Perspektivenwechsel – und Sie gewinnen Handlungsfreiheit
Gedanken erschaffen Realität
Es gibt kaum einen Moment, in dem der eigene Geist „still steht“. Ständig heißt es, sich Gedanken über dieses oder jenes zu machen. Situationen werden bewertet und eingeschätzt. Es wird sich überlegt, warum, weshalb und wieso beispielweise der Vorgesetzte noch nichts zu dem Bericht gesagt hat. Und als Antwort kommt nur ein Gedanke in den Sinn: Weil er ihm nicht gefällt.
Solche Denkprozesse sind natürlich sinnvoll, da sie helfen, die Welt zu verstehen und – dies ist ganz wichtig – das eigene Handeln auf das Denken abzustimmen. Nur, wie so immer, ist das eigene Denken durch viele verschiedene Komponenten (beispielsweise die persönliche Sozialisation, die Kultur, Gemeinschaft, Erfahrungen) geprägt. Sie werden die Welt durch eine bestimmte „Brille“ betrachten. Dies ist weder gut, noch schlecht. Es ist einfach so.
Nur würden Sie in bestimmten Situationen gerne diese „Brille“ absetzen. Denn Ihre Gedanken schaffen dann eine Realität, die Sie beengt. Ihre Gedanken blockieren Sie. Die Frage, die sich Ihnen sicherlich stellt: Wie können Sie Gedanken (nachhaltig) so verändern, dass Sie eine neue Handlungsfreiheit gewinnen? Die Antwort ist einfach: Nehmen Sie einen Perspektivenwechsel vor.
Wir sind, was wir denken: Perspektivenwechsel schafft neue Gedanken
Um Ihre Handlungsfreiheit zu erhöhen, gilt es eine andere Denkstruktur zu nutzen. In der Regel müssen Sie diese bewusst entwickeln. Allerdings ist dies einfacher als Sie denken. Sie benötigen nur das Know-How – das wird Ihnen jetzt vermittelt – und anschließend die Übung im Alltag.
Perspektivenwechsel Nr. 1: Anders beschreiben
Das berühmteste Beispiel für das gedankliche Beschreiben ist, das halb volle bzw. halb leere Glas. Je nachdem, auf welchen Aspekt Sie Ihren Fokus lenken, nehmen Sie die Situation anders wahr. Und Ihre Gedanken richten sich entsprechend aus. Statt also zu beschreiben, was der Kollege wieder alles bei der Zusammenarbeit vergessen hat, können Sie (erst einmal) beschreiben, was er alles geleistet hat. Statt zu bemängeln, was Ihnen alles bei der Arbeit fehlt, können Sie beschreiben, worauf Sie sich an Ressourcen und Unterstützung verlassen können.
Fragen Sie sich:
- Wie beschreiben Sie die Situation?
- Wie könnten Sie auch beschreiben?
- Worauf lenkt der Perspektivenwechsel Ihren Fokus?
- Welche Gedanken entstehen?
- Wohin führen diese Gedanken?
- Welche Handlungsoptionen stehen Ihnen plötzlich offen?
Perspektivenwechsel Nr. 2: Anders erklären
Viele Situationen, die Sie erleben, werden sofort gedanklich beleuchtet. Um das Erlebte für sich begreiflich zu machen, legen Sie die Situation nach Ihrem Denkmuster aus. Sie ziehen blitzschnell Schlussfolgerungen. So ist beispielsweise Ihr Mitarbeiter nicht zum Meeting erschienen. Sie erklären sich sein Fehlen, als Ausdruck seines Desinteresses an dem Thema. Allerdings gibt es hier viele andere Erklärungsmöglichkeiten: Der Mitarbeiter
- könnte durch seine Arbeit überlastet sein und hatte einfach keine Zeit.
- wurde durch einen wichtigen Anruf eines Kunden aufgehalten.
- hatte gar keine Einladung erhalten.
Fragen Sie sich:
- Wie erklären Sie sich die Situation?
- Welche Schlussfolgerung haben Sie gezogen?
- Auf welche Fakten bauen Sie Ihre Erklärung auf?
- Welche Auslegung wäre auch möglich?
- Welche erste Handlungsoption drängt sich auf? Können Sie nachfragen? Können Sie überprüfen, ob Ihre Schlussfolgerung stimmt?
- Wenn Sie Ihrer neuen mentalen Erläuterung folgen, wie würde sich dies auf Ihr Handeln auswirken?
Perspektivenwechsel Nr. 3: Anders bewerten
Etwas zu bewerten, hilft. Sie werden durch Ihre Beurteilung und Einschätzung der Situation eine Entscheidung für Ihr Tun treffen können. So und nicht anders sollten Sie deshalb handeln. Nur, Sie ahnen es, ein Bewerten kann auch sehr stark das eigene Verhalten begrenzen. Als Führungskraft bewerten Sie die Low-Performance Ihres Mitarbeiters verständlicherweise als negativ – und kritisieren ihn. Statt aber ihn abzuwerten – und ihm im Grunde keine bessere Leistung zuzutrauen – können Sie die Situation gezielt anders bewerten. Sie könnten eruieren, warum er eine so schlechte Leistung erbringt, welche Ursachen es hierfür gibt und was Sie tun könnten, um aktiv gegenzusteuern. Eine völlig andere Handlungsfolge bietet sich durch diese neue Bewertung.
Fragen Sie sich:
- Wie bewerten Sie die Situation?
- Wie können Sie die Situation auch einschätzen?
- Welche neue Bewertung bietet sich an?
- Zu welcher Handlung bzw. welchen Handlungen führt diese andere Beurteilung?
- Kommentieren
- 4723 Aufrufe