Veränderung ist gut. Hauptsache, alles bleibt wie es ist.
„Never touch a running system“ - dieser Spruch stammt ursächlich aus dem IT-Umfeld und ermahnt dazu, bloß keine Veränderung in einer bestehenden und funktionierenden Infrastruktur oder einer Software zu machen, solange nicht unbedingt notwendig.
Gilt dieser Spruch auch im „echten Leben“? Im Privaten oder im Business?
Erlauben Sie mir hierzu eine kleine Geschichte:
„Die Kunden dieses kleinen – aber sehr gut besuchten – Ladens in einer Einkaufspassage haben das Angebot und den Service der Besitzerin schätzen gelernt. Es ist ein sehr spezielles Angebot, aber es sind auch sehr individuelle Kunden, die die Besitzerin eines Tages in die liebevollen Hände ihrer Nachfolgerin übergibt.
Auch die Nachfolgerin gibt sich große Mühe. Allerdings hat auch sie ihren individuellen Stil, den sie in ihrem neuen Geschäft verwirklichen möchte. Und so wird erst einmal umgekrempelt. Nicht nur das Besitzerschild an der Ladentür. Nein, auch Regale werden anders positioniert, Hinzu kommt eine neue Ladentheke und an den Geschmack der neuen Besitzerin angepasstes Produktsortiment.
Nach einem halben Jahr war erneut ein neues Schild an der Ladentür „Zu vermieten“. “
Vielleicht kennen Sie ähnliche Geschichten aus Ihrem eigenen Umfeld.
Was war passiert?
Vor lauter Enthusiasmus und eigener Begeisterung hatte die neue Besitzerin vergessen, dass nicht nur sie selbst, sondern auch ihr gesamtes Umfeld (in diesem Falle insbesondere ihre Kunden) diese Veränderung mitmachen müssen.
Anders formuliert: Mit dem Kurswechsel der neuen Besitzerin änderte sich zwangsläufig auch das Kundenklientel. „Alte Stammkunden“ blieben weg, neue wurden angezogen. Dies ist ein Prozess, der sich über eine ganze Weile hinziehen kann. Ausdauer ist gefragt.
Doch selbst wenn optisch alles beim alten bleibt, besteht die Gefahr: Hatten Sie nicht selbst schon das Gefühl, dass Sie beim Betreten eines Ladens oder eines Restaurants den Eindruck hatten „Irgendetwas ist heute anders“. Erst beim Bedienen oder beim Bezahlen merkten Sie, dass der Besitzer gewechselt hatte.
Was will ich Ihnen mit dieser Geschichte sagen?
Schließlich geht es bei dieser Beitragsserie ja um das Thema „Kurswechsel“ und nicht darum, Ihnen jegliche Veränderung und Innovation auszureden.
Denken Sie bei Ihrem unternehmerischen Kurswechsel daran, dass nicht nur Sie selbst, sondern Ihr gesamtes Umfeld sich an den neuen Kurs gewöhnen muss. Denken Sie daran, Ihr Umfeld über Ihren neuen Kurs „zu informieren“. Das funktioniert nicht, indem Sie dies als Nachricht auf Facebook posten oder einen großen Aushang am schwarzen Brett oder an Ihrer Ladentür machen, etwa in der Form „Achtung – ab 16. März – Kurswechsel“; sondern indem Sie sowohl Ihr Handeln als auch Ihren gesamten Außenauftritt auf Ihre neue Strategie abstimmen.
Stellen Sie sich vor Ihrem geplanten Kurswechsel die Fragen:
- Welche / wieviele Kunden habe ich aktuell?
- Welche / wieviele Kunden werden Ihnen mit Ihrer neuen Strategie treu bleiben?
- Welche / wieviele werden wechseln / woanders hingehen?
- Welche / wieviele Kunden kann ich neu hinzugewinnen?
Darunter machen Sie einen Strich und zählen zusammen.
Der beste unternehmerische Kurswechsel nützt nichts, wenn ausschließlich Sie selbst davon begeistert sind. Doch Ihre Begeisterung ist die Voraussetzung dafür, auch andere dafür begeistern zu können.
Verändern Sie zunächst ein paar Kleinigkeiten und beobachten Sie, wie Ihre Kunden darauf reagieren. Wenn Sie sich dabei auf Ihr Gefühl verlassen, wird es Ihnen gelingen, authentisch zu bleiben. Umkehren ist kein Zeichen von Schwäche, sondern kann auch ein Zeichen von besonderer Stärke sein.
Insofern ist der Eingangsatz „Never change a running system“ für unseren Kurswechsel im Unternehmen nicht richtig.
Er müsste vielmehr heißen: Veränderung ja, aber mit Vorsicht und mit Bedacht. Und stets mit einem wachsamen Auge, um mögliche Kollateralschäden zu vermeiden.
Hier finden Sie weitere Beiträge zu unserem Projekt Kurswechsel: Frischer Wind für Business und Karriere
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