Führungsexperiment - Versuchen Sie es doch mal mit konträrem Verhalten
Stecken Sie auch manchmal mit Ihren Führungstechniken fest? Statt nun frustriert vor sich hinzugrübeln, sollten Sie es einfach einmal mit gegenteiligem Handeln versuchen – einer Wendung um 180 Grad! Das Ergebnis wird Sie überraschen und begeistern. Denn wenn Sie etwas anderes erreichen wollen, müssen Sie auch etwas anderes dafür tun.
Eine logische Schlussfolgerung, die sich nach einer leichten Umsetzung anhört. Ist es auch, sobald Sie sich mit der Perspektive des Gegenteils vertraut gemacht haben. Allerdings werden Sie im Moment wohl eher das tun, was Sie schon immer getan haben und so auch weiterhin bekommen, was Sie schon immer als Ergebnis bekommen haben. Verdeutlichen Sie sich diese Weisheit durch folgendes
Beispiel:
Ihr Mitarbeiter W. tritt in jeder Besprechung kritisch auf. Egal, was von Ihnen oder den anderen Team-Mitgliedern geäußert wird, wird von ihm mit Killerphrasen abgewertet. Als Folge sinkt die Motivation im Team und auch der kreative Output hat nachgelassen. Um dieses Verhalten zu stoppen, haben Sie verschiedene Maßnahmen unternommen: Sie haben ihm ins Gewissen geredet; Sie haben ihn ermahnt; Sie haben ihm den Nachteil für seine Karriere vor Augen geführt, sollte er sein Verhalten beibehalten. Ergebnis: Mitarbeiter W. tritt weiterhin negativ auf.
Ihre Bemühungen drehen sich stets um das gleiche Thema: Mitarbeiter W. soll aufhören, so kritisch zu sein. Um dies zu erreichen, haben Sie ihn gebeten, ihn ermahnt, ihm gedroht – Sie haben also Ihre Themen-Botschaft auf unterschiedliche Weise geäußert aber nie das Gegenteil gemacht.
Machen Sie das Gegenteil: 3 Schritte
Schritt 1: Spezifizieren Sie das Thema
Beschreiben Sie das Problem bzw. das Thema, mit dem Sie sich nun schon seit geraumer Zeit auseinandersetzen. Beantworten Sie dafür folgende Teilaspekte einer Frage:
- Wer tut
- was, das zu einem Problem geworden ist,
- wem und
- auf welche Weise ist dieses Verhalten für Sie und/oder das Team ein Problem?
Konkretisieren Sie so spezifisch wie möglich das Verhalten, das Sie stört. Statt nur zu sagen „Mitarbeiter W. ist negativ“ notieren Sie „Mitarbeiter W. reagiert auf jeden Vorschlag mit Killerphrasen.“
Schritt 2: Betrachten Sie Ihre bisherigen Reaktionen
Ihre bisherigen Lösungen waren bisher erfolglos. Überlegen Sie:
- was Sie konkret tun.
- welches Muster Sie in Ihrem Verhalten erkennen.
- was Ihr grundlegendes Thema ist, das Sie mit Ihren Lösungen ändern wollen.
- welche Bemühungen Sie dafür unternehmen.
- welche Ergebnisse Sie mit Ihren Bemühungen erreichen.
Schritt 3: Machen Sie das Gegenteil
Ihre Bemühungen sind deshalb erfolglos, weil Sie stets versuchen, das gleiche Thema mit anderen Varianten zu lösen. Konzentrieren Sie sich jetzt auf das Gegenteil. Ein Beispiel zeigt Ihnen auf, was ein Gegenteil im Verhalten bedeutet:
Statt den Mitarbeiter W. durch Bitten, Ermahnen oder Drohen zu einer Abkehr seines Verhaltens zu bewegen, bitten Sie Ihren Mitarbeiter, noch kritischer zu sein und jeder Aussage mit einer Killerphrase zu begegnen. Dies ist das exakte Gegenteil von Ihrem bisherigen Verhalten.
Seien Sie versichert, dieses gegenteilige Verhalten Ihrerseits wird garantiert auch ein gegenteiliges Verhalten bei Ihrem Gegenüber auslösen. Neben Verwunderung, Irritation und Überraschung wird so eine „Erlaubnis zu kritisieren“ bewirken, dass dieses störende Verhalten eingestellt wird. Da Ihr Drängen weg fällt, muss Ihr Mitarbeiter auch keinen Widerstand mehr leisten – und kann als Folge sein schwieriges Verhalten einstellen.
Weitere Beispiele verdeutlichen ein gegenteiliges Verhalten bzw. eine gegenteilige Führungsaussage:
- Statt „Halten Sie sich bitte an den vorgegebenen Zeitplan“
erklären Sie „Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie für diese Aufgabe benötigen. Seien Sie versichert, dass ich mich auch nicht mehr einmischen werde, indem ich Sie an die gesetzten Fristen erinnere.“ - Statt Ihren Mitarbeiter zu bitten „Bitte seien Sie kooperativer in Ihrer Zusammenarbeit im Team“
übergeben Sie einfach neue, interessante Aufgaben anderen Kollegen und unterrichten den speziellen Mitarbeiter „Ich habe diese Aufgaben Ihrem Kollegen übertragen, weil es ja stets eine große Belastung für Sie war, eine kooperative Arbeitsweise einzuhalten.“ - Statt Ihren Mitarbeiter aufzufordern „Hören Sie auf, den Kollegen B. in Besprechungen auszugrenzen“
fordern Sie „Bitte fahren Sie fort, den Kollegen B. auszugrenzen. So kann ich meine Empathie verstärken und lernen besser auf Außenseiter einzugehen.“
So finden Sie das Gegenteil:
- Notieren Sie sich Ihre Grundbotschaft bzw. das Thema, das Sie bisher an den Mitarbeiter herangetragen haben.
Beispiel: Er soll mehr Eigeninitiative bei seinen Arbeitsschritten zeigen. - Ändern Sie jetzt diese Grundbotschaft, indem Sie ein nicht hinzufügen (oder falls Ihr Thema ein nichtenthält, dieses entfernen).
Beispiel: Er soll nicht mehr Eigeninitiative bei seinen Arbeitsschritten zeigen. - Überlegen Sie sich, wie Sie dieses neue Thema nun durch eine andere Verhaltensstrategie umsetzen.
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