Schweinegrippe im Betrieb – Keine Panik vor der Pandemie
Keine Panik!
Die Schweinegrippe meldet sich zurück. Panikmache ist allerdings der falsche Ansatz, um mit diesem heiklen Thema umzugehen. Krankenkassen, Betriebsärzte und Wirtschaftsverbände empfehlen deshalb den Unternehmen, Ruhe zu bewahren und ihre Mitarbeiter ausführlich über die Schweinegrippe zu informieren sowie einen Notfallplan zu erstellen.
Unternehmen haben Vorbildfunktion
Arbeitnehmer verbringen den überwiegenden Teil ihrer Zeit am Arbeitsplatz. Deshalb kommt dem Gesundheitsschutz in den Betrieben angesichts der drohenden Grippewelle eine besondere Bedeutung zu. Die Schweinegrippe hat sich seit dem Auftreten der ersten Fälle im Frühjahr 2009 ungewöhnlich schnell verbreitet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte deshalb im Juni die Ausbreitung der Krankheit offiziell zur Pandemie (weltweite Epidemie). In Deutschland haben sich bisher rund 16.000 Menschen mit dem Virus angesteckt. Umfragen zufolge sind 48 Prozent der Unternehmen in Deutschland nicht auf eine Pandemie vorbereitet. Dabei rechnet die deutsche Wirtschaft in einem Pandemiefall mit gravierenden finanziellen Folgen. Betriebe sollten sich deshalb im eigenen Interesse bestmöglich auf das Risiko Schweinegrippe vorbereiten. Die Wahl der Instrumente hängt dabei insbesondere von der Unternehmensgröße und den Einsatzorten der Mitarbeiter ab. Entscheidend ist, frühzeitig die Weichen zu stellen.
Hygiene ist das A und O
Der Erreger der Schweinegrippe ist ein neues Influenza A Virus mit Subtyp H1N1 2009. Das Virus enthält Erbmaterial von Influenzaviren, die bei Vögeln, Schweinen und Menschen vorkommen. Da der Erreger zuvor nicht auftrat, ist das menschliche Immunsystem nicht auf ihn vorbereitet und daher auch nicht geschützt. Das neue Virus wird per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Die Viren befinden sich auf Gegenständen und an den Händen. Deshalb verspricht sorgfältige Hygiene den wichtigsten Schutz im Kampf gegen die drohende Ausbreitung der Schweinegrippe. Die gewissenhafte Beachtung der Hygieneregeln hat Experten zufolge bereits entscheidend dazu beigetragen, dass es in Deutschland erst 16.000 Schweinegrippe-Fälle und keinen Todesfall gegeben hat. Denn Grippeviren, wie das H1N1-Virus, werden hauptsächlich über die folgenden Wege übertragen:
- Über die Luft durch das Einatmen von virushaltigen Tröpfchen, die beim Husten oder Niesen entstehen.
- Durch näheren Kontakt mit einem bereits angesteckten Menschen.
- Über die Hände, wenn sich daran Speichel-, Nasen- oder Mundflüssigkeit befinden.
- Über den Kontakt mit Gegenständen, mit denen Kranke in Berührung gekommen sind.
Praxis-Tipp
Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter für die besondere Bedeutung der Einhaltung und Beachtung der Hygieneregeln zu Hause und am Arbeitsplatz. Zur präventiven Bekämpfung von Grippeviren eignen sich insbesondere die folgenden Maßnahmen: Regelmäßiges Händewaschen, Verzicht auf Körperkontakt (z. B. Händeschütteln) und das Vermeiden von Niesen oder Husten in die vorgehaltene Hand.
Nutzen Sie auch unser Praxistool Die 7 Gebote der Pandemieprävention, um Ihre Mitarbeiter auf die wichtigsten Verhaltensregeln aufmerksam zu machen.
Arbeitsstätten mit Publikumsverkehr sind besonders gefährdet
Sämtliche Arbeitnehmer, die bei ihrer Arbeit mit vielen Menschen in Kontakt kommen, sind besonders stark gefährdet, mit dem Schweinegrippevirus infiziert zu werden. Das betrifft vor allem den Einzelhandel, Supermärkte, Begleitpersonal in Zügen, Flugzeugen und Bussen, Taxi- und Busfahrer, Krankenhaus- und Pflegeheimpersonal, Beamte und Angestellte in öffentlichen Ämtern sowie Polizei und Rettungsdienste.
Praxis-Tipp
Arbeitnehmer, die einer beruflichen Tätigkeit mit regem Publikumsverkehr nachgehen, sollten sich nicht davor scheuen, eine Atemmaske zu verwenden. Falsche Eitelkeit ist hier fehl am Platze. In bestimmten Regionen Asiens bewegen sich zahlreiche Menschen aus Angst vor Infektionskrankheiten ausschließlich mit Atemmasken in der Öffentlichkeit.
Wichtiger Hinweis
Klimaanlagen gelten als sogenannte Bazillenschleudern. Die Ansteckungsgefahr ist überall dort, wo Klimaanlagen für angenehme Temperaturen sorgen und viele Menschen auf engem Raum zusammen kommen, am größten. Es ist durchaus eine Überlegung wert, in Abstimmung mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern, die Klimaanlage für einen gewissen Zeitraum still zu legen.
So schützen Sie Ihr Unternehmen optimal
Grundsätzlich stellt eine Grippe-Pandemie eine Gefahr für die gesamte Wirtschaft dar, d. h. sämtliche Unternehmen aller Branchen sind davon betroffen. Vor allem der zeitweilige Ausfall eines Großteils der Mitarbeiter und die dadurch verursachten Produktionsausfälle, Lieferengpässe oder die spürbaren Effekte von Schutzmaßnahmen (Einschränkung von Geschäftsreisen, Absagen von Meetings, Messen und Kongressen) können für die Betriebe existenzbedrohende Folgen haben – gerade in Zeiten einer Wirtschaftskrise.
Checkliste zum Download
Mit welchen Schritten Sie Ihren Betrieb und Ihre Mitarbeiter vor Schaden bewahren können, zeigen wir Ihnen in anhand unserer Checkliste: Maßnahmen gegen die Schweinegrippe.
Stellen Sie gefährdete Mitarbeiter von der Arbeit frei
Nicht erkrankte Arbeitnehmer haben grundsätzlich kein Recht, aus Angst vor einer möglichen Ansteckung zu Hause zu bleiben. Trotzdem kann es in bestimmten Fällen ratsam sein, Mitarbeiter von der Arbeit freizustellen. Insbesondere Arbeitnehmer, die von einer Reise (dienstlicher oder privater Natur) aus einem besonders gefährdeten Gebiet zurückkehren oder Mitarbeiter, die an der Schweinegrippe erkrankte Angehörige haben, sollten Sie zum Schutz der übrigen Belegschaft vorübergehend von der Arbeitspflicht befreien.
Wichtiger Hinweis
Trotz Freistellung sind sie verpflichtet, den Mitarbeitern den Lohn weiter zu bezahlen. Darüber hinaus können Sie die Freistellung nicht einseitig anordnen, vielmehr muss der betreffende Arbeitnehmer einverstanden sein.
Praxis-Tipp
Scheuen Sie sich nicht davor, Mitarbeiter, die Symptome der Schweinegrippe aufzeigen, nach Hause zu schicken. Von einem Krankheitsverdacht können Sie ausgehen, wenn bei Arbeitnehmern die folgenden Symptome auftauchen:
- Fieber
- Husten
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Müdigkeit
- Appetitlosigkeit
- eventuell auch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
- Kommentieren
- 7665 Aufrufe