Bloß nicht immer Recht haben: Der positive Effekt, sich zu irren
Die Angst, Fehler zu machen und sich zu irren
Irren ist menschlich. Trotzdem versuchen wir immer wieder, Recht zu haben und zu behalten. Bloß keine Fehler machen wird zur unbewussten Prämisse. Und bloß nicht dabei ertappt werden, dass wir uns irren.
Verwunderlich ist dieses Verhalten kaum, wie Kathryn Schulz, Journalistin und Autorin, in ihrem Buch „Being Wrong“ ausführt. Denn sich zu irren und Fehler zu machen, wird ja mit vielerlei verbunden:
- Dem Gefühl, dumm zu sein.
- Dem Gefühl, sich für den Irrtum schämen zu müssen.
- Sich einfach fürchterlich zu fühlen, wenn der Irrtum und der Fehler aufgedeckt wird.
- Inkompetent zu erscheinen.
- Der Gefahr, ausgelacht zu werden.
- Dem Risiko, zukünftig mit dem Irrtum aufzogen zu werden oder bei diesem Thema nicht mehr ernst genommen zu werden
- undundund….
Als Folge wurde nicht allein eine Angst entwickelt, bloß keine Fehler zu machen, sondern auch der Glaubenssatz verinnerlicht, nur erfolgreich sein zu können, wenn nichts falsch gemacht wird. Das eigene Bestreben, das bereits seit frühen Kindheitstagen durch negative Erfahrungen hinsichtlich des eigenen Irrens entwickelt wurde, somit (fast) immer aktiviert, um ja Recht zu haben und von sich behaupten zu können „Ich habe Recht“. Leider. Denn sich zu irren hat viele positive Effekte, wie Kathryn Schulz auch in ihrem Vortrag verdeutlicht:
Irren Sie sich öfters: 3 Gründe, warum Sie sich vom „immer Recht haben wollen“ verabschieden sollten
Grund 1: Irrtümer anzunehmen reduziert Fehler
Zu akzeptieren, dass Sie sich irren könnten, unterstützt Sie tatsächlich dabei, Fehler zu reduzieren und zu vermeiden. Denn Sie beginnen sich öfters zu fragen:
- Liege ich richtig?
- Könnte es nicht sein, dass ich mich in diesem Punkte irre und eine zweite/dritte Meinung einholen sollte?
- Gibt es hierzu nicht auch andere Herangehensweisen? Welche?
- Liegen mir überhaupt alle relevanten Daten vor, um zweifelsfrei behaupten zu können „Ich habe Recht“?
Grund 2: Sich zu irren, ist ein kreativer Motor
Fehler zu machen – und sich somit zu irren - sollte stets als Chance verstanden werden. Als Chance, aus diesem Fehler zu lernen und den Irrtum als kreativen Input zu nutzen, der Ideen freisetzt, wie dieser Irrtum zukünftig vermieden werden kann. Dafür sollten Sie nicht allein in Ihrem Selbstverständnis entsprechende Weichen stellen, sondern auch im Unternehmen eine entsprechende Fehlerkultur anregen, sollte eine solche nicht bereits etabliert sein.
Grund 3: Erhöht die Empathie
Menschen machen Fehler. Niemand ist perfekt. Seien Sie deshalb milde gestimmt – und zwar gegenüber sich selbst und anderen - wenn sich geirrt wird. Zeigen Sie Verständnis und Empathie. Verbalisieren Sie dieses Verständnis unbedingt, um Ihrem Gegenüber negative Gefühle zu nehmen. Sagen Sie
- „Ach, ich kann mir auch schlecht Namen merken“, wenn Sie beispielsweise bei einem Treffen Ihres sozialen Netzwerkes falsch angeredet werden.
- „Wir haben uns bei dieser Kampagne geirrt. Sie hatte nicht den erwünschten Erfolg. Welche Schlüsse können wir daraus ziehen, um einen zukünftigen Irrtum vermeiden zu können.“
- „Sie haben sich in der Uhrzeit für den Termin geirrt. Dies kann doch einmal passieren. Leider habe ich die kommenden Stunden bereits verplant. Wie sieht es bei Ihnen, morgen Nachmittag, um 14.00 Uhr zeitlich aus?“
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