Ihre Selbstbehauptung beginnt schon viel früher als Ihnen bewusst ist
Meist denkt man ja, dass die Selbstbehauptung in direktem Kontakt zu anderen beginnt - erst wenn man sich angegriffen fühlt. Und dass wir immer etwas sagen müssen, um uns selbst zu behaupten. Nicht umsonst wünschen sich ganz viele Menschen mehr Schlagfertigkeit, um gezielt zu kontern. Doch Sie können damit viel früher anfangen. Und zwar, wenn Sie sich in den Räumen im wahren Sinne des Wortes breit machen. Dann müssen Sie sich auch keine spitzen Kommentare mehr einfallen lassen.
Ein Beispiel:
„Oh nein, nicht der schon wieder!“, denken Sie, während ein Kollege in Ihr Büro kommt. Schnurstracks geht er auf Sie zu und setzt sich schon wieder auf Ihren Schreibtisch. Er guckt auf Ihr Display, wühlt in Ihren Unterlagen und quatscht Sie voll. Während Sie in Ihrem Stuhl versinken und nur daran denken, wie Sie ihn ein für alle mal loswerden können.
Es geht hier um den Status: Ihr Kollege erhebt sich über Sie, in dem er sich Ihr Territorium zu Eigen macht. Sie schrumpfen innerlich in Ihrer Hilflosigkeit, fühlen und machen sich körperlich ganz klein.
Was kann man in solchen Fällen tun? Natürlich könnten Sie jetzt sich aufregen und dem Kollegen sagen, dass Sie ihn doof finden. Ob das wirkt ist eine andere Sache.
Ich habe einen anderen Tipp:
Beim nächsten mal, wenn der Kollege sich Ihnen nähert, stehen Sie auf, machen Sie sich körperlich groß und bauen sich so vor Ihrem Tisch auf, dass er gar keine Möglichkeit hat, an Ihren Tisch heranzukommen.
Dabei schauen Sie ihn direkt in die Augen und fragen freundlich, wie Sie ihm helfen können. Machen Sie das ein Paar Mal und Sie haben sich und Ihren Raum behauptet. Ihr Kollege wird Sie in Zukunft mit anderen Augen sehen und Sie sich viel besser fühlen, denn Sie begegnen sich dann auf einer Augenhöhe.
Es ist grundsätzlich so, dass die merkliche Ehrfurcht oder das Nichtbeherrschen vor Räumen, Gegenständen und genutzten Geräten wesentlich mehr den eigenen Status senkt, als jede andere Verhaltensweise. Und nichts hebt den eigenen Status so eindeutig wie ein souveräner Umgang mit den Räumen und Dingen darin.
Ein weiteres Beispiel:
Denken Sie nur an die unterschiedliche Wirkung zweier Personen, die zu spät zu einer Sitzung kommen.
- Die erste Person klopft leise an die Tür und schleicht sich möglichst unauffällig rein. Sie schiebt den Stuhl ganz vorsichtig und möglichst geräuschlos zur Seite, als ob er aus Glas wäre, setzt sich auf die Stuhlkante und macht sich möglichst klein.
- Die zweite Person kommt mit Schwung rein, begrüßt die Anwesenden, breitet seine Unterlagen auf dem Tisch aus, setzt sich entspannt hin und nimmt sowohl die ganze Sitzfläche ein als auch ordentlich Platz auf dem Tisch für sich in Anspruch.
Wem würden Sie es eher zutrauen, sich zu behaupten?
Oder im folgenden Beispiel:
- Ein Vortragender nutzt die ganze Bühne aus, bewegt sich souverän und beherrscht routiniert sowohl das Präsentationsprogramm als auch die anderen Utensilien, die er bei seinem Vortrag nutzt.
- Ein anderer stolpert auf die Bühne, bleibt hinter dem Pult „kleben“, klickt wirr hin und her in der Präsentation, weil er das Programm nicht beherrscht.
Wer überzeugt mehr und kann sich besser behaupten?
Sie strahlen umso mehr Ruhe, Sicherheit und Souveränität aus,
- je entspannter und sicherer Sie sich im Raum bewegen,
- je selbstverständlicher Sie mit Gegenständen umgehen,
- je mehr Raum Sie in Anspruch nehmen,
- je gelassener Sie sitzen/stehen,
- je ruhiger Sie sprechen,
- je größer Ihre Gesten sind.
Damit sorgen Sie dafür, dass Sie sich, noch bevor Sie in Kontakt mit anderen kommen, bereits komfortabel positionieren. Umso leichter wird es für Sie sein, sich zu behaupten.
Nehmen Sie es mit der Augenhöhe wörtlich, dann klappt es auch mit der Selbstbehauptung!
Frohe Weihnachten
wünscht Ihnen
Ihre Natalie Schnack
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