Kein Funkeln in den Augen mehr? – Hört auf zu arbeiten!
Die provokante Schlussfolgerung „Hört auf zu arbeiten“ ziehen die Autoren Anja Förster und Dr. Peter Kreuz aus einem der drängendsten Probleme unserer Arbeitswirklichkeit – der fehlenden Begeisterung.
Erst wenn sich diese Begeisterung im Funkeln in den Augen widerspiegelt, können wir bei unserer Tätigkeit den gewünschten Erfolg erzielen. Dazu sollten wir grundsätzlich lieben, was wir tun und aus purer Überzeugung arbeiten. Damit der notwendige Enthusiasmus aber überhaupt entstehen kann, müssen wir uns unsere Arbeit als entscheidenden Teil unserer Identität zurückerobern – und dass ist genau das Gegenteil zum entspannten Zurücklehnen.
Gefragt ist hier jeder einzelne – allerdings auch das Unternehmen. Wie Sie sich das Funkeln in den Augen tatsächlich zurückholen, machen Förster und Kreuz anhand vieler Beispiele deutlich. Die unten abgedruckten Antworten der Bestseller-Autoren (aktuell Top 20 der Spiegel Bestseller-Liste) zeigen, worauf es wirklich ankommt.
Was hat Sie motiviert, dieses Buch zu schreiben?
Auf allen fünf Kontinenten spüren wir Unternehmen auf, die so unkonventionell wie erfolgreich sind und Menschen, die dafür brennen, mit ihrer Arbeit einen Unterschied zu machen. Was wir dabei immer wieder feststellen: Es gibt ein untrügliches Zeichen, ob jemand dieses Feuer in sich trägt. Man erkennt es an dem Funkeln in den Augen dieser Menschen. Bloß: Warum ist das die absolute Ausnahme? Was ist eigentlich los in dieser Welt, dass die meisten Menschen die meiste Zeit ihres Lebens nicht das machen, was ihnen das Gefühl gibt, voll in ihrem Element zu sein? Und wie müsste unsere Arbeitswelt gestrickt sein, damit viel mehr Menschen viel öfter im Leben ein Funkeln in den Augen haben? Diesen Fragen gehen wir im Buch nach. Unsere Überzeugung ist, dass wir die Arbeit als lebenswerten Teil unserer Identität zurückerobern können. Und das liegt ganz wesentlich in den Möglichkeiten, die jeder von uns hat.
Wann haben wir es verlernt bzw. wo haben wir es verloren, das Funkeln in den Augen, die Begeisterung, den Enthusiasmus?
Das beginnt schon sehr früh in der Schule. Unser Erziehungssystem, das standardisiertes Lernen, Frontalunterricht und das Auswendiglernen von Fakten in den Mittelpunkt des Unterrichts stellt, kann bei jungen Menschen keine Begeisterung und kein Funkeln in den Augen entfachen. Unser Schulsystem ist eine fabrikmäßige Institution, die veraltete Informationen mit veralteten Methoden verabreicht. Was dabei besonders wehtut: Kinder sind von Natur aus kreativ, wollen selbstständig Probleme lösen und sind mit jeder Menge Entdeckergeist ausgestattet. Sie bringen also die Voraussetzungen mit, die für das Leben und Arbeiten im 21. Jahrhundert von herausragender Bedeutung sind. Aber mit dem Durchlaufen des Bildungssystems wird ihnen genau das fast komplett abtrainiert.
Welche Hausaufgaben empfehlen Sie Unternehmen, um bei ihren Mitarbeitern wieder das Funkeln hervorzulocken? Was ist mit Themen wie Hierachien, Kontrolle, Anweisungen?
Um das Funkeln in den Augen wieder hervorzulocken, müssen wir bei uns allen zuerst eine Stellschraube im Kopf lösen. Es genügt nicht, Management weiterhin so zu betreiben wie in der Vergangenheit. Nur vielleicht ein bisschen partizipativer und mit bunten Knautschwürfeln in der Chill-out-Zone, die früher mal Teeküche hieß. Traditionelle Managementpraktiken zu verbessern oder einfach nur besser umzusetzen reicht nicht mehr aus. Es geht um eine andere Art, Unternehmen zu führen, indem wir Freiraum gewähren und selbstverantwortliches Arbeiten ermöglichen. Firmen, die so handeln, haben verstanden, wie technologischer und sozialer Wandel heute ineinandergreifen und sich gegenseitig verstärken.
Was kann der Einzelne tun?
Ich sollte mir immer mal wieder die Fragen stellen: Was sind die Dinge, die mich inspirieren, herausfordern und wachsen lassen? Antworten darauf können Sie an zwei Orten suchen, innen und außen. Mit der Suche im Innen meinen wir, dass Sie Zeit mit sich selbst verbringen und reflektieren. Wann gab es in Ihrem Leben Momente oder auch längere Zeiträume, in denen Sie dieses Funkeln in Ihren Augen hatten und das Gefühl hatten, voll und ganz in Ihrem Element zu sein? Sie könnten damit beginnen, eine Liste dieser Momente zu erstellen. Oder Sie könnten ein Arbeitstagebuch schreiben oder eine Auszeit nehmen oder irgendetwas anderes tun, das Ihnen dabei hilft, wieder in Kontakt zu kommen mit Ihren wahren Interessen, mit den echten Gefühlen, mit den grundsätzlichen Wahrnehmungen, die Ihr Herz höher schlagen lassen. Aber auch der Blick nach außen ist wichtig. Und das bedeutet: Machen Sie etwas anders als sonst. Probieren Sie Neues aus Lernen Sie neue Menschen, neue Orte und neue Tätigkeiten kennen. Erforschen Sie die Welt mit Neugier und Wagemut.
Lassen Sie sich auf neue Denkweisen ein und weiten Sie systematisch Ihre Grenzen aus, die Sie sich irgendwann einmal selbst gesetzt haben. Diese Explorationsaufgabe dürfte Sie in neue Situationen bringen, die Ihnen spürbar mehr bedeuten als andere Momente. Dort, wo Innen und Außen zusammenpassen, werden Ihre Augen funkeln.
Wir wünschen Ihnen nichts mehr als das!
Sie schreiben, dass wir auch lernen müssen, andere Fragen zu stellen. Was ist damit gemeint?
Nehmen wir zum Beispiel die Frage „Was wird von mir erwartet?“. Das ist eine ganz typische Frage, wie wir sie im Arbeitsalltag immer wieder stellen: Was erwarten mein Chef, meine Kollegen, meine Kunden von mir? Diese Frage ist auch grundsätzlich richtig und impliziert die Bereitschaft des Fragenden, das zu tun, was von ihm oder ihr erwartet wird. Das Problem dabei ist nur, wenn ich den ganzen Tag damit beschäftigt bin, die Dinge zu tun, die die anderen wollen, dann lebe ich fremdbestimmt, im Außen, gesteuert – und dann habe ich keine Chance herauszufinden, was für mich selbst wirklich Bedeutung hat. Die Lösung liegt nicht darin, ab sofort die Erwartungen der anderen vollkommen auszublenden. Vielmehr geht es darum, eine Balance herzustellen, zwischen dem, was andere von mir erwarten und dem, was für mich wirklich zählt. Und das, was für mich wirklich zählt, drückt sich in dem Wort ‚Nein‘ aus.
Das ist die Antwort – wenn nicht sogar die Antithese – zur Frage „Was wird von mir erwartet?“ Es ist der entscheidende Perspektivenwechsel von außen nach innen.
Erwartungen werden von außen an uns herangetragen. Die Fähigkeit, das Wort ‚Nein‘ auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit. Anders ausgedrückt: Wir brauchen eine zusätzliche, öffnende Frage: „Zu welchen Dingen bin ich bereit NEIN zu sagen?“ – Das ist der Türöffner, um unser eigenes Leben zu leben und nicht das, das die Anderen uns zu leben wünschen.
Sie sprechen davon, dass es wichtig ist, sein persönliches „Genug“ festzulegen. Warum?
Zu oft ist unser Leben darauf ausgerichtet, den Ansprüchen des Umfelds zu genügen. Und wenn wir nicht aufpassen, werden wir zu „Beifalls-Sklaven“. Unser Leben definiert sich dann primär über den materiellen, messbaren, vorzeigbaren Erfolg. Die Kunst besteht darin, unser persönliches „Genug“ an äußeren Dingen wie Wohlstand, Ansehen, Macht und Konsum festzulegen. Wenn wir das haben, passiert etwas Bemerkenswertes. Der Weg ist plötzlich frei, dass wir uns unseres übergeordneten Lebensmotivs klar werden. Einem Motiv, das uns hilft, das indirekte Leben, das wir führen, durch ein direktes, unmittelbares Leben abzulösen. Wenn wir das haben, beschäftigen wir uns nicht mehr mit etwas, weil eine Belohnung winkt, sondern weil die Beschäftigung selbst die Belohung ist. Dann glänzen unsere Augen nicht mehr, wenn wir vor dem Incentive stehen und Applaus bekommen, sondern wir spüren bei dem was wir tun, echte Passion, Begeisterung und inneres Feuer.
Zu den Autoren: Anja Förster und Dr. Peter Kreuz gehören zu einer neuen Generation von Vordenkern für Wirtschaft und Management. Sie arbeiten als Berater, Referenten und erfolgreiche Buchautoren. Ihr Buch Alles, außer gewöhnlich wurde 2007 Wirtschaftsbuch des Jahres.
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Ihr aktuelles Buch "Hört auf zu arbeiten!" ist momentan in die Top 20 der Spiegel-Bestseller-Liste eingestiegen. |
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