Geschäftschancen in Afrika – Was den Kontinent zunehmend attraktiv für ausländische Unternehmen macht
Afrika war bisher eher ein Problemfall für europäische Unternehmen. Doch wirtschaftliche und politische Unruhen und die mangelhafte Infrastruktur täuschen darüber hinweg, dass die Wirtschaft in Afrika brummt: Hier befinden sich sechs der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften. Nun erkennen auch immer mehr europäische Unternehmen das Potenzial des Kontinents und kurbeln die Wirtschaft der Länder an. Nicht nur die hohen Rohstoffvorkommen sind ein guter Grund, in Afrika zu investieren. Je nach Region warten verschiedene sozioökonomische Herausforderungen und Chancen auf Unternehmen.
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Südafrika
Südafrika ist neben Nigeria die größte Volkswirtschaft des afrikanischen Kontinents und das einzige afrikanische Mitglied der G20, der Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Südafrika gehört zu den bedeutendsten Bergbaunationen der Welt: Hier lagern die weltweit größten Vorräte an Gold und Platin, Diamanten und Kohle. Das Land hat im Vergleich zu anderen Regionen Afrikas wichtige Standortvorteile, die für die Wirtschaft relevant sind: eine gute Infrastruktur, einen funktionierenden Finanzsektor, erhebliche Rohstoffreserven sowie ein verlässliches und unabhängiges Rechtssystem. Den größten Anteil am südafrikanischen Export stellen in Südafrika die Rohstoffe, gefolgt von Fahrzeugen und Maschinen. Die Importe werden währenddessen von Öl, Fahrzeugen und Fahrzeugteilen, Kommunikationselektronik sowie Medikamenten dominiert. Neben der dortigen Botschaft dient besonders die deutsche Industrie- und Handelskammer als Ansprechpartner der deutschen Wirtschaft in Südafrika.
West- und Zentralafrika
Der Markt für ausländische Unternehmen in West- und Zentralafrika ist laut Karsten Ehlers, dem Afrika-Korrespondent für Germany Trade & Invest in Accra, schwer zu durchdringen. Ein Grund dafür: Die Länder in West- und Zentralafrika sind nicht homogen, wodurch jedes Land einzeln betrachtet werden muss. Zudem ist die Stromversorgung nach wie vor mangelhaft. Dennoch bietet dieser Teil des afrikanischen Kontinents attraktive Geschäftsmöglichkeiten. In Nigeria wächst bspw. der Konsumgütermarkt rapide: In vielen Städten Nigerias bildet sich derzeit ein umsatzstarker Einzelhandel, und auch E-Commerce-Plattformen verzeichnen dort sehr gute Umsätze. Das bevölkerungsreichste Land Afrikas verfügt zudem über große Öl- und Gasvorkommen. Wachstum gibt es in etlichen Bereichen: Bau, Telekommunikation, Einzelhandel, Konsum sowie in Industriebereichen wie Nahrungsmittel und Zement.
Ost-Afrika
Einer der dynamischsten Wachstumsmärkte Ostafrikas befindet sich in Tansania. Das Land gehört zwar immer noch zu den ärmsten Nationen der Welt, hat nach Angaben des Auswärtigen Amts in den letzten 20 Jahren jedoch beachtliche Fortschritte in Bezug auf die makroökonomische Stabilisierung gemacht. Ein Schwerpunkt der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Ostafrika ist die Zusammenarbeit im Energiebereich. Der deutsche Anlagenbauer Ferrostaal bspw. will nun gemeinsam mit TPDC, Haldor Topsoe und Fauji die Wirtschaft in Tansania ankurbeln. Der Plan: Bis 2020 soll dort eine Düngemittelproduktionsanlage entstehen, die neue Arbeitsplätze schaffen und den Standort wirtschaftlich interessanter machen soll. Das wäre nicht nur die erste Düngemittelproduktionsanlage des Landes, sondern die größte deutsche Investition in Tansania. Der Industriedienstleister Ferrostaal hatte zuvor u. a. mit Windparkprojekten in der Mongolei und Türkei auf das Potenzial erneuerbarer Energien aufmerksam gemacht. Zu dem Portfolio des Unternehmens zählen auch Recycling- und Beleuchtungslösungen.
Nordafrika
Nach den Unruhen in Kairo 2011 haben sich neben Tunesien nun auch wieder Ägypten und die daran angrenzenden Regionen zu wichtigen Absatzmärkten entwickelt. Neben dem Marktzugang zu Marokko, Algerien und Tunesien gelten in Nordafrika auch die niedrigen Energie- und Lohnkosten als Wettbewerbsvorteil. Zudem verleiht die Nähe zu Europa Nordafrika eine Sonderstellung auf dem afrikanischen Kontinent, denn der Warentransport über das Mittelmeer ist mit Schiffen logistisch einfach zu bewältigen. Der Autozulieferer Leoni mit Sitz in Nürnberg blieb bspw. auch während der Krise optimistisch und ist nun einer der wichtigsten privaten Arbeitgeber in Tunesien. Dort stellen rund 13.000 Mitarbeiter Kabelsätze und Bordnetzsysteme für die europäische Autoindustrie her. Leoni beschäftigt in Nordafrika mittlerweile insgesamt 24.000 Menschen.
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Kommentare
Das große, heiße Afrika
Hoffentlich vergessen die Geschäftemacher wenigstens diesmal nicht, von vornherein zu berücksichtigen das in Afrika eine sehr wichtige schützenswerte Flora und Fauna sind, die man nicht durch rücksichtslose INdustrialisierung kaputt machen sollte (was derzeit denke ich in China passiert)...