Alte Routinen „entlernen“, damit das Neue Einzug halten kann
Die Corona-Pandemie wirft lange Schatten voraus. Sie hat unser Leben mächtig durchgeschüttelt, das Kaufverhalten der Kunden stark verändert und die Arbeitswelt rasch digitaler gemacht. Das „New Normal“ hält sehr viel Neues parat, weshalb wir viel Altes „entlernen“ müssen.
Jede Veränderung bedeutet zunächst, dass etwas bislang Unbekanntes entsteht, von dem niemand ganz sicher weiß, ob es besser oder schlechter sein wird als das davor. Doch ständig haben die Menschen das Alte verworfen und das Neue gewagt. Die Evolution stellt den Entdeckergeist und die Neugier vor das Beharren und die Routine. Sonst wären wir nicht da, wo wir heute sind.
Die Suche nach dem nützlichen Neuen zählt zu den wichtigsten Trieben unseres Denkapparats. Diese Entwicklung verlangt von uns zweierlei:
- Alte Routinen „entlernen“, um nicht an Überholtem kleben zu bleiben und
- Komfortzonen verlassen, um weit offen für Wandel und Fortschritt zu sein.
Es sind immer die Unangepassten, die das Neue in die Welt bringen. Besser, wenn das drinnen im Unternehmen geschieht und die Disruption nicht von außen kommt. So sind kluge Quer- und Weiterdenker erste Wahl, die Dinge anders, besser und neu zu machen.
Ausgetretene Pfade verlassen, damit neue Wege entstehen
Unser Denken und Handeln basiert auf dem, was wir unser Wissen und Können nennen. Hier fühlen wir uns sicher, oft sogar überlegen. Doch im Gegensatz zu Kindern begegnen wir mit dem Älterwerden dem Neuen zunehmend mit Argwohn. Lassen wir das Neue zu, bearbeiten wir es mit den uns geläufigen Denkmustern und Bewertungsmaßstäben.
Vor allem dann, wenn es „eng“ wird, fallen wir in Automatismen zurück und spulen das immer gleiche Verhalten ab. Beim Lösen neuartiger Probleme steht uns genau das dann im Weg. Es blockiert unsere Kreativität wie alte Daten den Zwischenspeicher im PC.
Wir müssen also zunächst lernen, das, was uns nicht mehr dient, zu „entlernen“. Erst danach können neue Lösungen sowohl für alte als auch neue Probleme entstehen. Also: Entsorgen Sie überholte Vorgehensweisen. Und: Trainieren Sie sich und Ihre Organisation darauf, aus üblichen Mustern auszubrechen, damit Wandel gelingt.
Die digitalisierte Zukunft ist ungewisser als jemals zuvor
Wandel manifestiert sich heute ganz anders als früher. Und er kommt, wie Covid 19, urplötzlich aus Ecken, die niemand erwartet. Zudem stellt der technologische Fortschritt Alles zur Disposition. Alte Rezepte funktionieren nicht mehr. Der Erfolg von gestern sagt rein gar nichts über den Erfolg von morgen.
„In unserer Branche ist das aber anders“, höre ich oft, wenn ich das Thema in einem Vortrag zur Sprache bringe. Weit gefehlt! Die wirklich umwälzenden Innovationen kommen meistens von Branchenneulingen. Game Changer nennen sie sich.
Mit Hingabe, Tatkraft und wilder Entschlossenheit konzentrieren sie sich exakt auf das, was bei den Etablierten nicht gut genug funktioniert. Jede schlechte Kauferfahrung, jedes miese Serviceerlebnis, jedes ungelöste Kundenproblem kann für sie zu einem Einfallstor und einer neuen Geschäftsidee werden.
Über Betriebsblindheit, Selbstgefälligkeit und Ignoranz
„Ein neuer Gedanke wird zuerst verlacht, dann bekämpft, bis er nach längerer Zeit als selbstverständlich gilt“, wusste schon Arthur Schopenhauer. Disruptionen treffen immer nur die anderen? I wo, sie können jeden treffen. Was folgt, ist böses Erwachen.
„Jetzt kaufen unsere Kunden doch tatsächlich bei diesen Jungspunden ein. Hätten wir nicht gedacht. Da müssen wir uns aber bald mal was einfallen lassen.“ Zu spät. Selbst mit Geldgeschenken sind die Nicht-mehr-Kunden nicht mehr zu locken.
Leider züchtet Erfolg einen gefährlichen Glauben an die eigene Großartigkeit. Hirnforscher berichten von einer sich verändernden Biochemie, wobei vor allem der Testosteronspiegel steigt. „High-T“ nennt man solche Personen. Höllisch aufpassen muss also jeder, bei dem sich Macht und Erfolg miteinander verbinden.
Bringen Sie interne Freigeister und Weiterdenker ins Spiel
Um den Sprung in die Zukunft zu schaffen, bringt man besser seine klugen, konstruktiven, firmeninternen Freigeister und Weiterdenker ins Spiel. Sie sind Brückenbauer zwischen gestern und morgen, Helfershelfer auf dem Weg in die Zukunft, Lotsen in die kommende Zeit.
Sie sind Wachrüttler, Infragesteller, Wegbereiter, Kundschafter, Erneuerer, Zukunftsgestalter. Sie sind Mittler zwischen veraltetem Tun und zukunftsfähigen Vorgehensweisen. Sie sprengen den „So-machen wir das hier-Rahmen“ und setzen Impulse ganz neu. Sie ehren das Gute und plädieren zugleich für das bessere Neue.
Solche Menschen im Unternehmen sind ein echter Wettbewerbsvorteil. Sie sind offen für neue Themen und treiben mit frischem Wind den Wandel voran. Sie sind in der Lage, Entwicklungen und Trends feinfühlig wahrzunehmen. Veränderungen werden als Chance und nicht als Gefahr gedeutet.
Über Abteilungsgrenzen hinweg entwickeln sie Initiativen, die Ideen, Wissen und Können neu miteinander verknüpfen und so das ganze Unternehmen befruchten. Und das ist im New Normal der Post-Coronazeit wichtiger als jemals zuvor.
Wie das alles ganz genau funktioniert, habe ich in meinem neuen Buch ausführlich beschrieben. Es heißt: Querdenker verzweifelt gesucht. Warum die Zukunft der Unternehmen in den Händen unkonventioneller Ideengeber liegt.
Das Buch zum Thema:
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