Flexible Wissenstransfer-Formate (Teil 2): Goldene Regeln – Leuchttürme im Meer der Komplexität
„Das ist eines meiner Mantras gewesen - Fokus und Einfachheit.
Einfach kann schwerer als komplex sein: Man muss hart arbeiten, um das eigene Denken so sauber zu bekommen, damit man es einfach machen kann. Aber zuletzt lohnt es sich, weil man Berge versetzen kann, wenn man erst mal dahin gelangt.“
Steve Jobs
Die hier vorgestellte Methode der Goldenen Regeln transferiert Wissensbausteine durch Zeit und Raum. Sie ermöglichen eine schnelle Orientierung. Goldene Regeln können ganz kurz oder etwas länger sein. Viele Einsatzszenarien sind damit möglich.
Goldene Regeln für Goldene Regeln
Die Goldene Regel für Spieler im Improvisationstheater ist nach Izzy Gesell:
Spieler müssen willens sein, neue Ideen anzunehmen, um ihre Möglichkeiten zu erkunden.
- Goldene Regeln sollten gering in der Anzahl und im Umfang sein.
Bei Izzy Gesell reicht eine kurze Goldene Regel aus. - Goldene Regeln sind maßgeschneidert für eine Zielgruppe und eine Situation.
Hier an Improvisationstheater interessierten Menschen, die überlegen, es mal auszuprobieren. - Goldene Regeln sind besonders effektiv, wenn man sich entscheiden muss oder wenn es kritisch wird.
Also investiere ich Zeit für einen Impro-Workshop oder spare ich mir das lieber? - Goldene Regeln sind Leuchttürme, keine Übermütter.
Die Sache mit dem Improtheater ist also so und so. Nun entscheide selbst.
Tipp
Formulieren Sie die Inhalte so präzise wie möglich. Damit verringern Sie den Interpretationsspielraum bei den Empfängern. Dadurch sichern Sie sich etwas gegen Missverständnisse ab.
Weniger ist mehr
In Zeiten von Zeitnot, Information Overload und zunehmender Komplexität von Wissen ist schnelle und verlässliche Orientierung Gold wert. Experten meinen es oft gut, wenn sie Wissen in großen Mengen schriftlich transferieren. Es soll ja alles dabei sein, was man brauchen könnte. Nur stellen sich da immer die Fragen
- Wie viel kann jemand aufnehmen?
- Wie viel davon verstehen?
- Wie viel davon behalten?
- Wie viel davon anwenden?
Diese Fragen sind auch ein Beispiel für Goldene Regeln und zwar für die geistige Kapazität Ihrer Empfänger.
Doch was tun, wenn es „Alles“ sein muss? Da hilft das Schreibprinzip: die Kernbotschaft bzw. das Musswissen zuerst: inverted pyramid writing.
Überlegen Sie sich, was Ihr „Alles“ ist. Dann sortieren Sie es, zum Beispiel nach Wichtigkeit. Zuerst transferieren Sie nun das wichtigste Wissen. Also das Muss-Wissen. Das sollten nicht mehr als 2 – 4 Aspekte sein. Folglich Ihre Chance, dass dieses Wissen ankommt. Auch in kurzen Aufmerksamkeitsspannen. Danach kann für jene, die noch mehr benötigen, das ergänzende „Mehr“ so transferiert werden, dass es bei Bedarf leicht nutzbar zur Verfügung steht.
Genau dieses Muss-Wissen beinhaltet nun Ihre Goldenen Regeln. Dafür reduzieren Sie das Muss-Wissen auf je einen Satz je Aspekt.
Tipp
Schritt für Schritt können Sie es schaffen. Also nicht von 50 Sätzen auf 1 Satz. Sondern vielleicht erst einmal auf 20 Sätze und dann weiter auf 10 bis zu dem einen Satz. Wie beim Joggen trainiert hier die Wiederholung. Dieses Beispiel veranschaulicht den Weg.
Knowledge Nuggets
Es liegt sicher schon auf der Hand, dass man so Erfahrungswissen transferieren kann und die Empfänger Orientierung bekommen.
Neben der Kürze sind die vielen möglichen Einsatzszenarien ein Charme von Goldenen Regeln, z.B.:
- Lessons Learned, in Goldene Regeln überführt, macht Wissen produktiv.
- Goldene Regeln befähigen Mitarbeiter zum eigenständigen Entscheiden und entlasten Manager. Deren dafür benötigtes Wissen ist in den Regeln enthalten.
- Goldene Regeln motivieren.
In einem Vortrag von mir zu didaktischen Reduktion vor einer Intranet-Erfa-Gruppe war dies die Idee einer Teilnehmerin. Wenn sie eine Handvoll Goldene Regeln zusammenstellt, könnte sie damit potentielle Intranet-Autoren leichter gewinnen. Auf diese Weise ist die Einstiegshürde sehr, sehr klein.
Quellen:
Gesell, I. (1997). Playing along 37 group learning activities. Duluth, MN: Whole Person Associates.
Sull, Donald, Eisenhardt, Kathleen, M. (2015) Simple Rules: How to Thrive in a Complex World. Houghton Mifflin Harcourt
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