Jeder Fehler wird belohnt – Etablieren Sie eine transparente Fehlerkultur
Fehler einzig als negatives Ergebnis zu betrachten, nimmt Ihnen und Ihrem Team die Möglichkeit, Entwicklungspotenziale, die in jedem Fehler stecken für sich zu nutzen. Unabhängig davon, wie im Unternehmen mit Fehlern umgegangen wird, können Sie in Ihrem Team oder Ihrer Abteilung offen auf Fehler reagieren, denn dadurch erschließen Sie sich viele Vorteile:
- Sie wissen, was nicht funktionierte.
- Sie erkennen hinderliche Strukturen.
- Sie entdecken Hinweise auf tieferliegende Probleme.
- Sie werden auf Schwächen im Team oder im eigenen Führungsverhalten aufmerksam.
- Sie entdecken Ungenauigkeiten bei Vorgaben, Unternehmenszielen oder Umsetzungsschritten.
- Fehlfunktionen an Maschinen oder technischem Equipment offenbaren sich.
Fehlerkultur benötigt einen neuen Blickwinkel
Fehler willkommen zu heißen, fordert ein Umdenken. Denn Fehler werden bereits seit Ihrer Kindheit mit negativen Konsequenzen für Sie verbunden. Ob der Fehler im Diktat eine schlechte Note bedeutete oder Sie beim fehlerhaften Klavierspiel von der Mutter geschimpft wurden, das positive und Gute in einem Fehler zu sehen, haben Sie durch diese Erfahrungen nicht gelernt. Denken Sie um und lernen Sie Fehler neu zu bewerten. Fehler beziehen sich nicht auf die eigene Person (und damit verbunden Ihren Selbstwert), sondern stets auf das Tun, nie auf das Sein.
Eine neue Bewertung der Fehler bietet die Möglichkeit, die Informationen, die in jedem Fehler stecken, zu erschließen. Die entscheidende Frage lautet deshalb nicht:„Machen Sie das Richtige?“, sondern „Was können Sie aus Fehlern, Ihren eigenen, denen des Teams und des Unternehmens, ja sogar von Fehlern der Konkurrenz, lernen?“
Zapfen Sie die Informationsquelle Fehler an: 4 Schritte zur Etablierung einer Fehlerkultur
Schritt 1: Diskutieren Sie Fehler
Setzen Sie mindestens einmal pro Woche auf die Agenda der Teammeetings den Punkt Fehleranalyse. Sprechen Sie Fehler konkret an, ohne das Team oder einzelne Mitarbeiter für diesen Fehler zu kritisieren. Stattdessen richten Sie die Aufmerksamkeit aller Beteiligten auf folgende Fragen:
- Wann ist der Fehler aufgetreten bzw. wann wurde er entdeckt?
- Was war genau der Fehler?
- Wie ist dieser Fehler entstanden?
- Welche Auswirkungen hatte der Fehler?
- Was wurde getan, um ihn zu beheben?
Bitten Sie Ihre Mitarbeiter ihre Erfahrungen und Erkenntnisse, die durch diesen Fehler gewonnen wurden, mitzuteilen. Das Fazit bei dieser Diskussion sollte stets lauten „Wir können diesen Fehler zukünftig vermeiden, wenn wir unsere gewonnenen Erfahrungen richtig umsetzen. “
Tipp:
Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter selbst Fehler, die für eine Diskussion im Team interessant sind, auf die Tagesordnung der Teammeetings setzen zu lassen. So stärken Sie das Fehlerbewusstsein.
Schritt 2: Verteilen Sie Fehler-Fragebögen
Das Etablieren einer Fehlerkultur im Team benötigt eine entsprechende Unterstützung, damit Ihre Mitarbeiter selbstständig eigene (auch kleinere Fehler) unter dem neuen Blickwinkel beurteilen können. Erstellen Sie einen Fehler-Fragebogen, den Sie kopieren oder als Datei Ihren Mitarbeiter übergeben.
Fragebogen zum Download
Jeder soll für ihn wichtige Fehler mit Hilfe dieses Fehler-Fragebogens bewerten.
Die Ergebnisse dienen als Diskussionsgrundlage. Zusätzlich empfiehlt es sich eine Fehler-Ranking-Liste zu erstellen, in der häufig auftretende Fehler mit ihren Lösungen erfasst werden. So kann jeder Mitarbeiter, statt selbst eine Lösung (Ablauf Kurzzeit-Coaching) zu suchen, erst einmal die Fehlerliste konsultieren und die dortige Lösung anwenden. Dies erspart Zeit.
Schritt 3: Definieren Sie mit Ihrem Team Fehler neu
Das positive und Gute in Fehlern zu entdecken, sollte unbedingt verbal verankert werden. Schließlich sind viel zu lange hinderliche Vorstellungen in den Köpfen aller Beteiligten gespeichert. Listen Sie mit Ihrem Team erst einmal alle negativen Einstellungen, die mit Fehlern verbunden werden, auf:
- Fehler sind schädlich und negativ.
- Fehler müssen vermieden werden.
- Nur Dummköpfe machen Fehler.
- Fehler führen zu Sanktionen.
- Für Fehler wird man bestraft: Deshalb wird besser darüber geschwiegen.
- Fehler offenbaren die eigene Unzulänglichkeit.
Wandeln Sie schließlich diese Aussagen um oder ersetzen Sie diese durch neue Formulierungen wie:
- Aus Fehlern wird man klug, deshalb ist einer nie genug.
- Fehler zeigen alles, was bisher nicht funktionierte.
- Dank gemachten Fehlern können wir uns alle weiterentwickeln.
- Jeder Fehler ist eine wichtige Information, für die wir dankbar sind.
- Fehler werden geschätzt – deshalb teilen wir sie mit.
- Aus Fehlern zu lernen, heißt, eigene Wissens-Grenzen zu überschreiten.
Schritt 4: Feiern Sie Fehler-Erfolge
Jeder Fehler bringt Sie und das Team weiter. Deshalb ist es wichtig, solche Fehler-Erfolge auch zu würdigen und zu feiern. Lassen Sie das Team ruhig ein „Top-10-Fehler-Ranking“ erstellen, d.h. die Top 10 ist stets der Fehler, aus dem alle am meisten lernen konnten. Mit solchen Feiern verlieren schließlich die Mitarbeiter die letzte Scheu, Fehler positiv zu bewerten.
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