Alternsgerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes
So gestalten Sie die Arbeitsplätze alternsgerecht
Der Begriff „alternsgerecht" meint einen Arbeitsplatz, der dem Prozess des Alterns der Mitarbeiter Rechnung trägt. Eine solche Arbeitsstelle sollte sowohl für jüngere als auch für ältere Mitarbeiter geeignet sein. Nur so können Sie wertvolles Erfahrungswissen möglichst lange im Betrieb halten.
Lösungsansätze kombinieren
Die Fähigkeiten der Mitarbeiter ändern sich mit zunehmendem Alter. Um auf die neuen Anforderungen auf den Arbeitsplatz zu reagieren, gibt es grundsätzlich 2 Möglichkeiten:
- Ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes
- Training der Mitarbeiter
Ökonomische Vorteile liegen eindeutig bei der Ergonomie am Arbeitsplatz : Beim Weggang eines Mitarbeiters bleibt ein ergonomischer Arbeitsplatz zurück. Die zweite Variante ist dagegen nur als Ergänzung zur ersten sinnvoll. Die Kombination beider Optionen verspricht sicherlich den größten Erfolg.
Reduzierung körperlicher Belastung
Schwere Lasten und ungünstige Körperhaltung sollten nach Möglichkeit vermieden oder doch in Zeitdauer und Häufigkeit eingeschränkt werden. Wo sich schwere Lasten nicht vermeiden lassen, sollten technische Hilfsmittel zur Arbeitsausführung bereit stehen. Anstelle von Arbeiten mit hohem Körpereinsatz eignen sich für ältere Mitarbeiter Aufgaben, die mehr Erfahrung und Verantwortungsbewusstsein erfordern.
Checkliste zum Download
Hier geht's zur „Checkliste: Alternsgerechter Arbeitsplatz".
Andere Zeiteinteilung älterer Mitarbeiter
Sowohl die Pausen während der Arbeitsschicht als auch die Erholungsphase zwischen den einzelnen Schichten sollten an die Fähigkeiten der Mitarbeiter und die Anforderungen des Arbeitsplatzes angepasst sein. Vor allem überlange Arbeitszeiten und kurzfristige Schichtwechsel sollten dabei vermieden werden.
Maßnahmen durch Training unterstützen
Mitarbeiter könne durch gezieltes Training dem altersbedingten Muskelabbau entgegenwirken. Gut durchtrainierte ältere Mitarbeiter können dann durchaus mit dem Leistungsniveau jüngerer, untrainierter Kollegen Schritt halten. Zudem lässt die Muskelkraft bei sportlich aktiven Mitarbeitern auch im Alter langsamer nach. Ähnlich wie die Muskeln können übrigens auch die kognitiven Fähigkeiten durch ständigen Gebrauch trainiert werden.
Arbeitsplatz an Mensch anpassen
Altersgerechte Arbeitsplätze passen sich an die menschliche Gestalt an - nicht umgekehrt. Ältere wie jüngere Mitarbeiter können dabei in altersgemischten Teams gleichermaßen mit Betriebsmitteln und Arbeitsgegenständen zurechtkommen. Dazu sollten die Arbeitsplätze reduzierten Reichweiten, nachlassendem Seh- und Hörvermögen und einem möglicherweise größeren Körperumfang angepasst werden.
Veränderte Körperhaltung
Mit zunehmendem Alter ändern sich fast alle Körpermaße. Mit der reinen Körpergröße verringern sich auch Augen- und Schulterhöhe. Der Körperumfang nimmt hingegen - alleine schon durch hormonelle Veränderungen - im Alter häufig zu. Diese Veränderung wirkt sich auf Beweglichkeit, Geschicklichkeit sowie die gesamte Körperhaltung aus. Die Wechselwirkung zwischen Mitarbeiter und Arbeitsplatz ist in der Grafik dargestellt.
Grafik zum Download
Hier geht's zur Grafik „Mensch und Arbeitsplatz".
Besondere Schwierigkeit bei Überkopfarbeit
Da im Alter auch die Beweglichkeit der Gelenke oft nachlässt, ist Überkopfarbeit für Ältere ungleich schwerer als für Jüngere. An einem alternsgerechten Arbeitsplatz lässt sich das Arbeitsobjekt um bis zu 90° drehen. Überkopfarbeit entfällt auf diese Weise ganz. Der Mitarbeiter kann in aufrechter Haltung arbeiten. Eventuell kann auch eine Teilmechanisierung schon für Erleichterung sorgen. Verschraubungen in Überkopfhöhe können dabei beispielsweise mechanisch ausgeführt werden.
Verengtes Blickfeld
Neben der nachlassenden Sehkraft verengt sich mit zunehmendem Alter auch das Blickfeld. Wichtige Sehaufgaben am Arbeitsplatz sollten deshalb in der Mitte des Sichtbereichs platziert sein. Vor allem dieser Bereich sollte blendfrei sein. Starke Kontraste zwischen hell und dunkel sollten ebenso vermieden werden wie eine Mischbeleuchtung aus Tages- und künstlichem Licht.
Gewicht nicht alleine von Bedeutung
Beim Heben und Tragen von Lasten ist nicht nur das Gewicht ausschlaggebend. Besondere Bedeutung erlangen auch
- Hubhöhe
- Dauer, Geschwindigkeit und Frequenz des Anhebens
- Horizontale und vertikale Einflussgrößen
- Asymmetrische Lastanhebung
- Handlichkeit der Last
- Verdrehte Körperhaltung
- Zwangshaltung
Aufgabe der Führungskraft ist es, dafür zu sorgen, dass entsprechende mechanische Hebehilfen nicht nur vorhanden sind, sondern auch benutzt werden.
Dabei sollten die Jüngeren mit gutem Beispiel vorangehen. Sie schonen damit nicht nur den eigenen Rücken. Sie bringen auch Ältere nicht in Beweisnot, allen zeigen zu müssen, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören, solange sie noch ohne Hilfsmittel auskommen.
Heißer Tipp
Wenn die Arbeitsplätze grundsätzlich ergonomisch gestaltet sind, erfordert die Anpassung an das Alter nur wenige Änderungen. Es sollten keine speziellen „Altenarbeitsplätze" geschaffen werden. Schließlich sollten auch Jüngere von den Umgestaltungen profitieren. Außerdem helfen sie damit einer altersbedingten Abgrenzung vorzubeugen.
- Kommentieren
- 10243 Aufrufe