Existenzgründung: Finanzierungsmöglichkeiten im Überblick
Für die Finanzierung Ihres eigenen Geschäfts stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten speziell für Gründer zur Verfügung. Allerdings ist nicht jede Finanzierungsform für jede Art von Geschäft geeignet.
Wichtige Faktoren bei der Auswahl der passenden Gründungsfinanzierung sind:
- Höhe der Finanzierung
- Zweck der Finanzierung
- Art und Branche des Unternehmens
- Risikobereitschaft des Gründers
- Risikobereitschaft der Geldgeber
- Situation des Marktumfelds und am Finanzmarkt
Der nachfolgende Ratgeber gibt einen Überblick über verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten für Existenzgründer und macht auf alternative Finanzierungsformen wie Leasing oder Factoring, aufmerksam.
Eigenkapital erleichtert die Existenzgründung
Finanzexperten raten Jungunternehmern zu einer Eigenkapitalquote von circa 10 %. Die Höhe des Eigenkapitals richtet sich nach dem Gründungskapital, das der Finanzplan ausweist.
Der Finanzplan ist Teil des Businessplans, den jeder Existenzgründer aufstellen sollte. Wenn der Finanzplan einen Kapitalbedarf von 50.000,00 Euro anzeigt, sollte der Gründer über 5.000,00 Euro Eigenkapital verfügen. Das Eigenkapital muss aber nicht unbedingt aus eigenen Ersparnissen stammen. Auch Bürgschaften oder Darlehen von Familienangehörigen und Freunden zählen dazu. Dabei handelt es sich meist um kleine Beträge, die investiert werden. Dafür verlangen die Geldgeber kein Mitspracherecht und verzichten zum Teil auf die Verzinsung der Investition.
Business Angels als externe Investoren
Bei einem größeren Finanzbedarf können Start-ups auch Geschäftspartner aufnehmen, die Kapital in das neu gegründete Unternehmen investieren. Diese sogenannten Business Angels verlangen für die Investition jedoch ein Mitspracherecht bei geschäftlichen Entscheidungen. Dafür profitiert der Existenzgründer von der Erfahrung und den geschäftlichen Kontakten des Geldgebers.
Bankkredit und Kontokorrentkredit
Als Existenzgründer einen Bankkredit zu erhalten, ist meist mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Viele Banken vergeben nur Kredite an Unternehmen, die seit mindestens 2–3 Jahren aktiv tätig sind. Den Erfolg der geschäftlichen Tätigkeit muss der Unternehmer mit einem positiven Jahresabschluss oder einer aussagekräftigen Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) nachweisen. Je nach Branche verlangt die Bank außerdem Sicherheiten oder Bürgen. Die Verhandlungen über einen Geschäftskredit können sich über mehrere Wochen oder Monate hinziehen und auch ergebnislos verlaufen.
Das Geschäftskonto überziehen
Ein Kontokorrentkredit, also die Überziehung des Geschäftskontos, ist ebenfalls nicht so einfach zu erhalten. Bevor Banken oder Sparkassen eine Überziehungsmöglichkeit einräumen, prüfen sie die Umsätze genau. Außerdem fallen für einen Kontokorrentkredit hohe Zinsen an. Daher lohnt sich diese Finanzierungsform nur für einen kurzfristigen Finanzbedarf.
Gründungszuschuss und Fördermittel
Eine weitere klassische Finanzierungsmöglichkeit für Existenzgründer sind Gründungszuschüsse und andere staatliche Fördermittel. Den Gründungszuschuss gewährt die Bundesagentur für Arbeit. Allerdings erhalten nur arbeitslose Antragsteller, die Arbeitslosengeld I beziehen, den Zuschuss.
Wenn Sie Ihren Job kündigen, um sich selbstständig zu machen, können Sie andere staatliche Fördermittel beantragen. Dazu zählen Gründerdarlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Ansprechpartner für die Beantragung eines KfW-Darlehens ist die Hausbank, die den Kreditvertrag vermittelt. Auch hier werden zahlreiche Unterlagen und Nachweise benötigt und der Kreditantrag kann auch abgelehnt werden. Daher entscheiden sich viele Gründer für eine alternative Finanzierungsform, um ihr eigenes Business zu starten.
Alternative Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups
Es muss nicht immer ein Kredit von Freunden oder ein Bankdarlehen sein, um eine Geschäftsgründung zu finanzieren. Der Finanzmarkt bietet unter anderem diese alternativen Finanzierungsmöglichkeiten an:
- Crowdfunding und Crowdinvesting
- Venture Capital
- Leasing
- Factoring
Schwarmfinanzierung durch Fremde
Crowdfunding und Crowdinvesting sind ähnliche Finanzierungsformen durch eine Gruppe fremder Investoren. Auf speziellen Internetplattformen können Gründer sich und ihr Projekt vorstellen. Wenn die Präsentation überzeugend ausfällt, investieren viele Anleger kleine und größere Beträge. Für die Geldanlage erhalten die Investoren Zinsen. Beim Crowdfunding steht die Entwicklung eines bestimmten Produkts im Vordergrund. Beim Crowdinvesting soll mit dem Geld der Investoren ein Unternehmen aufgebaut werden.
Venture Capital
Wenn ein Gründer eine innovative Geschäftsidee mit viel Wachstumspotenzial hat, kann er Wagniskapitalgeber auf sich aufmerksam machen. Dabei handelt es sich um Investoren, die bereit sind, ein hohes Verlustrisiko einzugehen. Dafür profitieren sie im Erfolgsfall von einer hohen Verzinsung ihrer Einlage.
Leasing
Leasing ist der englische Ausdruck für einen Mietkauf. Der Unternehmer least Maschinen, Computer oder Fahrzeuge und zahlt eine monatliche Miete dafür. Nach Ende der Vertragslaufzeit kann der Leasingnehmer das geleaste Objekt kaufen oder an den Leasinggeber zurückgeben. Die Leasingraten sind in der Regel niedriger als die Kreditraten bei einem Kauf der Objekte. Außerdem erhält der Unternehmer regelmäßig Geräte und Fahrzeuge mit der neuesten Technik.
Factoring
Factoring eignet sich für Existenzgründer, die schon die ersten Produkte verkauft haben. Wenn der Käufer die Rechnung erst später bezahlen möchte, fehlt das Geld zur Deckung der laufenden Kosten. In dem Fall kann der Gründer einen Vertrag mit einem Factor zum Verkauf der offenen Forderungen abschließen. Die Factoringgesellschaft kauft die Rechnungen an und überweist sofort circa 80 % der Rechnungssumme. Die restlichen 20 % folgen bei Erreichen des Zahlungsziels. Außerdem übernimmt der Factor weitere Dienstleistungen, wie das Debitorenmanagement einschließlich Mahnwesen und Inkasso. Für diese Dienste berechnet der Factoringanbieter Gebühren und Zinsen.
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