Deutsches Jobwunder: Mitbestimmung sorgt für Beschäftigungssicherung
Kein Jobwunder ohne betriebliche Mitbestimmung
Eine aktuelle Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass sich das deutsche Jobwunder nicht einfach auf andere Länder übertragen lässt. Denn entscheidend für den Erfolg war eine spezifische Kultur der Arbeitsbeziehungen - und Institutionen wie z. B. das deutsche Modell der Mitbestimmung.
In der auf die Finanzkrise folgenden Rezession schrumpfte die deutsche Wirtschaft von Anfang 2008 bis Mitte 2009 um rund sieben Prozent. Entgegen den Erwartungen kam es aber nicht zu Massenentlassungen, weil die Beschäftigten weniger arbeiteten und somit ihre Arbeitsplätze erhalten blieben. Neben der vom Staat geförderten Kurzarbeit setzten die Unternehmen vor allem auf andere Instrumente für interne Flexibilität: den Abbau von Überstunden, den Einsatz von Arbeitszeitkonten und eine verkürzte Arbeitszeit. Wie die Kurzarbeit verhinderte jedes der drei Instrumente den Abbau von rund 250.000 Stellen. Diese Instrumente lassen sich jedoch nicht kurzfristig durch politische Reformen in einem Land einführen. Sie beruhen entweder auf Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen. Diese kollektivrechtlichen Regelungen sind Teil einer spezifischen Kultur der industriellen Beziehungen. Die Analyse des IMK kommt zu dem Ergebnis, dass die interne Flexibilisierung in Deutschland vor allem deshalb funktioniert hat, weil es ein seit Jahrzehnten erprobtes Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten gibt. Diese Sozialpartnerschaft sei insbesondere im industriellen Sektor ausgeprägt, den die Krise am stärksten traf. Dort operierten Gewerkschaften und Betriebsräte nach wie vor auf Augenhöhe mit den Arbeitgebern, so die Forscher.
Hier finden Sie die gesamte Studie Macroeconomic Implications of the German Short-time Work Policy during the Great Recession.
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