Mitarbeiterführung: Besser führen mit vier Erfolgsfaktoren
Besser führen mit vier Erfolgsfaktoren
Die Tür zum Konferenzraum fällt laut knallend ins Schloss, alle Mitarbeiter schauen betreten in die Runde, die Wangen des Chefs glühen. Was nach Ehestreit oder Kündigung klingt, kann durchaus weniger dramatische Gründe haben. Wenn etwa ein Mitarbeiter zum dritten Mal in Folge zu spät zum wöchentlichen Jour Fixe erscheint und dem Chef der Kragen platzt.
Mit seinem Rauswurf hat der Vorgesetzte aber nicht nur dem Zuspätkommer den Kopf gewaschen, sondern das ganze Team in Schockstarre versetzt. Zumindest, wenn er bis zu diesem Augenblick gelassen über Unpünktlichkeit hinweggegangen war.
Was macht einen guten Chef aus?
Wie sehr sich das Verhalten von Führungskräften auf die Zufriedenheit von Beschäftigten auswirkt, belegt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln: Bereits gelegentliche Unterstützung durch den Vorgesetzten lässt den Anteil derer, die sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen, auf über 90 Prozent steigen. Ein Vorgesetzter sollte sich dieser Strahlkraft bewusst sein, denn er kann sie nicht einfach an- oder ablegen. Vielmehr sollte er sich fragen:
Mit welchem Verhalten kann ich mein Team bestmöglich unterstützen? Was brauchen meine Mitarbeiter, damit sie ihren Job nicht nur gut, sondern auch gerne machen?
Vier Faktoren für zufriedenere Mitarbeiter
Die Antwort auf diese Frage lautet: Sicherheit. Menschen streben nach einer konstanten Umgebung, in der sie sich auf andere verlassen können. Übertragen auf das Arbeitsumfeld bedeutet das, ein Vorgesetzter muss anders als im Eingangsbeispiel berechenbar sein und klar kommunizieren können. Darüber hinaus erwarten Beschäftigte Anerkennung und einem respektvollen Umgang miteinander – dann sind sie mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden. Es sind also die vier Grundpfeiler Klarheit, Berechenbarkeit, Anerkennung und respektvoller Umgang, die für Führungskräfte zu Erfolgsfaktoren werden können – wenn sie sie denn nutzen.
Erfolgsfaktor #1: Klarheit
Klarheit ist die Kunst, sich unmissverständlich auszudrücken – leider beherrschen sie nur wenige Führungskräfte. Stattdessen verklausulieren sie ihre Äußerungen in Konjunktiven und weichen Entscheidungen erfolgreich in zahllosen Vielleicht-Aussagen aus. Die Beschäftigten sind verunsichert und manchmal sogar gezwungen, Entscheidungen selbst in die Hand zu nehmen. Dabei entlastet es alle Beteiligten, wenn verständlich und deutlich kommuniziert wird.
Anstatt: „Ich würde vorschlagen, wir beobachten das erst einmal“ sollte es der Chef mit folgender Formulierung versuchen: „Frau XY behält die Entwicklung in den nächsten 14 Tagen im Auge und dann entscheiden wir, welches Vorgehen sinnvoll ist“. Der Vorteil klarer Sprache liegt darin, dass Zuständigkeiten, Deadlines und Vorgehensweisen definiert werden. Jeder weiß, was er zu tun hat.
Erfolgsfaktor #2: Berechenbarkeit
Berechenbarkeit hat viel damit zu tun, ob sich eine Person erlaubt, authentisch zu sein. Deshalb ist es für Mitarbeiter besonders wichtig, abschätzen zu können, wie der Chef unter bestimmten Umständen reagiert. Wenn den Vorgesetzten Unpünktlichkeit stört, sollte er seine Mitarbeiter bei der ersten Gelegenheit, also beim ersten Zuspätkommen darauf hinweisen – durchaus sachlich, aber in aller Klarheit. Kommen Mitarbeiter erneut zu spät, ist es an der Führungskraft, dieses Verhalten zusammen mit ihren Werten emotional zurückzuspiegeln und klare Erwartungen zu formulieren. Emotionen auf diese Art auszudrücken, sind viele Führungskräfte nicht gewohnt. Außerdem gilt in Unternehmen nach wie vor die landläufige Meinung, Emotionen hätten im Beruf nichts verloren. Dabei sind Führungskräfte nur dann authentisch und berechenbar, wenn sie ansprechen, was sie bewegt.
Erfolgsfaktor #3: Anerkennung
Lob und Anerkennung ist nicht dasselbe. Ein Lob besteht im klassischen, beinahe emotionslosen, Zurückspiegeln von Verhalten, Anerkennung in einer emotionalen Beschreibung dessen. Man könnte sagen, ein Lob ist die sachliche Beurteilung von Verhalten. „Das haben Sie gut gemacht.“ ist ein solcher Satz.
Nett, aber eben auch nicht mehr.
Anerkennung nimmt jedoch emotional Bezug auf die Person und ihr Verhalten. Es geht um ein Feedback, das echte Freude ausdrückt! Anerkennung hat einen anderen - freudvolleren - Ton und eine tiefere Wirkung. Sätze wie: „Ich freue mich über Ihr diplomatisches Geschick, ohne das wir diesen Kunden verloren hätten.“ klingen nach und sorgen für eine motivierte Grundstimmung im Team. Deshalb lohnt es sich für Führungskräfte doppelt, auf einen wertschätzenden Umgangston zu achten.
Erfolgsfaktor #4: Ein respektvoller Umgang miteinander
Wer will schon von seinen Kollegen oder gar dem Chef persönlich angegriffen oder beleidigt werden? Es sollte sich von selbst verstehen, dass Führungskräfte diese Grenze niemals überschreiten dürfen. Doch in Umfragen zur Mitarbeiterzufriedenheit landet der respektvolle Umgang miteinander immer wieder auf einem der obersten Plätze. Führungskräften muss daher klar sein, für respektlose Fehltritte gibt es keine Entschuldigung. Ein Vorgesetzter, der Mitarbeiter motivieren will, muss gerade deshalb auf diesem Gebiet höchste Maßstäbe an sein Verhalten legen. Denn mit unbedachten Äußerungen blockiert ein beleidigender Chef nicht nur den angesprochenen Mitarbeiter, sondern das gesamte Team. Hierin zeigt sich, wie fragil das Sicherheitsempfinden eines Teams ist – und wo die Chancen liegen, besser zu führen.
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