschichte anknüpfen: „Dies hat der Vorbesitzer aber ganz anders gemacht“.
Lassen Sie sich ruhig ein wenig die Firmenhistorie erzählen, um so zu verstehen, welche Ziele und Werte verfolgt wurden, die auch heute nach wie vor gelten werden. Prüfen Sie in diesem Rahmen, ob sich diese Ziele und Werte mit Ihren Vorstellungen decken.
Tipp 6: Die Konkurrenz sondieren
Seit der Gründung dieser Firma, in der Sie eventuell die Unternehmensnachfolge antreten werden, hat sich auf dem Markt viel verändert. Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre Konkurrenz
- in der unmittelbaren Umgebung.
- in den angrenzenden Gewerbegebieten.
- im Internet.
Prüfen Sie in diesem Zusammenhang auch das Marketing des Unternehmens. Welche Strategien werden verfolgt, um sich gegenüber der Konkurrenz durchzusetzen? Wie erfolgreich waren diese?
Tipp 7: Nachfolgeregelung festlegen
Definieren Sie Ihre Vorstellungen, die Sie an eine Nachfolgeregelung knüpfen, d.h.
- legen Sie fest, ab wann Sie das Unternehmen übernehmen wollen.
- klären Sie, ob der Vorbesitzer für einige Zeit (ein Monat bis zu einem halben Jahr) Ihnen bei der Nachfolge zur Seite steht.
- wie der Kaufpreis gezahlt werden muss – entweder sofort oder als Rentenzahlung.
- welche Leistungen in diesem Kaufpreis enthalten sind.
Ziehen Sie bei der Formulierung des Kaufvertrages einen Experten – Juristen oder fachkundigen Steuerberater – zu Rate.
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