Führung: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
Vertrauen als Schlüsselfaktor erfolgreicher Unternehmensführung
Ihren Mitarbeiter zu kontrollieren, wird Ihr Bedürfnis nach Sicherheit befriedigen, ihn jedoch in seinem Handeln einschränken. Ihrem Mitarbeiter zu vertrauen hingegen, kostet Mut und macht Sie verwundbar, doch bei Ihrem Mitarbeiter setzt es Engagement frei.
Globalisierung und die wachsende Informationstechnologie haben bereits die Wirtschaftssysteme und die Arbeitswelt verändert. Strategische Allianzen, Outsourcing, Franchising, Internationalisierung, work@home, mobiles Arbeiten, Netzwerke und virtuelle Unternehmen sind zur Alltäglichkeit geworden. Diese gravierenden Umwälzungen, denen weitere folgen werden, bewirkten, dass aus den vertrauten, in sich geschlossenen und klar von ihrer Umwelt getrennten Unternehmenssystemen, offene, fließende Unternehmensorganisationen wurden, die Mobilität auf allen Ebenen, den physischen, psychischen und mentalen, fordern.
Die unausweichliche Folge dieser Veränderungen ist: Es muss einander blind vertraut werden. Vertrauen wird so zu einem Steuerungsinstrument, das die alten Parameter Macht und Geld mehr und mehr verdrängt. Schließlich kann nur Vertrauen die Distanz zu Ihrem Mitarbeiter überbrücken.
Gleichzeitig kann das Handeln und Kooperieren von Wissensmitarbeiter nur auf der Basis von Vertrauen funktionieren. Den Einsatz und das Freisetzen von Wissen können Sie nicht kontrollieren. Sie können nur das Vertrauensumfeld schaffen, in dem Informationen fließen und Wissen ausgetauscht wird. Gerade für die Innovationsfähigkeit und den Marktvorsprung ist so ein ungehinderter horizontaler und vertikaler Wissenstransfer unentbehrlich.
Etablieren Sie Vertrauen, statt Kontrolle: 3 Schritte
Schritt 1: Erkennen Sie die Signale des Misstrauens
Misstrauen ist leider in vielen Unternehmen stärker vertreten, als gegenseitiges Vertrauen. Zwar mag sich öffentlich das Vertrauen ausgesprochen werden, nur viele Anzeichen verweisen subtil auf das Gegenteil. Im schlimmsten Falle werden Mitarbeiter sogar ausspioniert und bespitzelt, wie es bei Lidl und anderen Unternehmen ans Licht kam.
Sensibilisieren Sie sich deshalb für Misstrauens-Signale auf allen Ebenen, bei Ihrem Vorgesetztem, der Unternehmensführung, Ihren Mitarbeitern und auch bei sich selbst. Denn wenn Sie Vertrauen auf- und ausbauen wollen, heißt es selbst Vertrauen zu geben. Typische Misstrauens-Signale sind:
- Äußerungen wie „Die da oben haben nur ihre Interessen im Kopf“ oder „Mitarbeiter wollen nur betrügen und müssen zur Arbeit angestachelt werden“ oder „Der sägt an meinem Stuhl.“
- Drang zur Perfektion. Wer glaubt, andere würden es nie gut genug machen, delegiert Aufgaben nur äußerst widerwillig. Tut er es dennoch, werden diese dann stark kontrolliert.
- Zur Chefsache erklären. Alles wird zur Chefsache erhoben. Dem Mitarbeiter wird jedes Mitspracherecht und jede (Mit-)Verantwortung entrissen.
- Präsenzpflicht und Kontrollsysteme per Stechuhr und Videokamera, die die Mitarbeiter kontrollieren.
- Steigende Anzahl der Meetings, die längst nicht mehr der Sache, sondern nur dem Machterhalt und der Kontrolle dienen.
- Aktennotizen, Berichte und Vermerke, in denen sich schriftlich abgesichert wird.
- Reporting-Wellen mit Updates im Intranet.
- Zunehmende E-Mail-Flut, weil nicht nur der Chef auf „cc“ gesetzt werden will, sondern auch durch das kurze Nachfragen der Verlauf überprüft wird.
Tipp:
Überlegen Sie, welche Misstrauens-Signale sich bei wem, auch bei Ihnen selbst, zeigen. Treten diese in bestimmte Situationen verstärkt auf, suchen Sie nach dem Auslöser dafür und überlegen Sie, wie das Vertrauen wieder hergestellt werden kann.
Schritt 2: Vertrauen als bewusste Entscheidung
So wie es Signale des Misstrauens gibt, offenbaren sich gleichzeitig auch welche des Vertrauens. Das Vertrauen darauf, dass
- das Unternehmen den Lohn zahlt und die Buchhaltung diesen richtig berechnet,
- eingeübte Dienstwege eingehalten werden,
- Vertriebsabläufe dank dem Einsatz aller Beteiligten weiter reibungslos funktionieren,
- der Kollege zurückruft,
- die Aufgabe rechtzeitig bearbeitet wird.
Zu etlichen Abläufen und Handlungsbereichen haben Sie eine vertrauensvolle Erwartungshaltung entwickelt, die Ihr Denken und Ihre Führung bestimmen. Ihr Vertrauen in diese Abläufe und die daran beteiligten Mitarbeiter ist so stark, dass Sie keine Sekunde an der Ausführung zweifeln.
Auf dieses Fundament können Sie aufbauen, d.h. in Momenten, in denen vielleicht eher Zweifel oder Misstrauen herrschen, besinnen Sie sich auf Ihr Vertrauen, dass Sie bei bestimmten Abläufen bereits geben. Denn Vertrauen zu geben, ist in der Geschäftswelt stets eine bewusste Entscheidung, weil Sie bereit sind auf Ihre Kontrolle zu verzichten und stattdessen erwarten, dass der andere integer, kompetent und wohlwollend ist. Diese Entscheidung wird zur eigennützigen Führungs-Ressource, die sich durch den häufigen Gebrauch und Einsatz vermehrt und zwar auf beiden Seiten, der Ihrigen und der des Mitarbeiters.
Hinweis:
Vertrauen ist deshalb eine eigennützige Führungs-Ressource, weil Ihre Mitarbeiter unter Vertrauensbedingungen (dazu gehören nicht Worte wie „Ich vertraue Ihnen“, sondern Taten wie Handlungsspielräume schaffen, die Interesse und Eigenverantwortung erzeugen) aufblühen.
Tipp:
Listen Sie in Ruhe die Bereiche und Abläufe auf, denen Sie bereits vertrauen. Notieren Sie auch Kleinigkeiten wie „Meine Sekretärin nimmt meine Anrufe entgehen oder hält mir den Rücken frei, wenn ich es wünsche“, damit Sie sich wirklich einen Überblick verschaffen, was vertrauensvoll erledigt wird und worauf Sie vertrauen können.
Fertigen Sie anschließend eine Liste an, auf der Sie notieren, worauf Ihre Mitarbeiter bei Ihnen vertrauen können. Ergänzen Sie diese Liste, mit all den Aufgaben oder Projekten, die Sie an Ihre Mitarbeiter bzw. Ihr Team delegiert haben. Markieren Sie jede Aufgabe und jedes Projekt, in denen Ihr Vertrauensbonus belohnt wurde, d.h. in denen alles zur Zufriedenheit abgeschlossen wurde.
Schritt 3: Vertrauen schaffen
Vertrauen bedeutet nicht, dass sich alle mögen, sondern basiert auf der Verantwortung
- einander zu trauen,
- vertrauensvoll miteinander umzugehen,
- sich vertrauenswürdig zu verhalten,
- dem anderen etwas zu zutrauen,
- sich selbst, ob als Kollege oder Führungskraft, zu trauen, die Aufgabe etc. abzugeben, loszulassen und sich so verwundbar zu machen, damit beispielsweise der Mitarbeiter mehr Kompetenzen erhält: Empowerment leben.
Möglichkeiten, Vertrauen zu schaffen und dieses zu stärken, haben Sie als Führungskraft viele:
- Zu delegieren, ohne den Mitarbeiter anschließend permanent zu kontrollieren,
- Bei Konflikten oder Problemen den Mitarbeiter durch Kurzzeit-Coaching vertrauensvoll an die eigenen Lösungskompetenzen heranzuführen, statt selbst Antworten zu geben.
- Wichtige Markt- und Kundenkontakte nicht für sich zu reservieren, sondern den Mitarbeiter daran zu beteiligen.
- Dem Mitarbeiter Handlungsspielräume bei Reklamationen bzw. Rabatten einzuräumen.
Tipp:
Reservieren Sie sich einmal pro Woche Zeit, in der Sie sich Maßnahmen überlegen, wie Sie Ihren Mitarbeitern noch mehr Vertrauen entgegenbringen können.
Fragebogen zum Download
Unser Fragebogen: Vertrauen schaffen gibt Ihnen hier erste Antworten.
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