Studie: Start-ups erhalten so viel Risikokapital wie noch nie
Noch nie haben Jungunternehmen so viel Risikokapital erhalten wie im ersten Halbjahr 2017. Mit ihren Geschäftsideen haben deutsche Start-ups insgesamt 2,16 Milliarden Euro eingesammelt, wie eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft EY zeigt. Berlin ist dabei weiterhin Deutschlands Start-up-Metropole Nummer eins: 1,5 Milliarden Euro und damit zwei Drittel des gesamten Risikokapitals gehen in die Hauptstadt.
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Bei den Finanzierungsrunden konnte sich den Studienergebnissen zufolge der Online-Lieferdienst Delivery Hero an die Spitze setzen. Das Start-up, in das Anleger 387 Millionen Euro investierten, agiert inzwischen sogar erfolgreich an der Börse. Nicht ohne Grund führen Experten die Höhe des Risikokapitals auf die zunehmende Professionalisierung der Jungunternehmer zurück. Aber auch neue Ideen und Technologien spielen nach wie vor eine wichtige Rolle für den Erfolg oder Misserfolg eines Start-ups.
Der Einstieg in die Selbstständigkeit: Kapital beschaffen
Ohne das nötige Kapital führt jedoch auch die innovativste Idee nicht zum Ziel. Wer seine eigene Firma gründen möchte, benötigt in aller Regel Fremdkapital. Experten gehen davon aus, dass rund zwei Drittel der deutschen Jungunternehmer auf eine Finanzierung durch Dritte angewiesen sind. Möglichkeiten dafür gibt es viele, zum Beispiel Private Equity, Gründungszuschüsse, Crowd-Finanzierung, Venture Capital oder die Unterstützung durch Business Angels.
Gerade zu Beginn der Existenzgründung ist ein unkomplizierter Zugang zu Kapital überlebenswichtig. Schließlich verfügen die meisten Jungunternehmer in spe nicht über die notwendigen Sicherheiten für einen hohen Bankkredit. Die Ausgaben für Miete, Marketingmaßnahmen und Betriebsmittel sind unverzichtbar und können sich schnell zu einer beachtlichen Summe addieren. Zudem ist nicht garantiert, dass sich das Unternehmen langfristig auf dem Markt behaupten kann – denn die Konkurrenz ist groß und ob eine Idee wirklich zündet, zeigt sich meistens erst nach einer gewissen Anlaufzeit. Umso wichtiger ist es, sich dem Thema Finanzen von Anfang an mit der Ernsthaftigkeit zu widmen, die es verlangt.
Rechte und Pflichten bei der Unternehmensgründung
Verfügen Gründer über ausreichend Kapital, ist es bei der Kontoführung ratsam und in vielen Fällen sogar zwingend, Privates von Beruflichem zu trennen – und zwar nicht erst mit zunehmendem Erfolg und Einkommen, sondern von Beginn an. Denn jede GmbH, OHG, KG, AG und UG wird erst dann handlungsfähig, wenn das Gründungskapital auf einem speziell für die Firmenzwecke eingerichteten Geschäftskonto eingegangen, vom Notar bestätigt und beim Handelsregister angemeldet ist. Nur Freiberufler und GbR sind von dieser Pflicht befreit. Der Eintrag im Handelsregister hat zudem den Vorteil, dass der Firmenname geschützt ist. Die Amtsgerichte veröffentlichen die gemachten Angaben, um Rechtssicherheit im Geschäftsverkehr sicherzustellen. Zu den verbindlichen Angaben, die Firmengründer machen müssen, zählen:
- Name des Unternehmens
- Rechtsform
- Unternehmenssitz
- Gegenstand des Unternehmens
- Geschäftsführung
- Prokura
- Höhe des Stamm- bzw. Grundkapitals
- Angaben zum Besitz von Anteilen des Unternehmens
Rechtsform mit Bedacht wählen
Diese Liste mag Betriebswirtschaftlern zwar selbstverständlich erscheinen, doch für in wirtschaftlichen Themen Unerfahrene lauern hier bereits die ersten Fallen. Beispielsweise entscheiden sich viele Gründer gleich zu Beginn für die Rechtsform der GmbH, um möglichst groß zu starten. Neben den vergleichsweise hohen Kosten für die Gründung einer GmbH kommt auf das Unternehmen noch ein hoher administrativer Aufwand hinzu, etwa strenge Insolvenzvorschriften sowie Formalia für das Gehalt des Geschäftsführers. So darf das Finanzamt auch dann Lohnsteuer für das Gehalt des Gründer-Geschäftsführers beziehungsweise Gesellschafter-Geschäftsführers erheben, wenn das Unternehmen keine Gewinne erwirtschaftet. Diese Faktoren machen eine GmbH für Gründer zu einer eher riskanten Rechtsform. Alternativen können eine GbR oder ein Einzelunternehmen sein, die für unerfahrene Unternehmer in spe deutlich einfacher zu handhaben sind.
Steuerfallen umgehen
Auch wer vorhat, Familienmitglieder zu beschäftigen, sollte sich im Vorfeld diesbezüglich ausführlich informieren – selbst wenn diese nur in der Anlaufzeit mithelfen. Von einer schriftlichen Vereinbarung über Rechte und Pflichte beider Parteien profitieren sowohl der Firmengründer als auch die Familienmitglieder: Zum einen reduzieren die Personalkosten die Steuerlast, zum anderen verlangen die meisten Verwandten nur ein vergleichsweise niedriges Gehalt. Unternehmensgründer, die zwar eine innovative Idee haben, aber über wenig betriebswirtschaftliches Know-how verfügen und neu in der Branche sind, sollten im Zweifelsfall die Unterstützung von Profis in Anspruch nehmen. Ein Steuerberater weiß, wie sich Kosten senken und Steuern sparen lassen.
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