In vier Monaten zu einer eigenen Akademie
Mehr als eine Einweisung: Qualifizierte Schulungen als Pluspunkt im Kundenservice in einem technischen Betrieb
Erfahrungsbericht von Rösler Oberflächentechnik zusammen mit Voss + Partner Managementtrainings
Oberflächenbearbeitung ist das Spezialgebiet der Rösler Oberflächentechnik GmbH. Ob Medizingeräte, Schmuck und Brillen, Gastronomie oder Aerospace: Überall dort, wo Oberflächen bearbeitet werden müssen, sind Rösler-Anlagen im Einsatz. Die Branchenliste ist lang.
Von den Anfängen vor 80 Jahren bis heute hat sich Rösler zu einem weltweit aktiven Unternehmen mit mehr als 150 Vertretungen, 15 Niederlassungen und rund 1.600 Mitarbeitern entwickelt.
Von einfachen Produkteinweisungen zu qualitativ hochwertigen Seminaren
Als Systemanbieter begleitet Rösler seine Kunden mit selbst entwickelten und produzierten Anlagen - von der Planung über die Inbetriebnahme bis zum laufenden Betrieb. Wie viele andere spezialisierte, produzierende Unternehmen gibt die Rösler Oberflächentechnik GmbH Know-how an ihre Kunden weiter, damit diese optimale Ergebnisse mit den eingesetzten Produkten erzielen. Lange waren Einweisungen per Adobe PowerPoint das Mittel der Wahl. Doch die Erwartungen der Kunden steigen. Eine Verbesserung der Schulungsqualität ist deshalb ein zentraler Grund, weshalb Unternehmen eigene Akademien aufbauen. Auch Rösler hat sich dafür entschieden.
Der Aufbau eines neuen Geschäftsfelds mag in einigen Unternehmen eine weitere Triebfeder sein. Häufiger jedoch wollen sie die Wissensweitergabe innerhalb ihres Unternehmens verbessern. „Wenn wir wüssten, was unser Unternehmen weiß…“, ist nicht umsonst zu einem geflügelten Wort geworden.
Die Unternehmen erkennen, dass der gute Wille allein nicht genügt, sondern dass für hochwertige Schulungen Kompetenzen und Strukturen nötig sind. Für Anna Moschall, heute Leiterin der Rösler Academy, stand die Schulungsqualität im Vordergrund. „Wichtig war mir, hochwertige und gleichzeitig abwechslungsreiche Seminare mit hohem Praxisanteil anzubieten.“ Mit dieser Vision vor Augen folgten weitere Schritte, um die Idee des Geschäftsführers Stephan Rösler zur Gründung einer eigenen Academy umzusetzen.
Den richtigen Ansprechpartner finden
Anna Moschall machte sich deshalb auf die Suche nach einem Partner, der die Experten ihres Hauses aus Service, Vertrieb, Testzentrum und Technologiemanagement zu professionellen Trainern ausbildet – und zwar zertifiziert. Für viele Seminarkunden sind Zertifizierungen ein wichtiger Indikator für die Vertrauenswürdigkeit, besonders im internationalen Kontext. Sie wünschen sich ein objektives Qualitätskriterium für die didaktisch-methodische Kompetenz der Dozenten.
Bei Voss + Partner wurde Anna Moschall fündig. „Ich wollte unbedingt einen Anbieter finden, der Erfahrung mit technikaffinen Berufsgruppen hat“, erklärt sie. „Außerdem hatte ich eine Vorstellung davon, was in eine Trainerausbildung hinein gehört. Angebote für Zwei-Tages-Schulungen habe ich deshalb gleich aussortiert, da ein solch kurzer Zeitrahmen für eine fundierte und praxisnahe Vermittlung der umfangreichen Inhalte unrealistisch ist.“
Stolpersteine auf dem Weg zur Academy
Mit der Entscheidung für Voss + Partner war der erste Schritt getan. Doch bevor die künftigen Rösler-Trainer ihr erstes Seminar besuchen konnten, gab es jede Menge zu tun. Diverse Abstimmungen waren nötig, denn Widerstände ließen nicht lange auf sich warten: Eine Weiterbildung zum Trainer? Und dann auch noch mit anschließender Prüfung? Für manche Mitarbeiter war nicht von Anfang an ersichtlich, welchen Mehrwert diese Weiterbildung darstellen sollte. Eine weitere Sorge war, bei der Präsentation von Beispielen aus Versehen Interna von Rösler-Kunden auszuplaudern. „Eine neue Academy aufzubauen, ist natürlich für alle Beteiligten eine Herausforderung“, kommentiert Anna Moschall. „Es ist wichtig, alle von Beginn an ins Boot zu holen. Andernfalls steht ein solches Projekt schon am Start unter einem schlechten Stern.“
Anna Moschall hatte noch eine weitere kniffelige Botschaft in petto: Die bisher genutzten PowerPoint-Präsentationen waren über Jahre genutzt und von ihren Autoren mit Herzblut entwickelt worden. Und jetzt sollten sie nicht mehr gut genug sein? Dass ein modernes Training mehr ist als eine Präsentation – der Gedanke musste erst einmal verdaut werden. Auch auf der Entscheider-Ebene galt es, Zustimmung einzuholen: „Was muss ein Trainer denn schon können?“ ist eine typische, oft unausgesprochene Frage. Einiges, wie sich noch herausstellen sollte. Und dafür brauchen die Mitarbeiter Zeit. Zeit, um selbst an der Weiterbildung teilzunehmen, Trainingskonzepte zu schreiben und Probeschulungen auszuarbeiten. Eine Trainerausbildung ist begleitet von einer Verhaltensänderung. Hier wie überall gilt: Es gehört Übung dazu, um sich an das Neue zu gewöhnen. Der Zeitbedarf wird fast immer unterschätzt.
Wichtig für den Verantwortlichen: Rede und Antwort stehen können
Das Miteinander-Reden und Sich-Abstimmen hatte während der gesamten Projektlaufzeit einen hohen Stellenwert. Der Projektverantwortliche im Unternehmen – in diesem Fall Anna Moschall – muss in alle Richtungen vermitteln und überzeugen können. Leicht kann er zwischen die Stühle geraten. Für den Erfolg des Projekts ist es deshalb wichtig, dass er über Möglichkeiten, Bedingungen, Budgetfragen, Vor- und Nachteile der Trainerausbildung hieb- und stichfest Auskunft geben kann. Deshalb braucht er einen zuverlässigen Partner auf der Seite des Trainingsanbieters, der kompetent Auskunft geben kann. „Da habe ich mit Voss + Partner die richtige Wahl getroffen“, so Anna Moschall.
Vom Experten zum Trainer: ein neues Selbstbild entwickeln
Für die methodisch-didaktische Ausbildung der Trainer waren vier Monate angesetzt, was keinesfalls großzügig bemessen ist. Die Train-the-Trainer-Ausbildung beinhaltet Themen wie Methodik und Didaktik, die Gestaltung einer Seminarsequenz und der Aufbau eines Trainerleitfadens.
Doch es geht um mehr als um Methodik und Handwerkszeug. Eine zentrale Rolle spielt das Selbstbild als Trainer. Das gilt ganz besonders in einem technischen Umfeld. Die Teilnehmer haben sich oft über Jahre als Experten erlebt. Sie sind zu Recht stolz auf ihr Wissen. Jetzt gilt es, in die Schuhe der künftigen Zuhörer zu schlüpfen – und in den Trainings einen großen Teil des Fachwissens auszulassen. Das tut zunächst weh! Doch ein guter Trainer denkt beim Aufbau seines Konzepts mit dem Kopf des Empfängers: Was braucht mein Zuhörer? Worauf kommt es ihm an? Ein moderner Trainer ist weniger Vortragender als vielmehr Begleiter für zielgerichtetes Lernen.
Genau darauf kommt es auch dem TÜV Rheinland an, in diesem Fall die Zertifizierungsstelle: Weiß der Trainer, wie Lernen funktioniert? Kann er sich an den Teilnehmern orientieren? Ist er in der Lage, Lernziele zu setzen und den Erfolg zu prüfen? Beherrscht er Methoden, um das Lernen leicht zu machen?
Trainings heute: Praxis statt bloßer Theorie
Alle Kandidaten haben inzwischen die Prüfung erfolgreich absolviert. Für die nächsten drei Jahre dürfen sie mit ihrem Zertifikat werben. Um es zu verlängern, müssen sie sich weiterbilden: Themen wie schwierige Trainingssituationen, den Lerntransfer sichern oder Storytelling im Training stehen schon auf dem Programm.
Die Skepsis ist verflogen, die Stimmung gut. Die Neu-Trainer berichten, dass sie die erlernten Methoden auch für andere Zwecke im Alltag verwenden können. Anna Moschall freut sich ganz besonders über den Unterschied zwischen vorher und nachher: Die zertifizierten Trainer gestalten ihre Seminare sehr viel kurzweiliger und interaktiver. Die praktische Anwendung steht im Vordergrund. Betriebsrundgänge gehören fest zum Programm.
Jeder Trainer hat einen eigenen Leitfaden geschrieben. Anna Moschall findet es spannend, wie unterschiedlich die Ideen bei vergleichbarer Aufgabenstellung sind. Das Feedback der ersten Kunden ist durchwegs sehr positiv. Aufgrund der großen Nachfrage ist bereits ein Neubau mit Seminarräumen der Rösler Academy in Planung, der Ende 2018 eröffnet werden wird.
- Kommentieren
- 8494 Aufrufe