Quo vadis Automobil! Wie effektiv sind Elektroautos für Unternehmen?
Dank der guten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist die Investitionsbereitschaft der Deutschen beim Autokauf gestiegen. Die Automobilindustrie spricht seit Jahren über die große Zukunft des Elektroautos. Der Erfolg der Hybride und vollelektrischen Fahrzeuge ist groß, aber nicht so stark wie erhofft. Woran liegt das?
Sind die modernen Automobile nicht effektiv genug oder unzureichend in ihrer Umweltfreundlichkeit? Lohnt sich die Investition in elektrische Transportfahrzeuge für Ihr Unternehmen?
© Flickr Bright Charge Michael Coghlan
Großes Angebot, geringe Nachfrage
Das Angebot an elektrischen Autos und Hybridfahrzeugen ist in Deutschland mit mehr als 20 Modellen sehr groß. Bereits im Gebrauchtwagensegment findet man auf Plattformen wie autoscout24 allein von Renault mit dem Twizy, Kangoo oder ZOE Zen ein vielseitiges Modellangebot. Dennoch fallen die Neuzulassungen von Elektroautos geringer aus als erwartet. Ende Mai 2015 waren rund 22.000 Elektroautos und 120.000 Plug-In-Hybride in Deutschland angemeldet. Das Ziel der Politik und Wirtschaft ist es, bis 2020 eine Million Fahrzeuge dieser Art auf die deutschen Straßen zu bringen. Diese Zielsetzung ist laut der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) jedoch utopisch, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern. Es braucht mehr Förderungen von staatlicher Seite, prognostizieren Experten, denn sonst verschwinden die umweltfreundlichen Stromautos schneller als gedacht. Weitere Mängel sind die hohen Anschaffungskosten und ein unzureichendes Tankstellennetz.
Zusteller- und Carsharing-Unternehmen testen bereits
Unternehmerische Vorbildfunktion hat die Deutsche Post DHL, die seit 2013 im Rahmen des Pilotprojektes Go Green mehr als 11.000 Elektro- und Hybridfahrzeuge im Einsatz hat. In Bonn wird sogar komplett Co2-frei zugestellt. Auch in Duisburg startet die Post mit ihrem einmaligen StreetScooter in eine weitere CO2-freie Phase. Über die wirtschaftliche Effizienz der Elektroauto-Umrüstung schweigt der Konzern bisher. Allerdings ist der weitere Ausbau des Elektronetzes der Post ein positives Zeichen. Erste Rückgänge hingegen verzeichnet man bei zahlreichen Carsharing-Unternehmen. Dank staatlicher Zuschüsse wurden branchenweit schnell viele elektrische Cityhopper eingekauft. 2015 fährt aber nur knapp jedes 10. Carsharing-Fahrzeug elektrisch. Grund dafür sind die auslaufenden Prämien-Verträge. Seit Beginn des Jahres ziehen einige Unternehmen, darunter die Daimler-Tochter Car2go, ihre Stromer wegen mangelnder Subventionierung und Wirtschaftlichkeit zurück, überwiegend an Standorten mit einer schlechten Ladestationen-Infrastruktur. Unzureichende Elektrotankstellen sowie die lange Ladezeit der Akkus sind Gründe gegen das Elektroauto im Carsharing-Bereich. Denn Fakt ist: Das Auto muss regelmäßig geladen werden und in dieser Zeit kann es effektiv nicht genutzt werden. Eine gute E-Tankstellen-Infrastruktur ist also Voraussetzung für einen funktionierenden Elektroautobetrieb eines Unternehmens. Daran arbeitet die Regierung nun verstärkt. So sollen an Autobahnen 400 neue Schnellladestationen bis 2017 in Betrieb genommen werden, an denen der Autoakku in nur 20 Minuten aufgeladen wird. Der Ausbau des Netzes kostet knapp 25 Millionen Euro, ist aber ein wichtiger Faktor, um die bisher geringe Reichweite des Elektrofahrzeugs auszugleichen.
Die Regierung diskutiert
In der Regel kostet die Anschaffung eines Elektrofahrzeuges knapp das Dreifache zum vergleichbaren Benziner. In der Regierung werden deshalb Vorschläge über Sonderabschreibungen, Kaufprämien und die Befreiung von der Kfz-Steuer für Firmenwagen diskutiert. Erste Unterstützung bietet bereits das Elektromobilitätsgesetzt 2015. Es ermöglicht Kommunen, elektrische Fahrzeuge im Straßenverkehr durch freie Parkplätze und die freie Nutzung von Busspuren zu privilegieren. Besonders für Umzugs-, Zusteller- und Carsharing-Unternehmen ist dies ein attraktiver Anreiz, denn dadurch würden Parkgebühren und effizient viel Zeit gespart. Vor allem in Großstädten, in denen sich zu Schlagzeiten kilometerlange Staus bilden, würde die Busspurennutzung einen enormen Vorteil bedeuten. Großstädte wie Berlin, München oder Hamburg bleiben jedoch vorerst bei der ausschließlichen Nutzung der Sonderspuren durch Busse, Taxis und Krankenwagen.
Umweltfreundlich in die Zukunft
Ob sich der Umstieg auf das Elektroauto für Ihre Unternehmen lohnt, müssen Sie selbst kalkulieren. Fakt ist aber, dass alternative Antriebe umweltfreundlicher sind als die herkömmlichen Automobile. Ein Drittel der Treibhausgase wird durch die Verbrennungsmotoren im Straßenverkehr verursacht. Elektromotoren kommen beim Fahren ganz ohne gesundheitsschädigende CO2-Ausstöße aus. Zwar müssen im Zusammenhang mit der Umweltfreundlichkeit auch Herstellung- und Recyclingkosten betrachtet werden, in denen das Elektroauto noch Nachholbedarf hat. Unter dem Strich jedoch, sind elektrische Autos bereits jetzt umweltfreundlicher als konventionelle Fahrzeuge.
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