Arbeitssicherheit: Handschutz vermindert Verletzungsrisiko - In welchen Berufen ist er Pflicht?
Optimaler Schutz für unsere Hände: Schutzhandschuhe verringern das Verletzungsrisiko
Kaum ein Körperteil, das wir so beanspruchen wie unsere Hände!
Täglich bewegen wir unsere Handgelenke mehrere Tausend Mal. Ob beim Greifen, Heben oder Tasten - Sehnen, Muskeln, Gewebe und Haut werden wechselseitig und dauerhaft beansprucht und dadurch geschädigt. Innere kleinere Gewebeschäden können über Nacht verheilen, während Quetschungen, Stauchungen, Schnitt- und Brandverletzungen umfangreicher medizinischer Versorgung bedürfen.
Um Handverletzungen präventiv zu verhindern, müssen Gefahren am Arbeitsplatz lokalisiert, wenn möglich umgangen oder minimiert werden.
Risiken und Gefahren am Arbeitsplatz
Die Ansprüche der Arbeitswelt an Finger, Handgelenke und Ellenbogen sind im Vergleich zum normalen Hausalltag besonders in Berufen, die stark körperlich beanspruchen, deutlich höher. Auch der technische Fortschritt und die zunehmende Automatisierung bringen Arbeitnehmer immer wieder in Gefahr. Besonders der Umgang mit großen Maschinen, wie Drehbänken, Montagelaufbändern und krebserregender Chemikalien gefährdet nicht nur die Gesundheit der Hände, sondern bedroht auch das Leben des Mitarbeiters. Hauptrisikogruppen sind hier Berufe im mechanischen, thermischen, chemischen und biologischen Bereich.
Gesetzliche Vorschriften zum Handschutz
In besonders risikoreichen Berufen gibt es gesetzliche Auflagen zum Handschutz, die von den Sicherheitsbeauftragten der Unternehmen im Betrieb umgesetzt, kontrolliert und kommuniziert werden müssen. Besonders der Umgang mit Chemikalien, biologischem Material oder gefährlichem Werkzeug erfordert umfangreiche Protektionsmaßnahmen. Dank stetiger Weiterentwicklung von spezialisierten Schutzhandschuhen, die auf Ansprüche und Besonderheiten des Arbeitsplatzes angepasst sind, reduzieren sich die Folgeschäden von Arbeitsunfällen in den letzten Jahrzehnten deutlich. So bieten neu entwickelte Werkstoffe wie Kevlar oder Aramid deutlich höheren Schnittschutz früher gebräuchliche Materialien wie Leder und Leinen.
Moderne Ausstatter verwenden diese Werkstoffe in ihren Produkten, um eine größtmögliche Sicherheit für den Träger zu garantieren. Trotzdem gehören Arbeitsunfälle im Handbereich laut den Arbeitsunfähigkeitsversicherern immer noch zu den fünf häufigsten Dienstunfähigkeitsgründen.
Berufe mit gesetzlichem Handschutz
Feuerwehr
Die Feuerwehr gehört zu einer der risikoreichsten Berufsgruppen. Hier können besonders thermische Risiken durch Feuer, Hitze und Dampf die Hände der Arbeiter bedrohen. Auch mechanische Verletzungen durch umfallende Träger, splitterndes Glas und Umgang mit großen Werkzeugen wie hydraulischen Blechscheren gefährden die Handgesundheit mechanisch. Bei Unfällen mit Chemikalien- wie sie typischerweise in der Öl- und Gasindustrie vorkommen können Verätzungen durch Säure oder Laugen auftreten. Spezielle Feuerwehrhandschuhe müssen also sehr vielen Einflüssen wiederstehen. Sie sind in Mehrlagenbauweise nach der EN 659 Industrienorm gefertigt- und müssen nach der Brandverordnung bei jedem Einsatz getragen werden.
Schlachtbetrieb
In Schlachthöfen und industriellen Schlachtfabriken ist es für alle Arbeiter an der Schlachtbank Vorschrift stich- und schnittfeste Handschuhe zu tragen. Dies gilt aber nicht für die Schnitthand selbst. Nachdem hier im Akkord Rinder und Schweinehälften mit schärfsten Messern ausgenommen und zerlegt werden - und das unter hohem Zeitdruck - muss die Hand, mit der das Fleisch gehalten wird, mit einem Spezialhandschuh aus Stahlketten, der bis über den Ellenbogen reicht gegen Ausrutscher protektiert werden.
Forst und Waldarbeiten
Der professionelle Umgang mit Äxten und Kettensägen erfordert neben fundierter Sachkenntnis auch das Tragen von Schutzkleidung für die Benutzung von handgeführten Kettensägen nach Industrienorm EN 381. Dazu gehören schnitthemmende Handschuhe aus schwerer Textilfaser, die im Falle des Abgleitens der Klinge bzw. Kette Arme und Hände wirksam vor Schnittverletzungen schützen.
Ärzte und Chirurgen
Um Patienten und Ärzte wirksam vor der Übertragung von Keimen, Pilzen, Viren und Bakterien zu schützen ist im Operationsbereich für Assistenzärzte und Fachärzte für Chirurgie fünfminutiges Händewaschen mit Spezialseife und Desinfektionsmitteln vorgeschrieben. Danach müssen bereits desinfizierte OP-Pfleger den Operateuren jeweils zwei Lagen Medizinischer Handschuhe für den einmaligen Gebrauch nach EN 455 überstreifen. Sie sind säure und laugenbeständig, luft- und wasserdicht und werden in einem speziellen Heißdampfverfahren unter steriler Atmosphäre verpackt.
Atomkraftwerke und atomare Endlager
Der Umgang mit radioaktiven Stoffen, wie Uran, Iod oder Polonium erfordert neben umfangreicher Schutzkleidung wie Bleischürze und Atemmaske auch den Einsatz von Schutzhandschuhen gegen ionisierende Strahlen und radioaktive Kontamination nach Norm EN 421. Brandverletzungen und dauerhafte Einlagerung von radioaktiver Strahlung und strahlendem Material werden abhängig von der Bestrahlungsintensität zeitlich begrenzt dadurch verhindert.
Fazit
Ob auf der Baustelle, im Büro, Labor oder in der Natur: Ohne funktionstüchtige Hände sind viele Arbeiten schlichtweg nicht zu verrichten. Deshalb gilt es, die Gesundheit unserer Hände auch im Beruf dauerhaft zu schützen und sie zu pflegen.
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