Interview mit Bianca Fuhrmann: Projekt-Voodoo®
Im Herbst 2013 erschien das Buch Projekt-Voodoo®: Wie Sie die Tücken des Projektalltags meistern und selbst verfahrene Projekte in Erfolge verwandeln der Projektmanagementexpertin Bianca Fuhrmann.
In diesem Interview verrät sie uns, warum sie dieses Buch geschrieben hat und worum es darin geht.
© Bianca Fuhrmann mit Buch "Projekt-Voodoo®" |
Business-Netz: Frau Fuhrmann, Ihr Buch hat einen spannenden Titel, aber worüber handelt es konkret?
Bianca Fuhrmann: Um Voodoo! Nee, Scherz beiseite.
Die Projekt-Voodoo®-Strategie ist zwar Programm, aber im Wesentlichen geht es um die Tücken des Projektalltags. Ich nenne diese auch gerne die Zombies des Projektgeschäfts. In meinem Berateralltag werde ich immer dann gerufen, wenn Projekte unfreiwillig zum Stillstand kommen, also dann, wenn Unvorhergesehenes das Projekt eiskalt erwischt oder klassisches Projektmanagement an seine Grenzen gerät. Dann braucht man ein zielsicheres und pragmatisches Projektmanagement, um schnell das Projekt wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Und genau darum geht es.
© Bianca Fuhrmann, Projekt-Voodoo® Strategie |
Business-Netz: Warum haben Sie dieses Buch geschrieben?
Bianca Fuhrmann: Zum einen, weil ich bisher keine passende Literatur gefunden habe und meine Kunden im Projektcoaching immer so etwas gesucht haben. Und zum anderen, weil mich die Standard-Projektmanagementliteratur immer etwas langweilt. Meist ist sie zäh geschrieben und verweist den Leser unweigerlich wieder auf die Schulbank. Ich bin der Meinung, auch Fachliteratur braucht einen unterhaltsamen Anteil. Lernen ist viel effektiver, wenn es Spaß macht. Deshalb ist das Buch voller Zombies, Voodoo-Puppen und was die Projekt-Horror-Welt sonst so bietet.
Business-Netz: Da stimme ich Ihnen zu.
Business-Netz: Der Titel Ihres Buches ist: Projekt Voodoo® . Warum haben Sie Voodoo, eine Religion, und keine Technik gewählt?
Bianca Fuhrmann: Interessante Frage, aber ich glaube, ich sollte erst einmal darstellen, warum es überhaupt Voodoo heißt. Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen werde ich, wie bereits erwähnt, oft dann gerufen, wenn Angst und Schrecken die geplagten Projektmanager beherrschen. So habe ich bereits schon öfters erleben können, dass ansonsten analytisch denkende Menschen sich plötzlich an offensichtlich absurde Strohhalme klammern. Was meinen Sie, wie viele Projektmanager eine Voodoo-Puppe nutzen würden, wenn man diese in solch einer Situation verteilen würde? Glaube Sie mir: sehr, sehr viele.
Und der zweite Grund ist, dass die Voodoo-Puppe selber eine hervorragende Metapher für den Menschen darstellt. Checklisten und Prozesse sind das eine, aber der absolute Erfolgsfaktor im Projekt ist der Mensch. Oder haben Sie schon einmal erlebt, dass eine Checkliste ein Projekt zum Scheitern gebracht hat? Ich nicht. Oh, ich glaube zu erahnen, was Ihre nächste Frage sein wird. Und um die gleich zu beantworten: NEIN, ich betreibe keine Voodoo-Religion. |
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© Bianca Fuhrmann |
Business-Netz: Ok, das habe ich verstanden. Was qualifiziert Sie zu diesem Buch?
Bianca Fuhrmann: Richtig erkannt. Ich bin Ingenieurin, Projektmanagerin mit Leib und Seele, Führungskraft, systemischer Business Coach und Vortragsrednerin.
Projektmanagement betreibe ich bereits seit über 15 Jahren und ich habe es von der Pieke auf gelernt. Ich war viele Jahre als Projektleiterin, Programmmanagerin und Multiprojektmanagerin im Anlagenbau, in der Medientechnik und in der technischen Produktentwicklung tätig. In den letzten Jahren kamen noch vermehrt Recruiting- und Change-Projekte hinzu.
Für einen großen deutschen Konzern hatte ich die Personal- und Projektverantwortung für einen konzernweit agierenden Projektleiter-Pool. Und mit meiner Abteilung verantwortete ich die Verfügbarkeit des Identity Managements und der Kundenstammdaten des Konzerns.
2008 habe ich mich dann mit diesem großen Erfahrungsschatz selbstständig gemacht und helfe seitdem Unternehmen ihre Projekte wieder auf Erfolgskurs zu bringen.
Business-Netz: Wo liegen Ihres Erachtens die größten Stolpersteine im Projektmanagement?
Bianca Fuhrmann: Das ist schnell gesagt. Für mich gibt es zwei Stolpersteine. Erstens, das Festhalten an starren Denkmustern und zweitens, dass der Mensch im Projekt als nebensächlich angesehen wird.
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© Bianca Fuhrmann, Projekt-Voodoo® Erfolgsfaktor Mensch |
Und daraus resultiert für mich der entscheidende Erfolgsfaktor, nämlich die Fähigkeit, den Menschen als das wichtigste Gut im Projekt zu betrachten. Wer das kann, hat selten Probleme mit dem Delegieren, Planen und Steuern von Projekten. Diese Projektleiter haben gelernt, wie sie ihr Team ins Projekt einbinden und es zum aktiven Handeln bevollmächtigen. Besser kann es nicht laufen.
Business-Netz: Wie reagieren vor allem technisch vorgebildete Seminarteilnehmer/Leser (Ingenieure) auf Ihre Thesen?
Bianca Fuhrmann: Eine interessante Frage, aber ganz ehrlich, das werde ich öfters gefragt.
Die meisten denken, da ich ja von Hause aus Ingenieurin bin, kann es schon nicht ganz so schlimm werden. Da haben sie recht. Ich bin ein durch und durch analytisch denkender Mensch, mit zwei Ergänzungen.
Erstens integriere ich durch meine systemische Coaching-Ausbildung in all meinen Betrachtungen immer das Projektsystem, also das Umfeld und die angrenzenden Menschen und Ereignisse mit in meine Überlegungen und zweitens weiß ich, wie ich den Antrieb der Menschen ermitteln kann. |
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© Bianca Fuhrmann |
Und das alles zusammen ergibt eine erweiterte Sichtweise, die gerade in Projekten sehr hilfreich ist. Außerdem wissen meine Kunden, dass ich kein klassischer Trainer bin und in meinen Workshops und Projekttipps die besonders von Technikern verachteten gruppendynamischen Teambildungsmaßnahmen weglasse. Ganz ehrlich, Teambildungsmaßnahmen sind mir zu manipulativ und bringen nichts. Dass es auch anders geht und wie man es schafft das alle an einem Strang ziehen zeige ich im Kapitel 4. Und damit bin ich absolut auf einer Wellenlänge mit meinen Lesern und Kunden.
Business-Netz: Wenn man mit Ihnen über Projektkrisen spricht, dann fällt doch öfters das Thema Risikomanagement. Warum ist es denn für Sie so wichtig?
Bianca Fuhrmann: Weil es mich täglich begleitet, beziehungsweise meine Erfahrung ist, dass ein Thema im Projektmanagement immer gerne vergessen wird, nämlich das Thema Risikomanagement.
Oftmals höre ich auch den Kommentar: Das kann man ja auch noch machen, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Klar kann man das machen, nur sollte man dabei bedenken, dass es bestimmt mit einem ordentlichen Risikomanagement erst gar nicht so weit gekommen wäre. |
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© Bianca Fuhrmann |
Das Schöne dabei ist, dass beim Erstellen des Risikomanagements das gesamte Team sensibilisiert wird und ab diesem Zeitpunkt besonders auf die Tücken des Projektalltags geachtet wird. Das ist einfach eine der besten Absicherungen für einen schnellen Projektverlauf, ohne Horrorszenarien.
Übrigens gebe ich am 30.01.2014 hierzu ein einstündiges Webinar, wo man die wichtigsten Elemente kennenlernen kann. Nähere Infos finden Sie auf meiner Website.
Hierzu verlose ich auch 5 Freikarten, weitere Infos und Teilnahmebedingungen stellen wir am Ende des Interviews vor.
Business-Netz: Eine letzte Frage habe ich noch. Sie gestalten Ihre Grafiken selbst. Woher haben Sie diese Fähigkeiten?
Bianca Fuhrmann: Ach, diese schlummern schon immer in mir.
Ich besitze ein kleines Atelier und liebe es, großformatige Bilder und meine eigenen Illustrationen zu erschaffen. Kunst ist mein Ausgleich zum stressigen Projektalltag. Der eine spielt Fußball und ich zeichne unter anderem Zombies und Voodoo-Puppen. |
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© Bianca Fuhrmann |
Business-Netz: Das klingt nach einem interessanten Ausgleich zum Projektmanagement, und es ist praktisch, wenn man das Ergebnis gleich weiterverwenden kann, wie beispielsweise Ihren Buchtrailer auf YouTube.
Eins muss ich Ihnen lassen: Süß sind die Monster ja schon.
Vielen Dank, Frau Fuhrmann, für das ausführliche Interview und herzlich willkommen im Autorenteam. Wir freuen uns bereits auf die vielen Tipps und Anregungen, die Sie uns im Laufe des Jahres zum Thema Projektmanagement geben werden.
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