Effektivere Kreativitätssitzung: Enttarnen Sie Killerphrasen
Killerphrasen durchbrechen nicht nur den kreativen Fluss, sie erscheinen auch oft unumstößlich. Doch dieser Schein trügt. Enttarnen Sie deshalb jede Killerphrase.
Es gibt kaum eine Kreativitätssitzung oder ein Meeting, in dem keine destruktiven Aussagen gemacht werden, wie z.B.:
- „Das haben wir schon immer so gemacht.“
- „Was soll denn das jetzt bringen?“
- „Das dauert viel zu lange.“
- „Im Detail steckt der Teufel, wir verschwenden gerade unsere wertvolle Zeit mit dieser Diskussion.“
- „Wer soll dies denn realisieren? Wir haben ja jetzt schon keinen zeitlichen Freiraum.“
- „Auf halber Strecke wird sowieso wieder ein anderer Kurs eingeschlagen.“
- „Vielleicht erst einmal nachdenken, bevor wieder neue Ideen, die keiner realisieren kann, vorgeschlagen werden.“
Diese Liste lässt sich endlos fortsetzen. Alle diese Killerphrasen haben eins gemeinsam:
- Sie rauben sofort die Begeisterung und stoppen den kreativen Output.
- Sie konzentrieren den Blick auf negative Erwartungen und blockieren so die positiven Visionen.
- Schlagartig setzen sich alle mit dieser Killerphrase auseinander. Entweder stimmen einzelne Mitarbeiter zu oder es wird dagegen argumentiert. Der ursprüngliche Gesprächsanlass des Meetings hat sich verschoben.
Der Versuch zur Tagesordnung zurückzukehren, scheitert oft. Die Killerphrase geistert in den Köpfen umher und verhindern ein zielgerichtetes weiterarbeiten. Deshalb ist es erforderlich, dass Sie sofort auf Killerphrasen reagieren.
Enttarnen Sie jede Killerphrase und reagieren Sie darauf: 4 Schritte
Schritt 1: Reagieren Sie sofort
Hüten Sie sich davor, die Kreativitätssitzung einfach fortzusetzen, wenn eine Killerphrase geäußert wird. Sie möchten Ihre Mitarbeiter wieder auf die Freisetzung von Ideen konzentrieren, nur der Schaden, den die Killerphrase angerichtet hat, ist bereits entstanden: Der kreative Denkprozess wurde drastisch durchbrochen. Lassen Sie die Aussage nicht im Raum stehen, sondern sprechen Sie diese an und betrachten Sie sie etwas genauer.
Hinweis:
Haben Sie und Ihr Team eine kritische Sensibilisierung gegenüber Killerphrasen etabliert (dies wird der Fall sein, sobald Sie mehrmals Killerphrasen erfolgreich enttarnten), empfiehlt es sich zukünftig mit der Kreativitätsmethode: Die 6 denkenden Hüte zu arbeiten. Diese Methode strukturiert den Denkprozess, so dass mehr Ideen freigesetzt werden und dadurch sogar Zeit gespart wird.
Schritt 2: Greifen Sie die Killerphrase auf
Jede Killerphrase enthält Informationen, die für die weitere Freisetzung von Ideen und vor allem für die spätere Realisierung wichtig sind. Denn oft spiegeln diese Aussagen innere Widerstände wider, die der Einzelne oder gar mehrere Teammitglieder in sich tragen.
Sie sollten auf Killerphrasen nie mit Gegenphrasen wie „Jetzt ist aber nicht immer“ oder „Dann wird es Zeit, es doch endlich einmal zu tun“ antworten. Sie bringen zwar in dem Augenblick den Mitarbeiter zum Schweigen, nur der Kern der Aussage bleibt im Gedächtnis verankert, bis er erneut hervorbricht oder unbewusst die Umsetzung der Idee sabotiert.
Statt also verbal gegenzusteuern, lenken Sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden konkret auf die Aussage der Killerphrase „Es ist wichtig, dass wir Ihren Einwand verstehen. Ihrer Meinung nach ist die bisherige Vorgehensweise bei diesem Thema ein bestimmter Ablauf, der schon seit Jahren unverändert geblieben ist“ oder „Sie sind der Meinung, dass wir uns bei der Weiterverfolgung dieser Idee Schwierigkeiten einhandeln."
Schritt 3: Hinterfragen Sie die Killerphrase
Gehen Sie dabei jedoch mit Fingerspitzengefühl vor. Es ist wichtig, dass Sie den Mitarbeiter nicht in die Defensive drängen und so eventuell durch eine Solidarisierung eine Teamspaltung herbeiführen. Ihr Ziel ist Die Killerphrase gemeinsam auf den Realitätsbezug, verborgene Ängste und negative Erwartungen hin zu untersuchen.
Nehmen Sie den Mitarbeiter, der die Killerphrase ausgesprochen hat, aus dem Fokus der Aufmerksamkeit, indem Sie fragen, ob noch jemand in dieser Runde diese Meinung teilt oder andere Bedenken hegt, die angesprochen werden sollten. So schaffen Sie die Bereitschaft, sich mit den eigenen Vorbehalten auseinanderzusetzen.
Hinweis:
Ist das Team geübt in der kritischen Analyse von Killerphrase können Sie jeden Einzelnen bitten, sich seine Vorbehalte zu notieren, damit das Team diese erst nach Freisetzung der Ideen diskutiert.
Analysieren Sie anschließend mit dem Team die jeweilige Aussage der Killerphrase:
- Konkretisieren. Bitten Sie den Einzelnen oder auch das Team, die Killerphrase zu präzisieren. Unterstützen Sie diesen Denkprozess aktiv durch Fragen, wie z.B.: „Mit welchen Schwierigkeiten rechnen Sie konkret?“ oder „Was hindert uns daran, unsere bisherige Vorgehensweise zu ändern?“ oder „Was würde eine Änderung der Vorgehensweise bewirken?“ oder „Warum sollten wir an dieser Vorgehensweise festhalten, wo liegen die Vor-oder auch Nachteile?“
- Realitätsbezug schaffen. Viele Killerphrasenverallgemeinern vergangene Erfahrungen, die dann ohne weitere Überlegungen auf das Jetzt übertragen werden. Auch hier lohnt es sich, zu hinterfragen wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass dieses Ergebnis tatsächlich eintritt oder was sich seit der damaligen Erfahrung geändert hat.
- Verborgene Ängste, Unsicherheiten und Gefühle offenlegen. Gefühlsmäßige Widerstände sollten Sie ernst nehmen, da sie oft im Unterbewusstsein verankert sind. Legen Sie offen, welche Befürchtungen und Unsicherheiten im Raum stehen. Danach können Sie mit Ihrem Team eine neue (sichere) Strategie für Ihre Vorhaben festlegen.
- Hinderliche Erwartungen. Interpretationen über mögliche Ergebnisse beeinflussen das jetzige Handeln. Sind diese Interpretationen negativ gefärbt, blockiert der Einzelne sein Verhalten. Klären Sie worauf diese negativen Erwartungen gestützt sind und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass diese Erwartungen auch eintreten. Formulieren Sie in diesem Zusammenhang auch welche positiven Ergebnisse sich aus der Vorgehensweise ergeben können
Schritt 4: Ziehen Sie gemeinsame Rückschlüsse
Die Antworten auf Ihre Fragen bieten jede Menge Informationen, die für die weitere Freisetzung von Ideen und deren Umsetzung berücksichtigt werden sollten. Ändern Sie Ihre kreative Fragestellung aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse. Vielleicht wird der kreative Denkprozess auch um den einen oder anderen Schwerpunkt ergänzt.
Fassen Sie die Ergebnisse der Killerphrasen-Enttarnung kurz zusammen, bevor Sie sich wieder der kreativen Ideenfindung widmen, und verknüpfen Sie diese mit der neuen kreativen Fragestellung: „Wenn wir unsere Erkenntnisse berücksichtigen, welche Ideen benötigen wir, um unser Ziel zu erreichen?“
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