Kommunikativer Super-GAU: Geben Sie Fehleinschätzungen lieber zu
Müssen Sie anhand aktueller Ereignisse vergangene Entscheidungen neu bewerten? Zeigt sich, dass Sie damals zu einer Fehleinschätzung der Lage gelangt sind? Gestehen Sie dies offen ein, statt mit Adjektiven wie tabulos zu jonglieren. Nur so bleiben Sie glaubwürdig.
Die 180-Grad-Wende, die Bundeskanzlerin Merkel in puncto Atompolitik in den letzten Tagen vollzogen hat, ist und bleibt wohl einmalig. Einmalig allerdings ist auch ihr Kommunikationsstil, der von „deutsche AKW’s sind vollkommen sicher“ bis zur „tabulosen Sicherheitsüberprüfung“ über „dreimonatiges Moratorium“ zu „Sicherheit hat in all unseren Betrachtungen Vorrang.“ reicht. Zu Recht fragt sich jetzt jeder Bürger „Wurde zuvor nicht tabulos die Sicherheit überprüft? Hatte vor Japans Katastrophe die Sicherheit in den Betrachtungen keinen Vorrang?“ Der Sinneswandel erhält so - auch vor dem Hintergrund bevorstehender Landtagswahlen - nicht nur einen bitteren Beigeschmack, sondern verliert auch an Glaubwürdigkeit.
Dieser Eindruck hätte allerdings nicht (so stark) zu entstehen brauchen. Schließlich sollten Einschätzungen vergangener Zeiten revidiert werden dürfen. Gerade unter solch katastrophalen Ereignissen wie in Japan. Nur hätte dann ein anderer Kommunikationsstil herrschen müssen. Statt dem kommunikativen Super-GAU, bei dem fast im Stundentakt die Befindlichkeiten des deutschen Volkes taktisch aufgegriffen wurden, hätte eine ehrliche Sprache gefunden werden müssen. Lernen Sie daraus – denn mal wieder (nach Guttenberg) offenbart die Politik schlechtes Kommunikationsvermögen.
Kommunizieren Sie Fehleinschätzungen – offen und ehrlich
Müssen Sie Ihre Meinung oder Entscheidungen korrigieren, ob gegenüber Ihren Kunden oder Mitarbeitern, behalten Sie stets zwei Ziele im Fokus:
- Sie müssen Ihren Sinneswandel plausibel darstellen.
- Sie müssen als Person – und damit als Entscheidungsträger – glaubwürdig bleiben.
Greifen Sie deshalb gezielt auf kommunikative Elemente zurück:
- „Nach den aktuellen Ereignissen muss ich meine damalige Entscheidung korrigieren. Meine damalige Einschätzung war falsch. Darum…“
- „Diese Katastrophe hat mich eins gelehrt: Die Sicherheitskriterien, die wir bis jetzt als ausreichend betrachtet hatten, sind hinfällig. Der Störfall zeigt, dass auch das Unwahrscheinlichste eintreten kann. Aus diesem Grunde gebe ich zu, dass meine vergangene Haltung einer Fehleinschätzung entspricht. Deshalb müssen jetzt neue Kriterien bestimmt damit alles neu überprüft werden kann.“
- „Viele aktuelle Geschehnisse führen vergangene Entscheidungen ad absurdum. Dies zu leugnen, wäre dumm. Ebenso so dumm wäre es auch, vergangene, sich jetzt als falsch erwiesene Entscheidung nicht zu berichtigen. Deshalb …“
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