Arbeitgeberattraktivität: Die Unternehmensvision – Der Lockstoff für junge Talente
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, sich für den „War for Talents“ zu rüsten, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Ob dies am Ende aufgeht, hängt häufig davon ab, ob das Unternehmen hält, was es verspricht. Gerade junge Talente finden Nachhaltigkeit wichtig und wollen den Sinn hinter der Sache erkennen, ihre eigenen Werte leben und Spaß bei der Arbeit haben. Hier kann der Mittelstand punkten; denn das größte Pfund gegenüber Großunternehmen sind der Gestaltungsspielraum und die Individualität der KMU.
Dieser Vorteil, Persönlichkeit zeigen zu können, ist gleichzeitig auch die größte Herausforderung. Wenn es nicht gelingt, sich eindeutig zu positionieren und eine klare Zukunftsvision zu vermitteln, dann verschwimmt das Unternehmen im Einheitsbrei der Vielen.
In einer dreiteiligen Serie beleuchten wir die Herausforderungen und Chancen mittelständischer Unternehmen und führen sie Schritt für Schritt zu ihrer eigenen Vision mit Machtpotential!
Lesen Sie im ersten Teil der Serie, welche Chancen kleine und mittelständische Unternehmen bei der Suche nach jungen Mitarbeitern vergeben.
Teil 2: Die Unternehmensvision – Der Lockstoff für junge Talente
Im Grunde ist die Situation für die meisten kleinen und mittelständischen Unternehmen gleich. Sie alle kämpfen mit den Herausforderungen von Digitalisierung, Globalisierung und der immer größer werdenden Konkurrenz und der vermeintlichen Attraktivität der Global-Player. Das ist der Fakt. An dieser Stelle haben alle dieselbe Ausgangssituation und auch dieselben Chancen. Dass es in Bezug auf die Herausforderungen Hausaufgaben zu machen gilt, wissen die Unternehmen und einigen gelingt das auch recht gut. Die Frage ist: Reicht das? Ich behaupte: Nein. Denn wenn es um Menschen geht, die Sie für Ihre Firma gewinnen wollen, braucht es mehr. Es braucht Ihre Unternehmenspersönlichkeit, das was Sie nach Innen und Außen strahlen lässt. Sie brauchen diesen einmaligen Fingerabdruck, den man nicht kopieren kann. Und dieser verbirgt sich im „Warum“ Ihres Unternehmens und in Ihren Werten.
Auch potentielle Bewerber lassen sich von einer gemeinsamen Wertvorstellung und einer erkennbaren Vision anziehen, weil es ihnen so möglich ist, abzuschätzen, ob sie sich damit identifizieren können und ob das Unternehmen zu ihrem Lebenskonzept passt.
Vielen Unternehmen ist ihr „Warum“ im Laufe der Zeit verloren gegangen, weil sie sich zu sehr mit dem „Wie“ beschäftigt haben und für das „Warum“, die Vision keine Zeit geblieben ist. Da dies ein schleichender Prozess ist, merkt man ihn oft zu spät. Sie können das mit dem bekannten „Boiled-Frog-Effekt“ vergleichen. Der Frosch bleibt im Wasser sitzen, das nur langsam erhitzt wird, bis es kocht – und er damit. Damit das nicht passiert, braucht es ein paar essentielle Stellschrauben: Ganz oben steht Ihre Vision. Das ist aber kein emotionsloses Gebilde, das vernünftig formuliert wird, sondern es braucht Herz, es muss Sie emotional erwischen. Wenn die Unternehmensvision Emotionen auslöst, hat sie Mitmachpotential und viele Menschen bekommen Lust, sich dafür einzusetzen und daran mitzuarbeiten. Wichtig ist auch, dass sie bildlich vorstellbar ist, uns durch die Leidenschaft, die sie hervorruft motiviert. Es geht um das große Bild der gelungenen Zukunft oder den Traum des Unternehmers, wie zum Beispiel den eines klassisch mittelständischen Unternehmens, das Treppenlifte herstellt und es sich auf die Fahne geschrieben hat, Menschen im Alter beweglich zu machen und ihnen Selbstbestimmung und Flexibilität zu schenken.
Wenn Sie sich Ihrer Vision bewusst sind, können Sie diesen Spirit auch in Ihr Unternehmen tragen. Das Ursache-Wirkung-Modell der Samhammer AG zeigt, wie es funktionieren kann: Zuerst einmal muss ich mir als Unternehmer oder Führungskraft Klarheit über meine Ziele und Visionen verschaffen. Wo will ich hin? Was treibt mich an? Dann kann ich diese Erkenntnisse auch ins Unternehmen tragen und mir Gedanken machen: Was bedeutet das für uns als Firma? Diese Vorgehensweise hat dann einen enormen Einfluss auf die gewünschten Ergebnisse.
Quelle: Samhammer AG
Auch Andreas Nau, Geschäftsführer des mittelständischen Softwareunternehmens easySoft, hat sich Gedanken über seine Firma gemacht und wurde mit seinen beiden Kollegen als Arbeitgeber des Jahres ausgezeichnet. Aber sein Unternehmen war nicht immer von Erfolg gekrönt, es lief eher so dahin. Erst als easySoft kurz vor der Pleite gestanden hatte, sah sich Andreas Nau gezwungen, das Ruder herumzureißen und tat damit einen lange notwenigen Schritt: „Die Vision fehlte als alles entscheidende Ausrichtung. Wir ließen uns wie ein Stück Treibholz treiben. Wir machten viel, aber viel machen bedeutet nicht, dass es sinnvoll ist.“ Sagte er mir im Interview. Mit einer eindeutigen Vision und seiner erstellten Traum-Ziel-Mindmap fanden er und seine Mitarbeiter wieder zurück auf den Weg und sind rentabler als je zuvor.
Die Arbeit am statt im Unternehmen hat sich für Andreas Nau genauso ausgezahlt wie für den Multiunternehmer Mike Fischer, der unter anderem eine Fahrschule, einen Pizzalieferdienst und ein Bauunternehmen besitzt. Es war ihm bewusst: „Es ist egal, was du tust im Leben, es ist alles schon erfunden und es ist alles schon da.“ Also machte er sich auf die Suche nach den Dingen, die seine Unternehmen einzigartig machen. „Was zum Teufel mache ich anders als die anderen? Das ist die entscheidende Frage, die mich angetrieben hat. Und als ich die beantwortet hatte, habe ich losgelegt.“ Seine Mitarbeiter sollten auf Spielplätzen statt an Arbeitsplätzen sitzen. In seiner Vision ist er inspirierender Diener für sie und lädt ihre Arbeitsplätze mit Eigenverantwortung auf. Auch er wurde Arbeitgeber des Jahres.
Der Hochschulprofessor Simon Sinek hat herausgefunden, wie man am Denken, Handeln und Sprechen von Führungskräften wie Andreas Nau und Mike Fischer unternehmerischen Erfolg ablesen kann, denn sie kommunizieren alle gleich: Sie beginnen mit dem „Warum“. Sie erklären nicht zuerst, was ihr Unternehmen tut, sondern warum. Leute folgen ihnen deshalb, weil sie inspiriert sind von der Idee, die hinter der Firma für Treppenlifte, dem Softwareunternehmen oder der Fahrschule steht.
Wann haben Sie sich zuletzt Zeit genommen, das „Warum“ Ihres Unternehmens zu überprüfen?
Quelle: Simon Sinek
Wir machen uns zu viele Gedanken um das „Was“ und das „Wie“ unserer Arbeit anstatt zu fragen: Warum? Wenn das „Warum“, die Motivation klar ist, klären sich viele Dinge von alleine. Auch die Mitarbeitersuche gestaltet sich wesentlich einfacher, weil ein Unternehmen, das weiß, welche Ziele es hat, mehr potentielle Bewerber in seinen Bann zieht. Jede Führungskraft und jeder Mitarbeiter funktioniert automatisch als Botschafter für Neuzugänge. Ändern Sie den Spirit in Ihrem Unternehmen und punkten Sie bei jungen Talenten!
Im dritten Teil der Serie erfahren Sie, wie Sie in Ihrem Unternehmen den Change of Spirit vollziehen und Ihre eigene Vision entwickeln können.
Das Buch zum Thema:
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