Besser zuhören, aufmerksam lesen: Vermeiden Sie typische Denkfehler
Zuhören und Lesen: Vorsicht vor dem „Wenn-dann-Prinzip“
Ihr Gehirn selektiert eingehende Informationen. Dabei greift Ihr Gehirn auf hilfreiche Denkmodelle zurück, die es dabei unterstützen, in der großen Informationsflut alles verarbeiten zu können. Eins dieser Denkmodelle ist das „Wenn-dann-Prinzip“: Wenn eine bestimmte Situation eintritt, die Sie in ähnlicher Weise schon einmal erlebt oder bewältigt haben, wissen Sie sofort, was dann zu tun ist.
Diese Filterung setzen Sie auch beim Lesen oder Zuhören ein, so dass verständlicherweise Denkfehler entstehen. Denn während Sie nach den ersten Worten, die Ihr Kollege gesprochen hat, bereits nach dem „Wenn-dann-Prinzip“ gedanklich einordnen oder den Satz gedanklich sogar vervollständigen, hören Sie nicht mehr richtig zu. Beim Lesen, obwohl Sie die Worte schwarz-auf-weiß vor sich sehen, kann dieses Phänomen auch eintreten. Sie greifen den geschriebenen Worten vor und sind dann vielleicht manches Mal überrascht, wenn Sie plötzlich mit nicht nachvollziehbaren Gedanken konfrontiert werden.
Besser zuhören, aufmerksam lesen: Testen Sie sich
Beantworten Sie die folgenden Fragen spontan schriftlich:
- Ein Arzt gibt Ihnen nach seiner Untersuchung fünf Tabletten und sagt zu Ihnen „Nehmen Sie alle 30 Minuten eine Tablette.“ Für wie lange reichen die Tabletten?
- Wie viele Tiere jeder Art hat Moses mit auf die Arche genommen?
- Einige Monate haben 31 Tage, andere 30 Tage. Wie viele Monate haben 28 Tage?
- Wie hat Indien seine Unabhängigkeit durch Mandela erreicht?
Die Antworten lauten:
- Zwei Stunden. Denn Sie nehmen die erste Tablette sofort, dann nach 30 Minuten die zweite, nach einer Stunde die dritte, nach 90 Minuten die vierte und nach zwei Stunden die fünfte. Der Denkfehler war ein Rechenfehler: 5 mal 30 gleich 150 Minuten gleich 2,5 Stunden.
- Kein einziges. Denn Moses hat weder die Arche gebaut, noch Tiere mit auf diese genommen. Der Denkfehler setzte ein, als Sie sich auf die Anzahl der Tiere konzentrierten und dann den Namen einfach überlasen.
- Jeder Monat hat 28 Tage, nicht nur der Februar. Der Denkfehler entsteht durch die Fokussierung auf die 28 Tage, mit denen sofort der Monat Februar assoziiert wird.
- Gar nicht, denn es war Gandhi und nicht Mandela, der Indien durch sein Fasten und diverse Aktionen des zivilen Ungehorsams die Unabhängigkeit brachte.
Mein Tipp:
Besser zuhören und aufmerksam lesen ist also auch eine Frage der Offenheit im Geiste. Trainieren Sie sich gerade in wichtigen Gesprächen und bei wichtiger Lektüre, nicht vorzudenken oder bereits nach den ersten Worten Schlussfolgerungen zu ziehen.
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