Stressmanagement: Strategie gegen den Burn-out
Warum so wenige Menschen ihre Arbeit lieben
„Why you hate work“ – warum Sie es hassen, zur Arbeit zu gehen: So lautet der provokante Titel einer Geschichte, die vor Kurzem in der „New York Times“ veröffentlicht wurde.
Das Thema: Warum so wenige Menschen ihre Arbeit lieben.
Die Fakten: Eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Gallup ergab, dass in den 142 untersuchten Ländern nur eine verschwindende Minderheit – 13 Prozent! – sich in ihrem Job voll engagiert. Ein Problem, das nicht nur niedrige und mittlere Angestellte betrifft, sondern auch Führungskräfte. Wie zum Beispiel Luke Kissam, einen CEO des US-Chemiegiganten Albemarle, der zu einer Gruppe von 72 Entscheidern gehört, die von der Harvard Medical School befragt wurden.
Das erschreckende Ergebnis: Bei allen sind Anzeichen für einen Burn-out zu erkennen.
Man versucht, sich um alles zu kümmern – und schafft fast nichts
Letztlich gilt es für einzelne Angestellte und Entscheider, aber auch für ganze Teams, Strategien zu finden, die dabei helfen, dass jeder seine persönliche Balance findet. Hier greift dann der andere vielbenutzte Begriff von der Work-Life-Balance. Denn das Problem ist häufig, dass sich Menschen in verantwortlichen Positionen hin- und hergerissen fühlen zwischen ihren Aufgaben im Job und ihrem Privatleben. Das bestätigt Luke Kissam in der „New York Times“: „Ich hatte das Gefühl, dass, was auch immer ich getan habe, ich stets woanders gebraucht wurde. Es fühlte sich an, als würde ich die ganze Zeit jemanden betrügen – meine Familie, meine Firma, mich selbst. Ich konnte mich auf nichts fokussieren.“
Stressmanagement bedeutet, den Druck aus dem Leben zu nehmen, negativen Stress zu vermeiden. Dabei wollen immer mehr Firmen helfen, indem sie die grundlegenden Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter erfüllen: das Gefühl, gebraucht zu werden, etwas Wichtiges zu tun, nicht nur ein austauschbares Rädchen im Getriebe zu sein. Wenn Unternehmen es schaffen – ob durch Coaching-Maßnahmen oder Umstrukturierungen – ihren Mitarbeitern ein Umfeld zu schaffen, in dem sie ihre Kreativität ausleben können, steigt auch die Produktivität und der Profit. Und deshalb sind diese Maßnahmen nicht nur ein Benefit für die Mitarbeiter, sondern ein entscheidendes Unternehmensziel.
Voraussetzungen für gelungenes Stressmanagement
Falls Sie aktuell Interesse an einem Coaching haben, sollten Sie sich zunächst fragen, wo genau Ihre Probleme liegen und was Sie erreichen wollen.
- Arbeiten Sie zu viel?
- Können Sie sich auch in Ihrer Freizeit nicht entspannen?
- Fühlen Sie sich unausgeglichen und leer?
Beim gelungenen Stressmanagement kann Ihnen übrigens auch Ihre Krankenkasse helfen. Ein erster Schritt könnte also der Besuch einer Krankenkassen-Website sein. Hier ist zum Beispiel die Seite der Techniker Krankenkasse zu empfehlen, die eine 56-seitige Broschüre mit allem bereitstellt, was Sie im ersten Schritt zum Thema wissen müssen.
Um zu prüfen, ob Sie Burnout gefährdet sind, führen Sie unseren Selbsttest "Selbsttest: Sind Sie Burnout gefährdet?" durch.
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Kommentare
Es wäre zunächst einmal
Es wäre zunächst einmal interessant, Otto Normalverbraucher auf der Straße zu befragen, was denn er zum Thema Burn Out zu berichten hätte und wie er dieses Wort übersetzen würde.
Zum Thema Übersetzung wissen wir ja, dass wir als Deutsche sehr gerne und bei fast jeder sich bietenden Gelegenheit Anglizismen übernehmen. Das klingt modern und zeitgemäß – nicht nur bei Krankheiten, sondern auch in der Werbung oder in Arbeitszusammenhängen, um nur einige Beispiele zu nennen. Es gibt inzwischen eine Reihe von Untersuchungen, die zum Teil mit komödiantischem Potenzial belegen, dass ein Großteil von uns Deutschen schon größere Probleme mit der korrekten Übersetzung hat.
Nun, oben genannter Otto würde – da so oft in mancher Munde und auch gut als Thema für Pläusche an der Oberfläche geeignet – eventuell wissen, dass wir hier von Ausgebranntsein sprechen.
Was Otto sonst noch zum Thema beizutragen hätte, darüber lässt sich natürlich auch nur spekulieren. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass auch Otto weiß: einen Burn-Out hat man sich nach guter deutscher Tradition hart erarbeitet. Das wertet diese Krankheit natürlich erheblich auf und macht es leicht, sich dazu zu bekennen. So ein bisschen Burn-Out hat ja nahezu jeder Mensch, denn wer würde nicht von sich behaupten, viel und hart zu arbeiten?
Eine neue Bezeichnung für längst Bekanntes und Erforschtes bietet aber nicht nur Otto ein willkommenes Gesprächsthema, sondern auch der Pharmaindustrie lukrative Anreize für die Entwicklung wirksamer Medikamente.
Wenn man weiß, dass sich hinter dem Ausgebranntsein nichts anderes verbirgt als eine Kombination aus Stress und Depression – beides ist gut erforscht und entsprechende Stressabbautechniken und Antidepressiva sind bekannt und vorhanden -, dann ist das neue Wort Burn-Out schnell entzaubert. Wobei: auch Depressionen sind ja seit einigen Jahren durchaus gesellschaftsfähig. Nur, dass sie bislang nicht in dem Ruf standen, hart erarbeitet worden zu sein.
So ein bisschen Stress und Depression gekleidet in einen schicken Anglizismus gönnt man sich gerne. Das macht interessant und man ist „in“.
Wehe aber demjenigen, der tatsächlich ernsthaft an dieser fatalen Kombination erkrankt. Von Menschen, die in tiefen depressiven Tälern versinken und mit ernsthaften Folgen stressinduzierter Symptome zu kämpfen haben, kehrt sich der gesellschaftskonforme Otto leider dann doch häufig ab.
Claudia Frost