Kaufen? Oder doch besser mieten, leasen, sharen?
Ob Fahrzeuge, Immobilien, Hard- oder Software – in vielen Unternehmensbereichen ist es nicht mehr notwendig, Unsummen in das Anlagevermögen zu investieren, indem man Lizenzen, Grund und Boden, Dienstfahrzeuge und Ähnliches käuflich erwirbt. Oftmals ist es unternehmerisch sinnvoller, alternative Nutzungsmethoden zu wählen. Das spart Kapital und ermöglicht teils sogar interessante Synergieeffekte.
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Mieten 2.0
Stichwort Immobilien: Dass Unternehmen Geschäftsräume mieten anstatt sie zu kaufen, ist gängige Praxis. Ebenso ist es nicht unüblich, ein Gebäude in Eigenregie zu errichten, es zu verkaufen und dann wieder zu mieten – so ist das für den Bau aufgewendete Kapital nicht gebunden und kann wieder neu investiert werden, während man gleichzeitig eine ideal auf den Eigenbedarf zugeschnittene Immobilie zur Verfügung hat.
Es gibt aber noch eine dritte Variante, die sich besonders für kleine und mittelständische Unternehmen eignet, die nicht auf eine feste örtliche Infrastruktur angewiesen sind: Coworking-Space erfährt im Moment einen Boom und überzeugt durch Flexibilität: Das Konzept funktioniert so, dass sich jeder – vom Freelancer bis hin zum Unternehmen mit 100 Mitarbeitern – für einen gewünschten Zeitraum in einem sogenannten Coworking-Space Arbeitsräume mieten kann. Gerade für Unternehmen, die sich in einer Expansionsphase befinden, ist das praktisch: Man kann schließlich, anders als bei fest gemieteten oder gekauften Büroräumen, bei Bedarf relativ einfach weiteren Arbeitsraum zusätzlich anmieten – oder die Bürofläche im umgekehrten Fall wieder downsizen. Dadurch, dass verschiedene Unternehmen und Branchen unabhängig voneinander unter einem Dach arbeiten, kommt es quasi nebenher häufig noch zu profitablen Networking-Effekten.
Apropos Netzwerk: Wer eigene Geschäftsräume betreibt, kann durch eine alternative Finanzierung der technischen Infrastruktur Kapital flexibler einsetzen: Anstatt in eigene Server vor Ort zu investieren, kann es sinnvoll sein, wenn man das Rechenzentrum outsourct. Durch die hohe Geschwindigkeit heutiger Breitband-Internetanschlüsse spricht wenig dagegen, sich Server und damit Rechenkapazität bei Drittanbietern zu mieten: Es ist weniger Kapital gebunden, zudem kann man je nach den aktuellen Projektanforderungen Rechenleistung hinzubuchen oder diese reduziert in Anspruch nehmen. Zusätzlich muss man kein Geld in teure Server-Upgrades stecken und kann Personalkosten einsparen, da auch Wartung und Instandhaltung wegfallen.
Leasen oder sharen?
Kommen wir zum Thema Fuhrpark: Hier hat für Unternehmen die Finanzierung via Leasing dem klassischen Kauf längst den Rang abgelaufen. Das hat den einfachen Grund, dass Leasing (außer durch die im Vergleich zum Erwerb geringere Kapitalbindung) auch durch Steuervorteile überzeugt: Leasingausgaben lassen sich im Normalfall zu 100 % steuerlich absetzen, wodurch die Höhe der zu zahlenden Gewerbesteuer sinkt.
Ein Fahrzeug zu leasen ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn es durchgehend genutzt wird – andernfalls können die laufenden Kosten für Steuern und Versicherung, gepaart mit den Leasingraten - eine unverhältnismäßig hohe Belastung darstellen. Benötigt man nur sporadisch Fahrzeuge, heißt eine mögliche Lösung "Carsharing". Was auf dem Privatmarkt derzeit prächtig gedeiht, ist auch eine Option für Unternehmen: Man spricht dann vom sogenannten "Corporate Carsharing". Mit diesem Ansatz können die Kosten für Firmen- oder Dienstwagen gesenkt werden und man kann auch ohne große Zusatzkosten mehr Mitarbeitern Zugang zu einem solchen Fahrzeug gewähren.
Das Ganze funktioniert umgekehrt ebenso: Wer als Unternehmer einen eigenen Fuhrpark besitzt, der aber nicht ausgelastet ist, kann durch Sharing Profite generieren, statt auf den laufenden Kosten sitzenzubleiben. Dabei spielt es kaum eine Rolle, um welche Art Fahrzeug es sich handelt. Im Rahmen der Landwirtschaft ist es seit vielen Jahren üblich, teure Maschinen wie Mähdrescher kooperativ zu nutzen, im Internet gibt es heute spezielle Plattformen, die dem Mieten und Vermieten von Fahrzeugen aller Art dienen – dabei ist es im Prinzip egal, ob es sich um einen PKW oder etwa ein Kraftrad handelt, sogar für Wohnwagen und Wohnmobile gibt es entsprechende Angebote.
So kann man gewissermaßen ungenutztem bzw. totem Kapital neues Leben einhauchen. Die Wahrscheinlichkeit nämlich, dass ein Dritter etwas nachfragt, das andernorts nicht genutzt wird, ist hoch. Das Netz dient dabei als Mittler zwischen beiden Parteien. Das bedeutet umgekehrt auch, dass man viele Anlagegüter heute nicht mehr kaufen muss – es gibt genügend Alternativen, dank derer mehr Kapital für das Umlaufvermögen genutzt werden kann.
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