Konflikte? Schwierigkeiten? 3 Regeln, wie Sie sich durchsetzen
Schwierigkeiten meistern, indem Sie Ihre Rechte durchsetzen
Situationen im Berufsalltag zu bewältigen, die schwierig sind, erfordert eine ganz spezielle Seite Ihrer sozialen Kompetenz: Die Fähigkeit sich durchzusetzen. Ob nun Ihr Kollege ständig zu laut telefoniert, Ihre Kollegin Ihnen die Unterlagen ungeordnet zurückgibt oder sich ein Teammitglied auf Kosten aller anderen ausruht. In all diesen Fällen gilt es Ihre berechtigten Ansprüche, wie leiser zu sprechen oder Ihre Unterlagen geordnet zurückzuerhalten, einzufordern.
Dies wollen Sie erreichen, indem Sie sich und Ihre Rechte durchsetzen. Allerdings muss deutlich hervorgehoben werden, dass sich durchsetzen können, nicht gleichzusetzen ist mit aggressivem Auftreten, Drohgebärden oder diversen Einschüchterungstaktiken, mit denen Sie Ihre Macht demonstrieren wollen. Solches Verhalten wird Ihnen zwar manches Mal einen Sieg bescheren, letztendlich jedoch vermitteln Sie dadurch sich selbst und auch Ihrem Gegenüber, dass Sie von Ihren Rechten nicht wirklich überzeugt sind (sonst müssten Sie ja nicht zu solchen Mitteln greifen). Deshalb beherzigen Sie eins: Sich durchzusetzen auf die entspannte Art.
Sich durchsetzen auf die entspannte und ruhige Art: 3 Regeln, die Sie beachten sollten
Regel 1: Bestimmen Sie, was Sie erreichen wollen
Bevor Sie mit Ihrem Kollegen sprechen, sollten Sie unbedingt für sich klären, welches Recht Sie durchsetzen möchten, d.h. welche Forderung und welchen Anspruch Sie geltend machen wollen. Formulieren Sie diese Forderung für sich deutlich: „Ich will, dass er leiser telefoniert.“
Wägen Sie anschließend die Vor- und Nachteile dieser Forderung für sich ab. Denn Recht zu haben, muss nicht unbedingt heißen, dass Sie dieses Recht auch immer für sich durchsetzen wollen. Vielleicht stellen Sie jetzt fest, dass Sie ja auch oft genug laut telefonieren und so Ihren Kollegen gestört haben. Oder nachdem Ihr Ärger über die ungeordneten Unterlagen verflogen ist, wundern Sie sich eher über dieses Durcheinander, dass so gar nicht zu der ordnungsliebenden Kollegin passt.
Prüfen Sie deshalb noch einmal Ihren berechtigten Anspruch. Ändern Sie gegebenenfalls Ihre Forderung. Statt nun zu sagen „Ich will, dass er leiser telefoniert“ lautet Ihr Ziel „Ich möchte für uns beide eine Regelung beim Telefonieren finden, die keinen mehr stört.“ Denn Sie können Ihr Recht nur wirklich durchsetzen, wenn Sie für sich ein glaubwürdiges und lohnendes Ziel bestimmen. Nur dann können Sie selbstsicher und selbstbewusst auftreten.
Regel 2: Sprechen Sie Ihren berechtigten Anspruch deutlich aus
Bleiben Sie sachlich. Tragen Sie Ihre Forderung in einem ruhigen Tonfall vor, ohne den anderen anzugreifen, ihn zu beleidigen oder bestrafen zu wollen.
- „Ich möchte, dass wir beide unser Telefonverhalten ändern und wir zukünftig darauf achten, leiser beim Telefonieren zu sprechen.“
- „Ich lege großen Wert darauf, meine Unterlagen geordnet wiederzuerhalten. Dies hast du bisher immer gemacht. Deshalb wollte ich fragen, ob alles in Ordnung ist.“
- „Ich möchte, dass du im Team die Aufgaben gewissenhaft und pünktlich erfüllst, die du zu bearbeiten hast.“
Regel 3: Bleiben Sie bei Ihrer Forderung
Ihr berechtigter Anspruch wird natürlich bei Ihrem Kollegen eine Reaktion auslösen. Vielleicht fühlt er sich trotz Ihres ruhigen und sachlichen Tonfalls angegriffen „Dies ist doch gar nicht wahr“. Vielleicht reagiert er trotzig und antwortet auf der Beziehungs-Ebene „Du bist aber auch empfindlich“. Vielleicht will er Ihre Forderung aufweichen und beginnt eine Diskussion „Was ist denn bitte schön so schlimm daran, wenn ich laut telefoniere?“
Ändern Sie jetzt in keinem Falle Ihren Kommunikationsstil. Bleiben Sie weiterhin sachlich und ruhig. Rechtfertigen Sie sich nicht. Entschuldigen Sie sich nicht. Wiederholen Sie am besten erneut Ihre Forderung, um ihr somit Nachdruck zu verleihen.
- „Ich habe es als zu laut empfunden. Und mir wurde auch bewusst, dass ich selbst oft genug zu laut telefoniere. Deshalb möchte ich, dass wir uns beide hier ändern.“
- „Ja, in puncto Teamarbeit bin ich sogar äußerst empfindlich. Denn wir sind nur gemeinsam stark. Deshalb möchte ich, dass du im Team die Aufgaben gewissenhaft und pünktlich erfüllst, die du zu bearbeiten hast.“
Um jetzt Ihre Forderung erfolgreich durchsetzen zu können, müssen Sie oftmals eine weitere Kompetenz aktivieren: Ihre Lösungskompetenz. Denn Ihr Kollege wird ja von Ihrem berechtigten Anspruch erst einmal völlig überrascht sein, weshalb er sich vielleicht verteidigt und wenig einsichtig erscheint. Fragen Sie deshalb nach. Fordern Sie ihn auf, Ideen zu entwickeln.
- „Welche Ideen hast du, damit wir beim Telefonieren besser Rücksicht aufeinander nehmen können?“
- „Was könntest du tun, damit dies gelingt? Was können wir als Team tun, damit dir dies gelingt? Welche Unterstützung brauchst du?“
- Kommentieren
- 16176 Aufrufe