Bleiben Sie im Flow – Burn-out Gefahr sicher erkennen
Haben Sie sich einmal gefragt, wie genau es zu einem Burn-out kommt und wie Sie diesen bei sich oder Ihren Mitarbeitern vermeiden? Burn-out, Bore-out und die Phasen dazwischen sind eine Frage der Balance aus Fähigkeiten und Anforderungen. Wir verraten Ihnen, wie Sie dies ins Gleichgewicht bringen und erkennen, wann Sie oder andere in den „Gefahrenbereich“ kommen.
Burn-out ist bereits Volkskrankheit in Deutschland, und die negativen Auswirkungen sind für den betroffenen Menschen immens. Manchmal kann es Jahre dauern, bis sich Betroffene wieder vollständig von einem Burn-out erholt haben – umso wichtiger, dass Sie die Signale bei sich und anderen frühzeitig erkennen, um ernste Konsequenzen zu vermeiden.
Im Flow sind Sie am gesündesten
Der Berufsalltag ist ein „Tanz“ aus Ihren Fähigkeiten und den Anforderungen, die an Sie gestellt werden. Stimmt beides im Wesentlichen überein, befinden Sie sich im so genannten „Flow“. Dies ist der Bereich, in dem Sie beruflich am effektivsten, am glücklichsten und am gesündesten sind.
Natürlich ist dies kein statischer Zustand. Mal entwickeln sich Ihre Fähigkeiten schneller als die Anforderungen, sodass Sie sich im „Sicherheitsbereich“ befinden. Oder die Anforderungen von außen entwickeln sich schneller als Ihre Fähigkeiten. Dies bringt Sie in den immer noch gesunden Bereich der „Herausforderung“, was die meisten als positiv wahrnehmen und eine Chance zur Weiterentwicklung bietet.
Jeder dieser Bereiche gehört zu einem normalen und gesunden Berufsleben dazu. Burn-out-Gefahr droht erst, wenn das, was von Ihnen gefordert wird, Ihre Fähigkeiten deutlich übersteigt und hieraus ein Dauerzustand wird. In diesem Fall erleben die Betroffenen in der Regel zunächst die Phase der „Überforderung“ und kommen danach in die „Burn-out-Zone“. Es gibt eine Vielzahl an Symptomen, die sich abhängig vom Einzelfall mehr oder weniger stark bemerkbar machen. Dauerhafte Abgeschlagenheit, Krankheit, Depression, Stimmungsschwankungen, Absinken der Leistungsfähigkeit sind häufige Phänomene.
Auch Unterforderung macht krank
Ähnliche Symptome treten auch im umgekehrten Fall auf, nämlich dann, wenn die fachlichen Anforderungen deutlich unterhalb Ihrer Fähigkeiten liegen. Was möglichweise kurzfristig als angenehm empfunden werden mag, macht auf Dauer ebenso krank wie Überforderung. Für den Menschen selbst ist dies extrem belastend, da es schwer nachzuvollziehen bzw. zu akzeptieren ist, dass Unterforderung die Leistungsfähigkeit senkt.
Das Flow Modell hilft
Einen Burn-out (oder Bore-out) zu erkennen, ist gerade für Betroffene eine Herausforderung, denn das Gefühl für „was ist normal“ ist schon lange abhanden gekommen. Ganz im Gegenteil, wenn sie das Gefühl haben, weniger zu schaffen, weil die Leistungsfähigkeit sinkt, sie zu müde sind oder häufiger krank, versuchen viele dies oft durch lange Abende oder Wochenenden im Büro wieder auszugleichen, denn der innere Anspruch bleibt meist konstant. Auf das Umfeld hören dabei die wenigsten, denn Partner oder Freunde „wissen ja schließlich nicht, was es alles zu tun gibt“. Und es wird oft argumentiert, dass dies kein Dauerzustand sein wird (wenngleich die sie es bereits als solchen leben).
Das Flow Modell kann Ihnen hier einen einfachen Beitrag zur Selbsteinschätzung liefern. Prüfen Sie für sich, wo Sie aktuell stehen. Wenn Sie sich überwiegend im orangefarbenen oder roten Bereich sehen, sollten Sie dringend etwas ändern. Das Modell hilft Ihnen auch, dies sachlich mit Dritten (wie ggfs. Ihrem Vorgesetzten) zu besprechen. Gleiches gilt, wenn Sie bei Mitarbeitern das Gefühl haben, dass diese über- oder unterfordert sind. Es fällt vielen leichter, dies durchaus heikle Thema anhand der Flow-Grafik zu besprechen und gemeinsam zu entscheiden, wie Sie für eine Verbesserung der Situation sorgen. Erfahrungsgemäß können Betroffene sehr schnell einschätzen, wo sie selbst stehen, ohne sich dabei schlecht zu fühlen.
Eine Dimension, die Sie dabei immer berücksichtigen sollten, sind private Herausforderungen. Bei vielen Menschen tragen diese dazu bei, eine Überlastungssituation zu verschärfen, weil sie sich z. B. in einer Trennung oder Scheidung befinden, privat mit Krankheiten umgehen müssen oder auf andere Art und Weise Stress erleben.
Burn-out-Bereich – Was jetzt Sinn macht
Befinden Sie oder ein anderer sich im Bereich der Überforderung oder sogar im Burn-out-Bereich, hilft es kurzfristig wenig, an den Fähigkeiten zu arbeiten, denn dies würde den Druck meistens noch erhöhen. Zunächst gilt es, die Anforderungen zu senken, indem Sie zum Beispiel Verantwortungsbereiche abgeben, Stunden reduzieren und sich auf die Dinge fokussieren, die Ihnen helfen, wieder in den grünen Bereich zu kommen. Beachten Sie, dass es seine Zeit braucht, bis sich wieder ein guter Normalzustand einstellt. Bei andauerndem Stress aufgrund von Über- oder Unterforderung stellt sich die Körperchemie um, sodass die Betroffenen rein physisch nicht mehr in der Lage sind, dasselbe wie vorher zu leisten.
Bei weniger starker Überforderung können Sie durch eine Verbesserung der Fähigkeiten für eine Rückkehr in den grünen Bereich sorgen. Geeignete Maßnahmen sind zum Beispiel (Fach-)Seminare, Literatur oder Coaching, die dafür sorgen, dass Sie Ihrem Anspruch sowie den Anforderungen von außen erfolgreich begegnen.
Im Fall eines drohenden oder existierenden Bore-outs sollten Sie je nach Ausmaß der Unterforderung die Anforderungen wieder langsam erhöhen, z. B. durch ein neues, anspruchsvolleres Projekt. Da dauerhafte Unterforderung zu einer Abnahme der Belastbarkeit führt, sollten Sie den Anspruch langsam steigern, um nicht zu überfordern.
Übernehmen Sie die Verantwortung selbst
Es geht darum, dass Sie für sich eine gute Balance aus Anforderungen und Fähigkeiten finden. Die Verantwortung hierfür tragen Sie und nicht andere. Konkret: Ziehen Sie selbst die Bremse, wenn Sie sich im Bereich der Über- oder Unterforderung befinden. Sprechen Sie mit Ihrem Vorgesetzten, verhandeln Sie neu mit Kunden oder geben Sie Projekte ab (bzw. suchen Sie sich neue Herausforderungen). Wer darauf wartet, dass andere erkennen, in welcher Lage er sich befindet und angemessen reagieren, wird oft enttäuscht oder wartet zu lange.
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Schade
Schade, dass hier mein Flow-Modell ohne Nennung meines Namens verwendet wurde.
H. Arne Maus