Als Frau profilieren: Denken Sie in Funktionen nicht in Personen
Sehen Sie in Ihrer Vorgesetzten zuerst die Person statt die Autorität? Sind Ihnen Funktion und Rang eher unwichtig und legen Sie stattdessen größeren Wert auf persönlichen Kontakt und ein gutes Miteinander?
Falls ja, verhalten Sie sich rollenkonform, d.h. entsprechend dem weiblichen Verhaltensmuster. Leider behindert Sie das im Berufsalltag mehr, als es Sie auf Ihrem Weg nach oben unterstützt. Verabschieden Sie sich von diesem Mechanismus. Konzentrieren Sie sich auf die Funktionen – und nicht länger auf die Personen.
Obwohl Networking, Kontakte und Vitamin B eindeutig an Personen gekoppelt sind – und selbstverständlich nicht außer Acht gelassen werden sollten – ist das Denken in Funktionen ein wichtiger Karriereschritt, den Sie unbedingt beherzigen sollten. Denn das Miteinander im Unternehmen wird durch die Funktionen, die die einzelnen Personen einnehmen, bestimmt und geprägt.
Solches Denken in Funktionen ist für Männer eine Selbstverständlichkeit. Die männliche Sozialisation ist viel stärker von Gruppenerfahrungen geprägt, in denen stets das Bestimmen des Alphatieres im Vordergrund steht. Es geht den Männern also um die Funktionen, die die einzelne Person einnimmt und ausübt. Dieses Denk- und Verhaltensmuster hat sich auf die Wirtschaftswelt übertragen und ist auch heute noch gültig. Passen Sie sich deshalb diesen Denkmustern an.
Drei Gründe, warum Sie in Funktionen denken sollten
Grund Nr. 1: Funktionen bestimmen den Rahmen
Innerhalb des Unternehmens nimmt jeder seinen Platz ein – unabhängig davon, ob flache oder sehr ausgeprägte Hierarchien herrschen. Und dieser Platz ist erst einmal durch die Funktion wie beispielsweise Vorstandsvorsitzender, Abteilungsleiter, Sachbearbeiter, Controller, Sekretärin, die jemand ausübt, definiert. Sich auf die Funktion zu konzentrieren, verschafft Ihnen sofort einen immensen Informations-Vorteil. Sie wissen,
- wer wo in der Hierarchie platziert ist.
- wer welche Aufgaben übernimmt.
- wer für welche Unternehmensbereiche zuständig ist.
- wer welche Macht(-befugnisse) besitzt.
- wer welche Anweisungen geben darf.
- wer Vorgaben entgegennimmt.
- wer welche Entscheidungen treffen kann.
- wer weisungsgebunden ist.
- wer Ihnen bei Ihrem Karriereaufstieg dank seiner Funktion am besten dienen kann.
Im Klartext: Die Funktion bestimmt den Rahmen des Miteinanders im Berufsalltag.
Grund Nr. 2: Funktionen zeigen Grenzen auf, die der Orientierung dienen
Ihre Funktion (falls Sie unsicher über Ihre Funktion sind, lesen Sie Ihre Stellenbeschreibung) setzt eindeutige Grenzen – und zwar auf zwei Ebenen:
- Ihre Funktion setzt die Grenzen, die Sie innerhalb des Unternehmens für sich vorfinden. Denn eine Sachbearbeiterin wird kaum Entscheidungen treffen, die den Kurs des Unternehmens bestimmen. Oder sich um die Managementaufgaben des Vorgesetzten kümmern, d.h. Sie haben Ihren definierten Aufgabenbereich, indem Sie wirken und arbeiten können.
- Diese Grenzen dienen auch der Abgrenzung – und sollten von Ihnen auch knallhart dafür genutzt werden. Wenn Ihnen also beispielweise ein Kollege eine Aufgabe übergeben möchte, sagen Sie einfach „Dies gehört nicht in mein Ressort als Personalsachbearbeiterin. Es überschreitet meine Funktion.“
Obwohl Sie durch Ihre Funktion begrenzt sind, ist diese Grenze natürlich flexibel, d.h. Grenzen können und sollten überschritten werden. Allerdings im Rahmen der eigenen Karriereplanung, die sich gezielt an den Funktionen im und auch außerhalb des Unternehmens orientieren sollte. Studieren Sie also Stellenbeschreibungen und Stellenanzeigen, um ein Wissen aufzubauen, welche Kompetenzen und Anforderungen in welcher Funktion an Sie gestellt werden.
Grund Nr. 3: Funktionen bieten beste Abgrenzungsmöglichkeiten
Die eigene Funktion als Abgrenzungsmöglichkeit ist ein so großer Vorteil, dass dieser Ihre besondere Beachtung verdient. Denn um sich abzugrenzen, bedarf es auch des eigenen Willens, Grenzen zu akzeptieren und Grenzen zu setzen. Oft fällt dies jedoch Frauen besonders schwer. Das Frauenbild – trotz all der Wandlungen – stellt innerhalb der weiblichen Sozialisation viel zu oft das Wohlergehen des anderen (ob Ehemann, Partner, Kinder, Kollege, Team usw.) in das Zentrum der eigenen Aufmerksamkeit.
Dadurch beginnen Sie instinktiv an Beziehungen zu arbeiten, ob Sie nun neue aufbauen oder bestehende hegen und pflegen wollen, Sie sehen erst die Person und nicht die Funktion. Denn die Funktion wurde innerhalb der weiblichen Sozialisation als zweitrangig eingestuft. Und obwohl Sie die Funktion - und die damit einhergehende Autoritätsstellung – wahrnehmen, denken Frauen viel zu oft:
- „Sicher, Sie ist meine Vorgesetzte, aber als Frauen sind wir solidarisch. Ich greife ihr schnell bei der Vorbereitung des Meetings unter die Arme.“
- „Wir wollen doch alle eine gute Arbeitsatmosphäre haben. Deshalb ist es okay, dass ich das Protokoll schreibe.“
- „Es ist zwar nicht meine Aufgabe, aber er ist so nett und ich will unsere Arbeitsbeziehung nicht gefährden.“
Kein Wunder, dass Sie als Frau prompt bereit sind,
- für einen Kollegen einzuspringen.
- die zusätzliche Aufgabe zu bearbeiten.
- mal auszuhelfen (und zwar immer öfter).
- die Empfindungen der anderen rasant schnell wahrzunehmen und es als Ihre Aufgabe anzusehen, für deren Wohlergehen und Zufriedenheit zu sorgen.
- sich in Ihren eigenen Anliegen zurückzustellen – und zwar alles im Namen des Teams oder der Arbeitsatmosphäre,
um einmal einige Verhaltensmuster aufzuzeigen, die durch die Konzentration auf Personen typisch sind.
Sobald Sie allerdings beginnen, sich auf die Funktion und damit auf die Grenzen zu konzentrieren, wandelt sich auch Ihr eigenes Rollenverständnis und damit Ihr Verhalten:
- Sie sehen sich nicht gezwungen, für andere einzuspringen.
- Sie begreifen, dass Sie nicht für das emotionale Wohlergehen einzelner Kollegen oder des Teams verantwortlich sind.
- Sie können leichter und müheloser Nein sagen.
- Sie können von anderen besser deren Aufgabenerfüllung einfordern, statt ständig Rücksicht zu üben.
- Sie können erkennen, wer ein Teamplayer ist oder sich stets vor Aufgaben drückt.
- Sie werden sich besser behaupten können.
- Sie werden keine Aufgaben übernehmen, für die Sie nicht (alleine) zuständig sind.
- Sie können sich leichter auf eigene Projekte und Aufgaben konzentrieren, weil Sie Ihre Funktion akzeptieren und voll ausfüllen wollen.
- Sie verzetteln sich nicht länger.
- Sie können mühelos wichtiges von unwichtigem unterscheiden und erkennen dadurch was wirklich wesentlich ist.
- Sie erkennen, was von Ihnen verlangt und erwartet wird.
Verankern Sie diese neue Sichtweise. Lenken Sie zukünftig gezielt Ihre Aufmerksamkeit auf die Funktion.
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Unsere Übersicht: Denken Sie in Funktionen: 10 Tipps geben Ihnen erste Verhaltensimpulse.
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