Wahrnehmung und Realität: Eine Frage der Perspektive
Wähle deine Realität
Immer wieder erfahre ich in Workshops von meinen Teilnehmern Aussagen dazu, was andere Personen denken. Ich frage meine Teilnehmer dann gerne: „Du kennst die Realität? Spannend - ich nicht“.
Teilnehmer meiner Workshops sind oft irritiert, wenn sie von mir diese oder eine ähnliche Aussage hören. Worum es mir geht: Zu verstehen, wie wir über unsere Gedanken unsere Realität selbst herstellen und in Folge mehr oder weniger bewusst darauf hin reagieren.
Wahrnehmung: eine Frage der Perspektive
Nehmen wir an, jemand folgt einer Einladung zu einer großen Veranstaltung. Die Person kommt in einen großen, fast leeren Saal, geht an den Veranstaltern vorbei und setzt sich schnell auf einen der Plätze. Ich kann diese Person für ignorant oder einfach nur unsicher in der Situation begreifen, oder aber denken, sie steuert zielsicher einen Platz an und weiß wo es langgeht.
Es ist alles eine Frage meiner Perspektive auf die von mir individuell wahrgenommene Situation.
Wenn ich als Veranstalter z.B. erwarte, dass mich die eingeladenen Gäste begrüßen und mir für die Einladung danken, schaue ich anders auf das Verhalten, als wenn ich davon ausgehe, dass bei einer Großveranstaltung eine Begrüßung nicht zu erwarten ist.
Wenn ich jemanden als arrogant einschätze, reagiere ich anders, als wenn ich das gleiche Verhalten einer Person als Unsicherheit oder einfach nur als Neugierde wahrnehme.
Ein Beispiel aus einem aktuellen Workshop:
Ein Teilnehmer beschrieb einen Studenten auf einer Recruiting Veranstaltung als aufgeblasenen Showmacher, so eine Art Michelin-Männchen. Der Student hatte sich danach erkundigt, wie die Aufgaben aussehen, wenn man später in dem Unternehmen mal Manager wird.
© Sandra Krönner (Akademie Krönner) |
Was würden Sie denken, wenn Ihnen so eine Frage gestellt wird?
Mein Teilnehmer hielt den Studenten also für so eine Art Michelin-Männchen, das dringend mal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden müsste. Folglich begegnete er dem Studenten mit der Aussage, er solle doch erstmal anfangen zu arbeiten.
Wie hätte jemand reagiert, der die gleiche Aussage als neugierigen Blick auf eine mögliche Weiterentwicklung gesehen hätte? Oder als den Wunsch, sich mit einer Frage einzubringen, um die Stille der Veranstaltung zu unterbrechen?
Wir reagieren nie auf die Realität, sondern immer auf das, was wir dafür halten. Unsere Wahrnehmungsorgane nehmen Signale auf und im Gehirn entsteht hierzu ein Gedanke und sorgt schnell für eine darauf gesetzte Emotion. Zum Beispiel Ärger oder Freude. Kurzum, wenn wir auf unsere Gedanken achten und sie hinterfragen, haben wir selbst in der Hand, ob wir uns ärgern oder freuen.
Die eigenen Gedanken hinterfragen
Die Amerikanerin Katie Byron hat hierzu eigens ein mittlerweile sehr bekanntes Fragenset entwickelt, um stressende Gedanken zu hinterfragen.
Es gilt, sich bewusst zu werden was wir innerlich machen, wenn wir einen Gedanken glauben und wie wir dann auf diesen Gedanken reagieren. Und dann mal mutig den Gedanken umzudrehen und sich zu fragen, wie wir denken und fühlen würden, wenn wir den Gedanken gar nicht glauben könnten.
Das ist ein Verfahren, welches zunächst oft inneren Widerstand auslöst. Schließlich gilt es, den für Wahrheit geglaubten Gedanken bewusst in Frage zu stellen, ja sogar ins mögliche Gegenteil umzukehren. Ein sehr irritierendes Verfahren, das aber letztlich für mehr Wahlfreiheit im Fühlen und Denken sorgt.
Zurück zum scheinbar arroganten Studenten in der Großveranstaltung. Nehmen wir mal an, mein Seminarteilnehmer würde denken, der Student ist unsicher, z.B. ob die langfristige Jobperspektive ihn genug reizt, um die Herausforderung anzunehmen. Was glauben Sie, wie würde er dann auf den Studenten reagieren? Und was glauben Sie, wie würde seine Reaktion dann von den anderen Teilnehmern im Saal wahrgenommen werden?
Nur ein Gedanke…
Mit herzlichen Grüßen!
Ihre Sandra Krönner
Hier finden Sie weitere Beiträge zu unserem Projekt Kurswechsel: Frischer Wind für Business und Karriere.
- Kommentieren
- 14308 Aufrufe