Legal oder nicht? Überwachung aus dem Homeoffice
Arbeitnehmer, die einen Großteil ihrer Arbeitszeit im Homeoffice verbringen, sind mittlerweile keine Ausnahme mehr. Während die einen sich begeistert der neuen Arbeitsweise zuwenden, fällt anderen die Trennung zwischen Arbeits- und Berufsleben mitunter deutlich schwerer als im normalen Büro-Alltag.
Während die Beschäftigten mit ihren eigenen organisatorischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, sehen sich Arbeitgeber vor andere Herausforderungen gestellt. Woher sollen sie wissen, ob die Arbeitszeit tatsächlich in vollem Umfang abgeleistet wird? Lohnt es sich, die eigenen Mitarbeiter im Homeoffice zu überwachen? Ist das überhaupt erlaubt?

Mitarbeiter überwachen: Ist das wirklich notwendig?
Wer seinen Aufgaben pflichtbewusst nachgeht, fragt sich vielleicht, warum das Thema Überwachung im Homeoffice und Arbeitszeitbetrug überhaupt relevant ist. Schließlich muss den Arbeitnehmern bei der Arbeit von zu Hause aus genauso vertraut werden wie vor Ort.
Damit ein solches Vertrauensverhältnis Bestand haben kann, muss es im Vorfeld aufgebaut werden. Vor allem in Berufen, deren Ergebnisse sich am Ende des Tages nicht in konkreten Zahlen messen lassen, fällt es den Mitarbeitern schwer, mögliche Verdachtsmomente auszuräumen. Das ist zum Beispiel in der IT der Fall. Hier lässt sich die Arbeitsleistung längst nicht mehr in Zeilen von Quellcodes messen. Entsprechend schwer fällt es vielen Vorgesetzten einzuschätzen, ob die Arbeitszeit tatsächlich voll ausgenutzt wurde. Solange Leistung und Arbeitsumfang wie gewohnt aufrechtgehalten werden, wird jedoch in den wenigsten Fällen aktiv über eine Überwachung des jeweiligen Mitarbeiters nachgedacht.
Überwachung: Bei konkretem Verdacht legal
Arbeitszeitbetrug ist sowohl vor Ort als auch im Homeoffice strafbar. Allerdings muss ein solcher Betrug nachgewiesen werde. Deshalb ist die Überwachung legal, solange ein konkreter und begründeter Anfangsverdacht besteht.
Wer im Homeoffice privaten Vergnügen oder Aufgaben nachgeht oder die Arbeitszeit als Freistellung ansieht, verschafft sich einen Vermögensvorteil, ohne die notwendigen Arbeitsleistungen zu erbringen. Konkrete Verdachtsfälle könnten etwa folgendermaßen aussehen:
- Der Mitarbeiter befindet sich in gesundheitlicher Quarantäne, wird aber in Cafés oder auf öffentlichen Veranstaltungen gesehen.
- In der Zeit, in der ein Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten sollte, geht er einem Zweitjob nach.
- Ein mehrstündiges Training auf dem Sportplatz während der Homeoffice-Zeiten.
- Mitarbeiter, die die eigene Homeoffice-Zeit für Vorstellungsgespräche in anderen Unternehmen nutzen.
Solchen konkreten Verdachtsfällen darf der Arbeitgeber gezielt nachgehen. Dabei ist er dennoch dazu verpflichtet, den Datenschutz wie auch die Vorgaben des Gesetzgebers einzuhalten. Aus diesem Grund entscheiden sich viele Unternehmen dafür, einen Fachmann zu engagieren. Dieser kennt sich mit der Rechtslage aus und kann eine lückenlose Beweisführung sicherstellen.
Rechtliche Rahmenbedingungen als Grundlage für die Überwachung
Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter überwachen möchten, benötigen in erster Linie einen konkreten Verdacht. Wer seine Arbeitnehmer generell überwacht - sozusagen für den Fall der Fälle - erfüllt diese Voraussetzung nicht und macht sich strafbar.
Das ist auch dann möglich, wenn die Mitarbeiter durch den Chef selbst oder einen Laien beobachtet werden. Für den Fall, dass dieses Vorgehen als Ordnungswidrigkeit erkannt wird, muss mit Geldbußen von bis zu 300.000 Euro gerechnet werden. Durch eine unzulässige Überwachung werden die Persönlichkeitsrechte verletzt, zum Beispiel dann, wenn Bild- und Videomaterial mit Ton zusammengetragen werden. Ausgebildete Profis hingegen wissen, was erlaubt ist und was nicht und wie sie Beweismittel sammeln, welche vor Gericht Bestand haben.
Vertrauen stärken: Eine gute Alternative
In vielen Fällen trägt eine unzureichende Kommunikation dazu bei, Verdachtsmomente entstehen zu lassen. Der regelmäßige Austausch mit den Teammitgliedern wie auch den Vorgesetzten schafft oft Abhilfe. Dabei gilt: Offenheit ist wichtig für das gegenseitige Vertrauen. Probleme, die im Homeoffice entstehen, sollten konkret angesprochen werden. Auf diese Weise kann gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden.
Dabei muss der Mitarbeiter sicherstellen, dass er zu den Arbeitszeiten wirklich am Arbeitsplatz ist. Online-Meetings und die Annahme von Telefonaten zeigen, dass der Arbeit auch zu Hause Priorität eingeräumt wird. Dazu zählt alles, was nicht zur Arbeit gehört, liegen zu lassen, bis die Arbeitszeit abgeleistet ist.
Natürlich können auch im Homeoffice Fehler unterlaufen - so kann es etwa vorkommen, dass die Pause nicht erfasst oder das Arbeitsende nicht gebucht wurde. Solange das die Ausnahme bleibt, werden die meisten Vorgesetzten Verständnis zeigen. Aber auch hier gilt: Ehrlichkeit und Offenheit sind im Homeoffice besonders wichtig.
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