Als Frau moderieren - So agieren Sie kompetent und souverän
Neben guten Kommunikationsfähigkeiten und einem guten Gespür für die Gruppendynamik werden Sie als Frau bei einer Moderation besonders herausgefordert: Sie müssen sich gegen Vorurteile und Rollenklischees behaupten. Erfahren Sie jetzt, wie Ihnen dies bestens gelingt.
Trotz wachsender Anzahl weiblicher Moderatoren im Fernsehen – wie Christiansen, Will, Illner und Co – sieht die Realität in etlichen Unternehmen anders aus: Überlegen Sie selbst einmal:
- Wie oft moderiert eine Kollegin die Teambesprechung?
- Wie oft bittet Ihr Vorgesetzter eine Mitarbeiterin darum, ein Meeting zu leiten und zu moderieren?
- Wie oft meldet sich eine Kollegin, wenn die Führungskraft zu Beginn eines Meetings fragt „Wer übernimmt heute die Moderation“?
- Wem wird eher die Moderation von Konfliktgesprächen übertragen – einem Kollegen oder einer Kollegin?
- Wer wird darum gebeten, eine Kreativsitzung zu leiten – ein Kollege oder eine Kollegin?
Viele werden auf diese Fragen nur eine Antwort haben: Selten.
Die Ursachen sind vielschichtig
Es fehlt Ihnen als Frau weder an Selbstvertrauen, noch an den nötigen Kommunikationskenntnissen. Vielmehr spielen unterschiedliche Ursachen eine Rolle, weshalb Sie so selten oder nie die Moderation übernehmen.
- Moderation hat mit Macht zu tun – und diese wird häufig ungerne (gerade in stark männlich ausgeprägten Unternehmen) an Frauen abgegeben.
- Der Moderator steht der Gruppe vor und bestimmt die Richtung: Es werden Alpha-Tier-Eigenschaften verlangt. Eigenschaften, die aufgrund der Sozialisation eher dem Mann zugeschrieben werden.
- Frauen sind in der Vergangenheit in Besprechungen eher passiv in Erscheinung getreten – sie hörten zu, bereiteten vor (Kaffee, Flipchart und Co), führten Protokolle.
- Die weibliche Sozialisation erschwert es Frauen oftmals, innerhalb von Gruppen hervorzutreten und sich selbst zu präsentieren. Etwas, was ein Moderator auch tut. Frau überlässt dies nach wie vor (lieber) anderen – vor allem Männern.
- Frauen erleben es zu oft, dass weibliche Moderatoren mit Vorurteilen und abwertenden Verhaltensmustern konfrontiert werden. Die Folge: Frauen lassen Männern den Vortritt.
Übernehmen Sie die Moderation
Halten Sie sich als Frau nicht länger zurück. Moderieren Sie – so oft Sie wollen, können und die Gelegenheit erhalten. Denn eins ist gewiss: Fürs Ich-Marketing und für Ihre Karriere sammeln Sie als Moderatorin Pluspunkte. Damit Sie allerdings bestens mit den besonderen Herausforderungen, denen Frau nun einmal ausgesetzt ist, umgehen können,
- machen Sie sich mit typischen Vorurteilen, die Ihnen als Moderatorin begegnen, vertraut. Studieren Sie dazu unsere Übersicht: Vorurteile und Erwartungen: Wie Ihnen als Moderatorin begegnet wird.
- beherzigen Sie die folgenden Tipps, mit denen Sie die besonders heiklen Moderations-Situationen souverän meistern.
3 heikle Moderations-Situationen – 3 Tipps, wie Sie diese meistern
Situation Nr. 1:
Während Ihrer Moderation greift ein Kollege ständig in Ihre Moderation ein: Er spielt den Co-Moderator.
Tipp 1: Sagen Sie klipp und klar: Ich moderiere
Sprechen Sie sofort Ihre Beobachtung an, .d.h. zeigen Sie bloß keine weibliche Toleranz oder Gutmütigkeit, weil Sie vielleicht denken: „Er meint es doch nur gut“. Ihr Kollege will Sie durch sein stetes Eingreifen vorführen und dadurch offenbaren, dass er es besser kann und Sie nicht fähig sind, die Moderation alleine zu meistern.
Steuern Sie deshalb sofort dagegen. Machen Sie ihm – und damit auch dem Team klar -, wer dieses Meeting moderiert. Hüten Sie sich auch davor, sich für seine Unterstützung zu bedanken. Sagen Sie lieber: „Herr E., mir fällt auf, Ihre Äußerung bezieht sich nicht auf den Sachverhalt. Ihre Äußerung betrifft die Richtung der Moderation. Da ich heute moderiere, habe ich mich entschieden, Ihre vorgeschlagene Richtung nicht aufzugreifen. Dies wollte ich Ihnen und dem Team nur kurz mitteilen. Lassen Sie uns fortfahren mit…“
Situation Nr. 2:
Ein Kollege eilt Ihnen bei Ihren Ausführungen immer wieder unterstützend zur Seite, fast erscheint es, als wollte er Sie vor Missverständnissen, Konflikten oder Schwierigkeiten beschützen. Typische Aussagen sind in solchen Momenten:
- „Lassen Sie mich Ihnen zur Hilfe eilen.“
- „Dies kann ich schnell für Sie erledigen.“
- „Wenn Sie möchten, kann ich die Stichworte für Sie auf dem Flipchart notieren.“
- „Zum besseren Verständnis verteile ich schnell die Kopien, die Sie sicher jetzt den Kollegen vorlegen wollten.“
Tipp 2: Ziehen Sie deutliche Grenzen
Bremsen Sie dabei das Engagement und Interesse Ihres Kollegen nicht völlig aus. Zeigen Sie jedoch auf, wobei Sie sich seine Hilfe und Unterstützung wünschen. „Da Sie gerade hilfreich eingreifen, Herr Scherer, möchte ich Sie bitten, Ihren Kollegen bei der anstehenden Teamarbeit aktiv beizustehen. Unterstützen Sie Ihre Kollegen in Ihrer Klein-Gruppe so gut Sie können. Sollte ich in meiner Funktion als Moderatorin Hilfe benötige, spreche ich das konkret aus – und richte dann meine Bitte an alle.“
Situation Nr. 3:
Einige Kollegen flüstern deutlich vernehmbar, als Sie die Moderation übernehmen. „Mal sehen, ob Sie dies überhaupt drauf hat“ und werfen Ihnen dabei abschätzende Blicke zu.
Tipp 3: Ignorieren – legen Sie souverän los
Verschwenden Sie weder Ihre Aufmerksamkeit, noch Ihre Energie an solche Bemerkungen – egal, wer in der Runde das gehört haben mag. Stehen Sie über solchen Aussagen.
Sollten Sie Ihre Moderation mit einer Frage in die Runde beginnen, können Sie stattdessen den Anführer dieser Runde direkt ansprechen. „Herr D., ich sehe Sie sind schon engagiert bei der Sache. Welche Erfahrungen haben Sie denn in den letzten Tagen mit Kundenbeschwerden gemacht?“ Sie zeigen so, dass Sie die Lage beherrschen und stellen Ihren vorlauten Kollegen geschickt ins Rampenlicht. Seien Sie versichert: In den meisten Fällen überrascht dieser Schachzug diesen Kollegen so sehr, dass er keine weiteren Bemerkungen mehr fallen lässt.
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