Weniger sagen, besser wirken
Weniger wirkt mehr!
Das muss ich unbedingt noch loswerden! Diese Folie ist so anschaulich, die darf nicht fehlen! Oh, aber Punkt XY ist auch ganz wichtig für das Verständnis.
Sicher kennen Sie solche Gedanken in Ihrer Rolle als Redner ... und befinden sich damit in bester Gesellschaft. Kein Wunder, wenn wir tief im Thema stecken und uns dann noch die Begeisterung fortträgt, neigen wir dazu, aus dem Vollen zu schöpfen und schon mal das Publikum aus den Augen zu verlieren. Dabei meinen Sie es ja nur gut:
- Sie wollen Ihrem Publikum möglichst viel Wissen mitgeben.
- Sie möchten zeigen, dass sie sich prima auskennen, und einen guten Eindruck hinterlassen.
- Sie möchten alle Aspekte Ihres Themas beleuchten, um kritischen Fragen vorzubeugen oder sich ja nicht angreifbar zu machen.
Das Gemeine ist nur, dass Sie sich mit dieser „Ich-muss-alles-sagen-Mentalität“ keinen Gefallen tun. Je mehr Information Sie transportieren wollen, desto stärker setzen Sie sich unter Druck. Sie beginnen zu schnell zu sprechen oder doch nur an der Oberfläche zu kratzen. Einfach weil die Zeit nicht reicht. Raum für Fragen aus dem Publikum und Diskussionen, die das Thema vertiefen? Fehlanzeige.
Wie Sie Ihre Inhalte geschickt zusammendampfen
Sie möchten, dass Ihre Botschaft wirklich ankommt? Dann überfrachten Sie Ihr Publikum bitte nicht. Ihre Zuhörer können nur begrenzt Informationen aufnehmen und freuen sich, wenn Sie ihnen appetitliche, gut verdauliche Häppchen präsentieren. Unabhängig davon, ob Sie nun 20 Minuten, eine Stunde oder einen ganzen Workshop-Tag bestreiten. Es geht nicht darum, möglichst viel Wissen abzuladen, sondern genau die Dinge rüberzubringen, die relevant sind. Leichter gesagt als getan? Zugegeben, gerade wenn Sie sich intensiv mit einem Thema beschäftigt und einfach viel zu sagen haben, ist es oft gar nicht leicht, die Inhalte abzuspecken.
Die drei folgenden Schritte helfen Ihnen, sich selbst zu „disziplinieren“:
1. Definieren Sie Ihre Kernbotschaft
Dafür ist es wichtig, dass Sie zunächst die eigenen Ziele konkret vor Augen haben: Was möchten Sie Ihrem Publikum unbedingt mit auf den Weg geben? Um wirklich auf den Punkt zu kommen, beschränken Sie sich am besten auf die drei wichtigsten Aspekte Ihres Themas und schreiben diese auf. Je klarer Sie formulieren, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Inhalte tatsächlich in den Köpfen der Zuhörer hängen bleiben.
Im nächsten Schritt betrachten Sie das Thema ganz bewusst einmal durch die Brille Ihres Gegenübers: Was erwarten die Teilnehmer von Ihrer Präsentation? Mit welchen Fragen, Problemen und Wünschen sind sie gekommen, um Ihnen zuzuhören? Notieren Sie sich auch hier wieder die drei Punkte, die Ihre Zielgruppe mit Sicherheit am meisten bewegen.
Wenn Sie nun gedanklich Ihre eigenen Ziele und die Anforderungen der Zuhörer übereinanderlegen, können Sie daraus ruckzuck Ihre Kernbotschaft ableiten. So reduzieren Sie auch komplexe Themen auf das Wesentliche. Sie sehen direkt, auf was es in Ihrem Vortrag wirklich ankommt und erhalten ein überschaubares Gerüst, das sich jetzt mit Daten, Fakten und Argumenten ausarbeiten lässt.
2. Entwickeln Sie „Mut zur Lücke“
Viel hilft viel? Mitnichten. Je knapper Sie Ihr Thema fassen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie von Ihrem Publikum ein „Ja“ für Ihre Aussagen bekommen. Überlegen Sie sich deshalb, welche Argumente Ihre Kernbotschaft wirklich unterstützen und konzentrieren Sie sich auf die drei bis fünf wichtigsten. Diese dürfen Sie dann auch ruhig mit passenden Beispielen, Geschichten, Demonstrationen oder ... untermauern, damit sie für das Publikum richtig greifbar werden. Alle anderen Aspekte lassen Sie zunächst getrost weg. Falls die Zuhörer tatsächlich mehr wissen möchten, können Sie bei Zwischenfragen oder in der anschließenden Diskussionsrunde immer noch ergänzende Infos liefern und dann wohl dosiert mit Ihrem Zusatzwissen punkten.
3. Setzen Sie sich Grenzen
Zum Beispiel, indem Sie zeitliche Puffer schaffen. Ihr Vortrag darf eine Stunde dauern und beim Probelauf zu Hause kommen Sie gerade mal auf 50 Minuten? Bitte widerstehen Sie der Versuchung, noch mehr Stoff in Ihren Vortrag zu packen und die Redezeit damit komplett zu verplanen. Gehen Sie davon aus, dass Sie in der Echtsituation ungefähr 20 Prozent mehr Zeit brauchen: Weil es Lacher gibt. Weil Sie bei einer Geschichte weiter ausholen. Weil die Teilnehmer Fragen stellen.
Sie arbeiten mit PowerPoint und können sich nur schwer von Folien trennen? Dann definieren Sie doch schon im Vorfeld die maximale Folienzahl, um sich selbst in Schach zu halten. Wie viele Folien für Sie sinnvoll sind, hängt natürlich nicht nur von Ihrem Vortragsstil ab, sondern auch davon, wie Sie die einzelnen Folien gestalten. Die perfekte Anzahl gibt es nicht. Haben Sie sich aber einmal entschieden, nicht mehr als x Folien zu zeigen, hilft Ihnen das, Ihr Thema einzugrenzen und sich nicht im Folienwald zu verirren.
Auch wenn es vielleicht ungewohnt ist, Dinge nicht zu sagen, es lohnt sich. Sobald Sie auf die Druckbetankung Ihrer Zuhörer verzichten, wird man Ihnen lieber und viel aufmerksamer zuhören. Sie wirken nicht nur strukturierter, sondern bleiben auch besser in Erinnerung.
Hier finden Sie weitere Beiträge zu unserem diesjährigen Projekt Erfolgsrezepte.
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