Landkarten für ein gutes Leben
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Wie Sie den Abgründen und Sümpfen entkommen
Was ist für Sie ein gutes Leben? Haben Sie darauf eine passende Antwort? Nach einiger Zeit des Nachdenkens wird jeder Mensch seine Vorstellungen für ein gutes Leben skizzieren können. Viel schwieriger ist die Frage, wie ich den Weg des guten Lebens finden und beibehalten kann. Nach vielen Jahren der intensiven Arbeit an mir selbst und mit Menschen, die sich in ihrer Selbstführung weiterentwickeln wollen, sehe ich diese Frage heute sehr gelassen. Ich halte es für klug, ein paar grundlegende Dinge zu unterlassen, die mit Sicherheit nicht zu einem guten Leben führen. Was wir darüber hinaus für ein gutes Leben noch tun können, sei für jeden Menschen eine individuelle und einzigartige Reise.
Was nicht zum guten Leben führt
Soviel kann ich mit Sicherheit sagen: Es führt nicht zu einem guten Leben, wenn wir den eigenen negativen Gedankenspiralen nachhängen. Und noch etwas habe ich gelernt: Wir leben in einer anklagenden Welt. Wir sind geneigt, uns gegenüber einer Anklage jeder Form rein zu waschen und unsere Unschuld zu beweisen. Es ist unser dringender Wunsch, der Welt unseren Wert zu beweisen. Wenn wir es schaffen, diesen dummen Mechanismus zu durchbrechen und damit aufhören, uns selbst zu schaden, steht die Tür zum guten Leben weit offen. Wir lassen uns allzu leicht in eine Maschinerie der Rechtfertigung hinein manövrieren. Dabei inhaftieren wir aus freien Stücken unser Selbst in einem Labyrinth der Abgründe. Hören wir damit auf, zu werten, über uns selbst und über andere. Hören wir damit auf, unser Selbst zu verstecken und uns Masken anzufertigen, hinter denen wir uns schützen. Unsere größte Chance ist die Befreiung unseres Selbst. Der erste Schritt ist dabei der schwierigste. Wir müssen uns als verwirrte Seele auf der Bühne des eigenen Lebens erkennen. Unser Leben spielt sich in allerlei düsteren Seelenlandschaften ab. Wir generieren Abgründe, Höhlen, Sümpfe und Ländereien mit seltsamen Lebensregeln. Lassen Sie uns gemeinsam diese Landkarten erkunden. Und machen wir uns dann eine einzige Sache klar: Wenn wir darauf verzichten, uns in diesen Landschaften lange aufzuhalten, ist eine gute Entwicklung nicht mehr aufzuhalten.
Landschaften, die wir besser verlassen
Wenn Schuld, Scham und Sünde die Gestaltungskräfte unseres Lebens sind, dann schaffen wir uns kleine Lebenswelten, in denen wir zwar ein Auskommen finden, das wahre Glück sich aber nicht blicken lässt. Über unsere Sprache der Macht in unserer Kultur und über unseren Sozialisierungsprozess erzeugen wir selbst einen Landstrich, den wir das Kulturland der Schuld nennen können. In dieser Lebenswelt trägt immer irgendjemand Schuld, entweder bin ich es selbst oder es ist jemand anderes. Wichtig ist einzig und allein die Tatsache, dass jemand an allem Negativen, das wir vorfinden, schuld sein muss. Der Ausweg aus dem Kulturland der Schuld besteht in der Suche nach den Dünen der Versöhnung. Vergebung ist der Kompass auf diesem Weg.
Verzichten Sie auf Schuld in Ihrem Lebenskonzept!
Auf unserer Landkarte finden wir das große Egoland. Hier ist eines klar: Die Welt dreht sich nur um mich. Die Wünsche und Interessen anderer Menschen sind nicht mein Problem. Und es gibt eine Regel, die immer gilt: Ich habe recht, ich bin im Recht. Nur was ich zu sagen habe, ist wichtig und richtig. Alle anderen liegen falsch. Um das Egoland zu verlassen, müssen wir uns auf die Suche nach der verlorenen Toleranz und Wertschätzung machen.
Nehmen Sie sich und Ihre Meinungen nicht mehr so ernst!
Ein Landstrich, der fast ebenso groß ist wie das Egoland, ist das Opferland. Das Opferland ist von einem tiefen Jammertal durchzogen. Die gültige Lebensregel in diesem Land ist einfach und bestechend: An meinem verpfuschten Leben trage ich selbst keine Schuld. Es waren die Umstände und die anderen Menschen. Sie alle und das Leben an sich meinten es nie wirklich gut mit mir. Mein ganzes Leben schon warte ich auf das große Glück. Aber ich warte vergeblich. Treu ist mir nur das Pech. Pech in der Liebe, Pech im Spiel, Pech im gesamten Leben. So ist es immer gewesen und das kann man auch nicht ändern. Niemand kann das. Die Welt ist und bleibt ungerecht. Doch auch aus dem Opferland gibt es einen Ausweg, wenn das Jammertal auch noch so tief ist. Dieser Weg führt uns zu den Hügeln der Selbstbestimmung, an deren Hängen wir lernen, uns als Gestalter unserer Lebenswelt zu erkennen.
Hören Sie damit auf, sich selbst Leid zu tun!
Einige Gebiete auf unserer Landkarte sind sehr unwirtlich, ja geradezu gefährlich. Es sind die drei Sümpfe des Lebens. Wer sich dort hinwagt, der kommt nicht so schnell wieder heraus. Etwa aus dem Sumpf der Grobheit. Dort ist man von „lauter Idioten“ umgeben, die es nicht besser verdient haben. Die einzige Rettung aus dem Sumpf der Grobheit sind die kleinen Inseln der Achtsamkeit. Sie sind aber recht schwer zu finden.
Lassen Sie Grobheiten einfach sein!
Gleich daneben schließt der Sumpf der Gleichgültigkeit an. Dort ist alles egal. Es ist egal, ob etwas gemacht wird oder nicht und es ist egal, was gemacht wird. Der Sinn ist dort schon vor vielen Jahren auf Nimmerwiedersehen versunken. Aber auch in diesem Sumpf gibt es Hoffnung. Ganz in der Nähe befinden sich die Wälder der Verantwortung. Dort wird gesagt, dass es auf jeden Menschen ankommt und dass jeder seinen Beitrag leisten kann.
Räumen Sie in Ihrem Leben mit Gleichgültigkeit auf!
Der dritte Sumpf ist von dichtem Nebel überzogen. Es ist der Sumpf der Sorgen. Dort drehen sich lauter kleine Spiralen nach unten. Wer versehentlich hineingerät, mit dem geht es rapide abwärts. Für alle Eventualitäten wachsen hier gute Gründe für große Sorgen. Man muss sehr aufpassen, hier nicht ganz von Sorgen zerfressen zu werden. Der Ausweg liegt in der Umkehr. Am hinteren Ausgang liegen die fruchtbaren Ebenen der Dankbarkeit. Dort wohnen die dankbaren Herzen und jeder Tag soll zum Fest werden.
Sie kennen den Spruch schon lange. Er ist wahr: Sorge Dich nicht!
In den Bergen hinter den Sümpfen finden wir noch einen Ort des Unbehagens. Dort liegen die Höhlen der Angst. Wie es in Höhlen ebenso ist, fällt dort kaum Licht ein. Es sind finstere, unwirtliche Orte. Das Zittern breitet sich überall hin aus. In den Höhlen gefangen, darben wir dahin. Es ist ein Leben mit unvorstellbaren Einschränkungen. Hinter jeder Ecke lauert eine Gefahr und unkontrollierbare Ängste verfolgen uns bis in den Schlaf. Es gibt einen Ausgang. Der aber führt über einen gefährlichen Aufstieg. Dort oben sind die Wiesen der Lebensfreude zu finden. Auf diesen Wiesen finden wir hinter jedem Busch eine gute Entscheidung.
Lassen Sie sich von Ihren Ängsten nicht das wahre Leben zerfressen!
Ein letztes, düsteres Gebiet durchzieht unsere Landkarte des Lebens. Wir nennen es die Komfortzone, auch bekannt als goldener Käfig. Die Komfortzone bietet ihren Bewohnern nur an, was sie bereits kennen. Nichts Neues weit und breit. Dort bleibt also alles beim Alten. Und was wir kennen, ist in irgendeiner Weise auch bequem. Die Komfortzone ist mit weichen Polstern ausgelegt, es lauern dort keine Gefahren und nur ganz selten gibt es etwas Unvorhergesehenes. Jeder Mensch ergibt sich dort den Berieselungen und Ablenkungen seines Fernsehers mit 24 Stunden SAT-Programm. Und an Bewegungsfreiheit mangelt es auch nicht. Abwechslung bieten Ausflüge in das Kulturland der Schuld, in das Opferland, in das Egoland in die Sümpfe und Höhlen. Jeder Ausflug ist mit einem fixen Retourticket zu buchen. Am besten fühlt es sich nämlich innerhalb der Grenzen der eigenen Komfortzone an. Ein Ausstieg aus der Komfortzone ist selten und wenn, nur mit großen Anstrengungen möglich. Es gibt tatsächlich nur einen ungeheuer unbequemen Weg, der die steile Motivationsküste entlang zu den Seen der neuen Möglichkeiten führt.
Hören Sie damit auf, sich so übermäßig zu verwöhnen!
Heben Sie den Blick zum Himmel
Über diesen Ländereien scheint die Sonne hinter den Wolken gelegentlich hervor. Über den Wolken aber finden wir ihn, den Himmel der Entwicklung. Um ihn zu sehen, müssen wir den Blick heben. Zu jeder Wolke führt eine imaginäre Leiter empor. Diese Aufstiegshilfen sehen aber nur jene, die es lernen, zu vergeben. Die sich selbst und anderen vergeben, dass unsere Lebenswege bis zum heutigen Tag eben so aussehen, wie sie aussehen. Vergebung ist der Schlüssel, der uns aus den Verwirrungen unserer Seele befreien kann. Der Schlüssel der Vergebung öffnet uns jede Türe, jedes Tor, um aus dem Opferland, den Sümpfen oder den Höhlen zu entkommen. Versuchen Sie den Schlüssel, er passt immer.
Das wichtigste Reisegepäck für Ihren individuellen Weg zum guten Leben, das Sie einpacken sollten, wenn Sie diese wirren Landschaften hinter sich gelassen haben, ist die Dankbarkeit. Sobald Sie dankbare Gefühle entwickeln, verlieren Bewertungen ihre Macht über Sie.
Wenn Sie sich mit den Landkarten des Lebens näher beschäftigen wollen, empfehle ich Ihnen die Bildergalerie.
Das Buch zum Beitrag:
Das innere Spiel": Wie Entscheidung und Veränderung spielerisch gelingen
Hier finden Sie weitere Beiträge zu unserem diesjährigen Projekt Erfolgsrezepte.
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