Aktien-Sparpläne: Der sichere Weg zur Altersvorsorge?
Was ist besser für die Altersvorsorge? Sparen oder investieren?
Eigentlich beantwortet sich diese Frage fast von selbst. Bei Sparbüchern, Fest- und Tagesgeld-Konten dauert das seit Jahren herrschende Zinstief noch beharrlich an. Zur gleichen Zeit werden die Kurse am Aktienmarkt in schwindelerregende Höhen geweht, der DAX feiert einen historischen Höchststand nach dem nächsten. Wer kein Geld durch die Inflation verlieren will, sieht sich beinahe schon dazu gezwungen, am Kapitalmarkt zu investieren.
Dennoch ist der tatsächliche Befund ein anderer. In Zeiten von Finanzkrise, Eurokrise und Schuldenkrise ziehen es wieder mehr Leute vor, regelmäßig Geld auf die hohe Kante zu legen. Traditionell ist das Sparen bei den Deutschen beliebt - und das noch einmal verstärkt in unsicheren Zeiten wie diesen. Was sollen Sie aber machen, wenn Ihnen die aktuellen Zinsen auf dem Sparbuch zu niedrig sind, ein Kauf von Aktien aber zu risikoreich erscheint? Sie kaufen sich beispielsweise in Exchange Traded Funds (ETFs) ein. Diese Form eines Investment-Fonds verbrieft einen anteiligen Besitz an einem Sondervermögen des Emittenten. Zudem werden sie an der Börse gehandelt und profitieren daher von den Kurssteigerungen. Allerdings werden ETFs nicht aktiv geführt, sondern sind immer an einen Index (DAX, Dow Jones, etc.) gekoppelt.
Aktien mit Sparplan kaufen – Kursschwankungen ausgleichen
Aktien sind gegenüber ETFs keine reinen Finanzprodukte. Sondern Sie erwerben – vergleichbar mit Gold oder einer Immobilie – auch einen Sachwert. Sie erhalten einen verbrieften Anteil an dem Unternehmen, das die Aktien emittiert hat. Damit gehen auch bestimmte Rechte als Aktionär einher: Sie werden bei der Dividenden-Ausschüttung berücksichtigt und können an der Jahreshauptversammlung teilnehmen. Doch das Unternehmen will gut ausgewählt sein, damit die Investition solide ist und die ausgezahlte Rendite auch Ihren Erwartungen entspricht. Im Fall einer Insolvenz ist natürlich auch Ihre Investition gefährdet.
Um mit Aktien über längere Zeit hinweg Kapital und damit Vermögen aufzubauen, empfiehlt die Ing-DiBa in ihrem Blog den Wertpapier-Sparplan als Investitionsstrategie. Im Gegensatz zu einer Einmalinvestition, bei der Sie einen bestimmten Anteil auf einmal erwerben, verteilen Sie beim Sparplan kleinere Beträge auf einen längeren Zeitraum und kaufen die Anteile in einem bestimmten Rhythmus. So vermeiden Sie, zur falschen Zeit eine Aktie zu erwerben, z.B. wenn sich die Aktie auf einem Höchststand befindet und dann ihr Kurs für längere Zeit fällt. Oder wenn starke Schwankungen des Kurses dazu führen, dass sich der geeignete Einstieg kaum bestimmen lässt.
Der Sparplan verhilft zu einem sanfteren und risikoärmeren Einstieg. Ihm zugrunde liegt die Durchschnittskosten-Methode, auch Cost-Average-Effekt genannt. Mit dieser Strategie tätigen Sie Ihre Investitionen in regelmäßigen Abständen – etwa monatlich, quartalsweise oder jährlich – und immer in derselben Höhe. Die Durchschnittskosten-Methode lässt Sie ein Stück weit unabhängig von Berg- und Talfahrten der Kurse werden. Denn langfristig betrachtet gleichen sich Ihre Anlagekosten im harmonischen Mittel aus.
Zugleich investieren Sie durch den monatlichen Festbetrag automatisch antizyklisch. Stehen die Aktienkurse niedrig, erwerben Sie mehr Anteile, bei hohen Kursständen kaufen Sie dementsprechend weniger Anteile. Problematisch wird es allerdings, wenn die Aktien sich nicht wieder erholen oder gar im Kurs weiter fallen. Wenn Sie dennoch vom langfristigen Erfolg eines Unternehmens überzeugt sind und weiterhin in dessen Aktien investieren möchten, brauchen Sie für diese Anlage-Strategie vor allem zweierlei: Disziplin, auch schwierigere Zeiten durchzustehen, und Geduld, bis sich der Kursverlust in einen Kursgewinn verwandelt hat. Im Idealfall haben Sie dann zum Schleuderpreis in eine gute Aktie investiert, die bald zum Höhenflug ansetzt.
In der Kritik: Der finanzielle und der psychologische Nutzen des Cost-Average-Effekts
Unter Finanzexperten ist der Cost-Average-Effekt allerdings umstritten. Kritiker bemängelten schon vor etlichen Jahren, dass die langfristigen Gewinnaussichten mit der Durchschnittskosten-Methode statistisch gesehen nicht höher als beim Einzelinvestment sind. Weiterhin würden Kunden insgesamt höhere Beträge investieren als beim Einzelkauf, was in erster Linie den Banken zugute käme. Zudem werde in vielen Verkaufsgesprächen, so die Kritik, der Cost-Average-Effekt vor allem deshalb hervorgehoben, um ängstliche Anleger zu beruhigen. Denn wer will schon nach einem Sturz der Aktienkurse wie im Frühjahr 2009 noch größere Beträge auf einmal investieren?
Auf diesen psychologischen Aspekt weist auch Larry Swedroe hin, Leiter der Forschungsabteilung von Buckingham Asset Management und erfolgreicher Autor einer Buchreihe über Investitionsmöglichkeiten („The Only Guide You’ll Ever Need for the Right Financial Plan”, Bloomberg 2010). Wie andere Kritiker ist Swedroe skeptisch gegenüber dem finanziellen Nutzen des Effekts. Doch es gibt Szenarien, in denen die Durchschnittskosten-Methode durchaus Sinn mache, schreibt der Finanzexperte in einem englischsprachigen Blog für das US-Portal Moneywatch. So sorge eine positive psychologische Wirkung einer längerfristigen Investition mit Teilbeträgen nicht nur dafür, dass Sie ruhiger schlafen können, auch der Umgang mit Kursschwankungen ist optimistischer. Denn wenn der Kurs steigt, fühlen Sie sich gut, weil Ihre Investition sich auszahlt. Und wenn der Kurs fällt, können Sie sich glücklich schätzen, nicht Ihr gesamtes Kapital auf einmal investiert zu haben und nun weitere Aktien zu einem günstigeren Preis erwerben zu können.
Lohnt sich also ein Aktien-Sparplan zur Altersvorsorge?
Prüfen Sie zuvor, ob mehrere Bedingungen erfüllt sind: Wollen und können Sie das Risiko tragen, dass mit Aktiengeschäften unweigerlich verbunden ist? Denn auch beim Aktien-Sparplan drohen Kursverluste, bedingt durch die Situation des emittierenden Unternehmens als auch der Gesamtwirtschaft. Zudem müssen Sie von einem zukünftigen Erfolg Ihrer Investitionen überzeugt sein. Zwar zeigt die Entwicklung der letzten Jahre, dass DAX oder Dow Jones trotz anhaltender Finanzkrise wieder kontinuierlich steigen. Allerdings lässt sich damit höchstens eine Trendaussage für die Zukunft verbinden, ein verlässlicher Indikator ist sie nicht. Daher müssen Sie beim Aktien-Sparplan auch immer am Ball bleiben und die Kursentwicklung im Blick behalten. Sollte die Aktie Ihres Unternehmens langfristig fallen, müssen Sie Ihren Sparplan anpassen. Stehen Sie diesen Aspekten allerdings aufgeschlossen und optimistisch gegenüber, ist der Aktien-Sparplan womöglich eine interessante Alternative für Sie.
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