Plötzlich Führungskraft: Wie Sie den Wechsel erfolgreich bewältigen
Vom Kollegen zur Führungskraft: Kommen Sie in Ihrer neuen Rolle erst einmal an
Der Wechsel vom Kollegen zur Führungskraft ist ein entscheidender Schritt in Ihrer Karriere. Beflügelt von dieser neuen Aufgabe und Ihrer neuen Position muss diese Veränderung jedoch erst einmal im Berufsalltag vollzogen werden.
Dabei müssen sowohl mentale, als auch äußere Hürden gemeistert werden, die nur durch den Wechsel vom Kollegen zur Führungskraft verbunden werden sollten und nicht mit der Position der Führungskraft an sich:
- Das eigene Selbstbild muss angepasst werden. „Ich bin doch noch der Alte. Klar, dass ich die guten Beziehungen zu den alten Kollegen aufrechterhalten werde. Was soll sich daran ändern?“
- Die früheren Kollegen werden nun zu Mitarbeitern, die Sie führen müssen. „Werden sie mich ernst nehmen? Kann ich den Erwartungen gerecht werden?“
- Der Vorgesetzte bleibt meist Vorgesetzter. Sie vollziehen „nur“ den Schritt vom Mitarbeiter zur Führungskraft und dieser ist mit manchen Tücken versehen. „Was wird von mir verlangt? Welches sind meine Führungsaufgaben? Welche Ziele werden mir vorgegeben?“
- Die eigenen Ideen und Erwartungen wollen umgesetzt werden. Da Sie nun vom Mitarbeiter zur Führungskraft aufgestiegen sind, kennen Sie natürlich das Unternehmen mit all seinen Stärken und Schwächen. Sie wissen, was beispielsweise bei der Zusammenarbeit gut funktioniert und in welchen Bereichen es Hindernisse gibt. Natürlich wollen Sie als neue Führungskraft diese Schwächen beheben. „Womit soll ich starten? Womit stelle ich meine Qualitäten am besten unter Beweis?“
Führungskraft werden: Tappen Sie nicht in die Aktionismus-Falle
Der Wechsel stellt viele komplexe Anforderungen an Sie, denen Sie natürlich allen gerecht werden wollen. In dieser Euphorie und sicherlich auch um die ersten 100 Tage als Führungskraft erfolgreich zu meistern, machen viele einen entscheidenden und schwerwiegenden Fehler: Es wird in einen (unüberlegten) Aktionismus verfallen, der alle vor den Kopf stößt – den Vorgesetzten und die neuen Mitarbeiter bzw. alten Kollegen. Und statt dem positiven Feedback und Lob werden Sie nur Unverständnis, Kritik und Enttäuschung ernten.
Tipp:
Machen Sie sich mit Hilfe unserer Checkliste: Wechsel vom Mitarbeiter zur Führungskraft mit den typischsten Fehlern vertraut, die bei diesem Wechsel begangen werden – und vermeiden Sie diese.
Gleichzeitig etabliert sich so ein Bild von Ihnen als Führungskraft, das Ihnen nicht gerecht wird. Denn Ihre Stärken und Kompetenzen werden falsch eingeschätzt und im Grunde traut man Ihnen nicht mehr viel zu. Lassen Sie es deshalb nicht soweit kommen. In den ersten 100 Tagen als Führungskraft stellen Sie nämlich die Weichen für Ihre Rolle als Führungskraft. Und diese sollten gut überlegt sein.
Erfolgreiche Führungskraft werden: 3 Strategien, mit denen Sie optimal starten
Gerade zu Beginn Ihrer neuen Rolle als Führungskraft gibt es nichts Wichtigeres als eins zu tun: zu kommunizieren, und zwar in alle Richtungen
- mit Ihrem Vorgesetzten
- mit Ihren Mitarbeitern, die früher Ihre Kollegen waren,
- mit sich selbst.
Denn nur so können Sie sich Klarheit darüber verschaffen, welche Erwartungen und Anforderungen konkret an Sie gestellt werden.
Strategie Nr. 1: Kommunizieren Sie mit sich selbst
Geben Sie sich – am besten am ersten Tag als Führungskraft oder schon zuvor – die notwendige Zeit, um über Ihre persönlichen Erwartungen an sich und an die neue Position zu reflektieren:
- Welchen Führungsstil wollen Sie anwenden?
- Welche Schwächen im Unternehmen – beispielsweise die unbesetzte Arbeitsstelle oder die fehlende Software -, mit denen Sie sich bisher als Mitarbeiter herumquälen mussten, wollen Sie nun als Führungskraft beheben?
- Auf was wollen Sie besonders achten?
- Welche Ziele setzen Sie sich selbst in Bezug der Eigenschaften einer Führungskraft?
- Welche Ziele setzen Sie sich selbst in Bezug an die Aufgaben einer Führungskraft?
- Was glauben Sie, erwartet Ihr Vorgesetzter von Ihnen?
- Was glauben Sie, erwarten die ehemaligen Kollegen von Ihnen?
- Welche Unternehmensziele müssen Sie beachten?
Notieren Sie sich unzensiert alle Ihre Vorstellungen und Ideen. Verschaffen Sie sich so ein Bild von dem, was Sie als Ihre persönliche Agenda als Führungskraft bezeichnen.
Auf diese Weise kommunizieren Sie den Wechsel erst einmal mit sich selbst, d.h. Sie schaffen die mentale Grundlage, um die neue Position auch auszuüben zu können. Denn eins ist gerade in den ersten Tagen ganz entscheidend: Sie müssen einen Perspektivenwechsel vornehmen – und zwar vom Mitarbeiter zum Vorgesetzten.
Strategie Nr. 2: Kommunizieren Sie mit Ihrem Vorgesetzten
Bitten Sie, nachdem Sie sich Klarheit über Ihre eigenen Vorstellungen verschafft haben, um ein Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten. Ziel dieses Gespräches ist es, die Erwartungen, die Ihr Vorgesetzter an Sie in Ihrer neuen Funktion als Führungskraft stellt, abzufragen, somit zu konkretisieren und mit Ihren eigenen Zielen zu verbinden. Dieses Gespräch ist immens wichtig, weil
- Ihr Vorgesetzter schließlich derjenige ist, der am Ende des Tages, der Woche bzw. der ersten 100 Tage Ihre Leistung und Ihre Arbeit als Führungskraft beurteilen wird.
- Sie, obwohl Sie in der Hierarchie eine Stufe nach oben gelangt sind, weiterhin weisungsgebunden sind.
- Sie so Ihrem Vorgesetzten zeigen, dass Sie auch in dieser neuen Position mit ihm und für ihn – im größeren Rahmen natürlich mit dem Unternehmen und für das Unternehmen – handeln möchten und werden.
- Sie so thematisieren können, wie Sie Ihre Führungsrolle wahrnehmen wollen. Dies signalisiert Ihrem Vorgesetzten, dass Sie den Wechsel auch mental vollzogen haben und er nicht befürchten muss, dass Sie zukünftig weiterhin ein Teil des Teams bzw. der Abteilung wären.
- Sie so konkret klären können (eventuell erneut), welche Kompetenzen und Befugnisse Sie in dieser neuen Position erhalten werden.
- Sie auch Ihre Änderungs-Ideen besprechen sollten, um so die Meinung und den Zuspruch Ihres Vorgesetzten zu erfahren.
Strategie Nr. 3: Kommunizieren Sie mit jedem Ihrer Mitarbeiter
Investieren Sie die Zeit. Führen Sie mit jedem einzelnen Mitarbeiter (also Ihren früheren Kollegen) ein allererstes Mitarbeitergespräch. Tappen Sie nicht in die Denkfalle „Ich habe mit allen zusammengearbeitet. Ich kenne doch deren Erwartungen“. Seien Sie sich dabei lieber nicht so sicher. Auch nach Jahren der Zusammenarbeit, in denen Sie sich oft genug über die Missstände, aber auch die vielen guten Seiten im Unternehmen ausgetauscht haben, sollten Sie nicht voraussetzen, dass Sie die Erwartungen Ihrer Kollegen an Sie als neue Führungskraft wirklich kennen.
Denn jeder alte Kollege und damit neue Mitarbeiter wird seine eigenen Vorstellungen haben:
- „Hoffentlich kümmert er sich gleich darum, dass wir für die unbesetzte Stelle endlich einen neuen Kollegen bekommen.“
- „Es wird sich doch jetzt nichts zwischen uns ändern?“
- „Neue Besen kehren ja bekanntlich gut. Nur will ich hoffen, dass sich nicht zu viel ändert.“
- „Naja, ich kenne ihn ja. Er ist immer besonnen an Veränderungen herangegangen und hat geprüft, ob dies überhaupt notwendig war. Hoffentlich behält er diesen Charakterzug bei, denn es soll alles beim Alten bleiben.“
- „Ich bin gespannt, ob ihm die neue Rolle in den Kopf steigt. Wir hatten schließlich ein so gutes Verhältnis.“
Klären Sie deshalb die Erwartungen Ihrer Mitarbeiter ab. Zeigen Sie jedoch in diesem Mitarbeitergespräch auch konkret auf, was Ihnen möglich ist und was nicht. Nur so werden Sie die Glaubwürdigkeit erlangen, die Sie als Führungskraft benötigen.
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