Denkmuster durchbrechen: Eigentlich würde ich gerne...
"Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach." Dieses wohlbekannte biblische Zitat zeigt, wie schwer es schon immer den Menschen fällt, einmal gefasste Vorsätze auch wirklich einzuhalten.
Eigentlich würde ich gerne...
Kommt Ihnen folgender Gedanke bekannt vor: „Eigentlich wollte ich mich jetzt besser ernähren, endlich mal das Gesunde essen und nicht immer das ungesunde Zeug."
Aber wieso haben Sie dann gerade die extragroße Pizza mit Käse bestellt und nicht den Fitness-Salat?
Oder Sie wollen eigentlich endlich mehr für Ihren Körper und Ihre Fitness tun, sich mehr bewegen und Sport treiben?
Doch wieso stehen Sie dann am Fahrstuhl und laufen nicht die drei Etagen?
Und heute morgen haben Sie sich im Bett gemütlich umgedreht und weitergeschlafen, anstatt wie geplant zu joggen?
Was geht da in unserem Kopf vor?
Welche Denkmuster lenken uns von unserem ernst gemeinten Vorsatz ab und bringen uns dazu, eine Entscheidung zu treffen, die wir ja eigentlich gar nicht treffen wollten, zumal wir wissen, dass sie ungünstig für uns ist?
Schauen wir uns das Dilemma am Beispiel der Pizza an: Wie kommt es dazu, dass jetzt nicht der gesunde Fitness-Salat vor uns steht?
Verantwortlich dafür ist mindestens eines der folgenden vier Denkmuster:
- „Ach, ich bin ja heute morgen schon beim Frühstück schwach geworden und habe zwei Brötchen mit Nutella gegessen – der Tag ist jetzt sowieso gelaufen. Na ja, ich lege dann morgen so richtig los mit der gesunden Ernährung. Dann kann ich jetzt ruhigen Gewissens noch eine Pizza bestellen.“ – In der Forschung nennt man das übrigens auch den „What-the-hell-Effekt“ - beim ersten kleinen Ausrutscher schicken Sie gleich Ihre ganzen guten Vorsätze zum Teufel.
- „Ich bin ein gesundheitsbewusster Mensch, und das habe ich ja schon bewiesen. Schließlich habe ich heute morgen zum Frühstück bereits ein gesundes Früchtemüsli gegessen. Dass ich nicht auf meine Gesundheit achte, kann ich mir jetzt wirklich nicht vorwerfen lassen. Da kann ich jetzt auch ruhig eine große Pizza bestellen.“
- „Das Angebot in diesem Restaurant ist wirklich super. Hier gibt es so viele tolle, gesunde Sachen. Sogar Wildkräutersalat und Löwenzahn mit Sprossen sind in der Vitrine. Also wenn ich in Zukunft häufiger hierher komme und esse, dann wird es mir leicht fallen, mich gesund zu ernähren. Das sind wirklich gute Aussichten. Na ja, da kann ich jetzt ruhig noch mal eine Pizza bestellen.“
- „Man muss sich ja auch mal etwas gönnen. Das Leben soll ja Spaß machen. Wenn ich immer verzichten soll, habe ich ja gar keinen Genuss mehr.“
Auf die Sichtweise kommt es an
Grundsätzlich liegt bei diesem letzten aufgeführten Punkt ein gefährliches Fehldenken vor. Einen Fitness-Salat zu essen ist ein Genuss – er ist keine Strafe und auch kein Verzicht.
Treppen zu laufen macht Spaß, Sie bekommen dadurch einen knackigen Po.
Beim morgendlichen Joggen erleben Sie, wie die Natur erwacht, Sie hören die Vögel, Sie riechen die Bäume, die Wiese, sehen den Sonnenaufgang, eine herrliche Landschaft und die Veränderung durch die Jahreszeiten. Das ist Genuss für alle Sinne - Ihr Körper, der Tempel der Seele, wird es Ihnen danken, dass Sie ihn so reich beschenken.
Achten Sie hier also auf Ihre Gedanken, wie Sie Ihren gefassten Vorsatz bewerten. Der Salat ist gegenüber der Pizza betrachtet mindestens ebenbürtig. Und das Joggen in der Natur ist im Vergleich zum Kuscheln im Bett mindestens genau so wunderbar. Es kommt hier tatsächlich auf die Sichtweise an, inwiefern Sie bereit sind, auch die positiven Aspekte einer Sache zu sehen.
Der zentrale Fehler, den alle vier Begründungen gemeinsam haben, besteht darin, dass wir gerne so tun, als ginge es bei der jeweiligen Entscheidung nur um einen irrelevanten Einzelfall. Wir denken: „Natürlich möchte ich mich grundsätzlich gesund ernähren, doch das hat doch nichts mit dem einen Schokoriegel zu tun, den ich mir jetzt gerade mal gönne.“
Kennen Sie den Satz von Ödön von Horvàth: „Eigentlich bin ich ganz anders, ich komme nur so selten dazu“? – Übertragen gesagt: „Eigentlich ist mir meine Gesundheit wichtig, aber bei all den Einzelfällen, bei denen ich mich dann doch für die Pizza, den Schokoriegel oder den Aufzug entscheide, da muss ich dann doch noch ein bisschen warten, bis es endlich soweit ist.“
Wie kommen Sie jetzt aus diesem Verhaltensmuster raus? – Stellen Sie sich genau in dieser Situation - unbedingt bevor Sie die Pizza bestellen, den Schokoriegel aus der Schublade ziehen, sich im Bett noch mal umdrehen oder in den Aufzug steigen - folgende Frage: „Möchte ich, dass diese Einzelfallentscheidung, die ich jetzt gerade treffe, zu einer Gewohnheit wird, sodass ich mich in nächster Zeit immer so verhalte?“
Hinterfragen Sie Ihre Gewohnheiten
Machen Sie sich klar, dass diese vielen Einzelfallentscheidungen zur Gewohnheit werden. Hinterfragen Sie gründlich, ob Sie diese Gewohnheit wirklich in Ihrem Leben haben wollen. Wenn Sie das nicht wollen, dann tun Sie dank Ihrer Willenskraft und inneren mentalen Stärke das, was wirklich gut für Sie ist. Überlegen Sie sich auch, was Sie sich lieber in Ihrem Leben zur Gewohnheit machen wollen.
Wenn Ihre guten Vorsätze dann erst einmal zur Gewohnheit geworden sind, dann können Sie auch einmal eine Ausnahme machen und im Aufzug stehend in Ihren Schokoriegel beißen.
Hier finden Sie weitere Beiträge zu unserem Projekt Kurswechsel: Frischer Wind für Business und Karriere.
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