Karriere in der Pflege: Diese Möglichkeiten gibt es
Die Pflege ist zwar ein anstrengendes, aber auch sehr facettenreiches Berufsfeld. Neben der Arbeit direkt am Patienten gibt es zahlreiche andere Aufgaben zu erledigen und auch die Ausbildungsmöglichkeiten und –berufe sind weitaus mehr als landläufig bekannt.
Einstieg via Ausbildung
Seit einigen Jahren ist mittels einer Berufsreform die generalistische Pflegeausbildung Maßstab für alle, die sich beruflich in der Pflege etablieren wollen. Um die Ausbildung machen zu können, muss mindestens ein mittlerer Bildungsabschluss vorliegen. Für Hauptschulabsolventen gibt es aber die Möglichkeit, eine Pflegehelferausbildung voran zu stellen, die auch auf die Ausbildungszeit angerechnet wird.
Pflegehelfer mit dem einjährigen Examen werden in der Grundpflege eingesetzt. Sie helfen bei den Verrichtungen des Alltags, wie Körperpflege, Toilette und Essen. Mit erfolgreichem Abschluss der generalisierten Pflegeausbildung erlangen die Absolventen den Berufsabschluss der Pflegefachfrau bzw. des Pflegefachmannes. Im dritten Ausbildungsjahr haben sich die Auszubildenden bereits für eine Fachrichtung entschieden (Kinder-, Kranken- oder Altenpflege), sind aber dennoch universell einsetzbar, so dass ein Wechsel zwischen Klinik und Pflegeheim beispielsweise leichter möglich wird.
Fachpflegerausbildungen gibt es dann als Fortbildungen in allen Fachbereichen von der Psychiatrie bis zur Intensivmedizin. Die Fachpfleger haben spezielleres Fachwissen und mehr Verantwortung, weil sie in den Abteilungen eingesetzt werden, wo es um Notfallmedizin, Beatmung oder Chemotherapien geht.
Sehr beliebt ist die Fortbildung zum Praxisanleiter. Dies bedeutet, dass die Pflegekräfte für den Nachwuchs zuständig sind und sie fachlich und persönlich begleiten. Die Anleiter geben ihr Wissen weiter, motivieren die Auszubildenden aber auch, durchzuhalten, wenn es einmal schwierig ist und nehmen die praktischen Prüfungen mit ab.
Die Seminare zum Erwerb der Pflegedienst-, Stations- oder Wohnbereichsleitung entsprechen in der heutigen Zeit den Fortbildungen bzw. Studiengängen im Pflegemanagement.
Mit dem Abschluss der Pflegefachfrau/ des Pflegefachmannes und einiger Berufserfahrung ist es auch möglich, sich für ein Studium zu bewerben und dies als Aufstiegsqualifizierung zu absolvieren. Hier stehen die gleichen Studiengänge zur Verfügung wie für Abiturienten, die sich direkt für ein Studium entscheiden.
Einstieg via Studium
Die Pflegewissenschaften sind sehr vielseitig, entsprechend groß ist das Angebot an Studiengängen. Die Kenntnisse, die im Studium vermittelt werden, sind natürlich sehr detailliert und sollen von vorn herein darauf vorbereiten, Leitungsfunktionen zu übernehmen oder in der Nachwuchsausbildung (Pflegepädagogik) zu arbeiten.
Mit dem direkten Studium wird zwar Lebenszeit gespart und das Studium ist oft in einer Phase des Lebens zu absolvieren, in der es noch nicht so gravierende Mehrfachbelastungen mit Familie, Beruf oder Pflegeverpflichtungen im privaten Bereich gibt, doch der Weg über eine Ausbildung vermittelt Kompetenzen, die von enormer Wichtigkeit sind. Die Mitarbeit in einem Pflegeteam und die organisatorischen Vorgänge im Pflegealltag werden als Pflegefachkraft hautnah erfahren. Zu treffende Entscheidungen können so besser auch aus der Sicht der Pflegenden beleuchtet werden. Auch die Akzeptanz beim Pflegepersonal ist höher, wenn sich jemand aus den eigenen Reihen „hochgearbeitet“ hat.
Die Studiengänge enden mit den Abschlüssen Bachelor oder Master. Absolventen streben in der Regel leitende Funktionen in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen an.
Fortbildungen für Pflegepersonal
Diverse Fortbildungen wirken sich auf die Aufgabengebiete der Pflegefachleute aus. Wundmanager versorgen beispielsweise Verletzungen fachgerecht, wechseln Verbände und sind bei Wundheilungsproblemen unabkömmlich. Sie sind meist nicht mehr einem stationären Pflegeteam angegliedert, sondern besuchen Patienten auf verschiedenen Stationen, um deren Wunden zu versorgen.
Diabetesberater in Kliniken arbeiten ähnlich wie Wundmanager, es gibt sie aber auch als freiberuflich Arbeitende, die den Erkrankten Ernährungstipps in eigenen Praxisräumen geben oder auch andere Diabetesberater fortbilden.
Die Kodierfachkraft widmet sich den betriebswirtschaftlichen Themen in der Pflege. Sie arbeitet nicht mehr am Patienten, sondern rechnet die Pflegeleistungen patientenbezogen ab. Dazu muss sie die Kodierschlüssel kennen und wissen, ob es Vorerkrankungen gibt etc. Hier sind Computerkenntnisse gefragt und das Interesse an der Abrechnung sollte vorhanden sein.
Viele Fortbildungen, wie die der Kodierfachkraft, führen von der aktiven Arbeit am Menschen weg. Damit sind sie gut, wenn nach einer aufreibenden Tätigkeit gesundheitliche Probleme auftreten. Große Unikliniken richten ihre Personalentwicklung so aus, dass Mitarbeiter, die aufgrund von Stress aus dem Schichtdienst heraus wollen oder wegen Rückenproblemen nicht mehr ohne Schmerzen pflegen können, ihre Erfahrungen in den entsprechenden Fachgebieten einbringen und gehalten werden können. Der Personalmangel ist bereits groß und die Pflegeeinrichtung profitiert davon, erfahrenes Personal zu schulen und für leichtere Tätigkeiten einzusetzen.
Täglich im Einsatz – diese Möglichkeiten gibt es
Wie sich der Berufsalltag gestaltet hängt von der Qualifizierung ab. Der übliche Arbeitstag direkt nach der Ausbildung ist die Pflege am Patienten in all seinen Facetten. Die kann stationär, in Tagespflegeeinrichtungen oder auch ambulant bei den Betroffenen zuhause erfolgen.
In großen Kliniken gibt es meist Ambulanzen, die zumindest nicht nachts arbeiten und beliebt bei Erziehenden sind.
Bereits diese Vielfalt erlaubt es, einen Arbeitsalltag in der Pflege und die Kindererziehung zu vereinbaren, wenn es ein Umfeld gibt, das unterstützt. Trotzdem sind die Arbeitszeiten in der Pflege immer noch schwierig. Ohne Schichten, Wochenend- und Feiertagsdienste geht es da nicht. Die gesellschaftliche Wertschätzung ist zwar hoch, doch da Pflegeeinrichtungen ebenso wirtschaftlich sein müssen wie andere Unternehmen, äußert sich dies leider nicht in der Bezahlung.
Heimleitung, Stationsleitung oder Pflegedienstleistung sind Stellen, die viel Verantwortung mitbringen. Die Arbeitszeiten sind dann zwar meist nicht mehr auf Nachtschichten oder Wochenenddienste ausgelegt, doch in den Funktionen sammeln sich meist viele Überstunden.
Die Gründung eines eigenen ambulanten Pflegedienstes oder eines privaten Heimes steht gut qualifizierten Pflegefachkräften ebenso offen wie eine freiberufliche Tätigkeit als Honorarkraft in der Pflege. Der Personalmangel ist inzwischen so groß, dass es selbst an Unikliniken gängige Praxis ist, sich Honorarkräfte zu engagieren, die bestehende Teams unterstützen.
Die Rehabilitation nach Operationen oder onkologischen Therapien ist ebenfalls ein interessanter Arbeitsbereich. Je nach Vorerkrankung sind Rehabilitanden selbstständig und die Arbeit in Reha-Einrichtungen wird von vielen nicht als ganz so anstrengend empfunden wie der nervenaufreibende und kräftezehrende Pflegealltag in Altenheim oder Klinikum. Ergänzende Fortbildungen abseits der Pflege wie Yogalehrer, Entspannungstherapeut oder Coach können hier hilfreich sein, die Arbeit in Reha-Einrichtungen abwechslungsreicher zu gestalten.
Fazit
Die Ausbildung ist zwar für alle gleich organisiert. Das heißt, alle Abteilungen müssen durchlaufen und kennengelernt werden. Doch nach dem erfolgreichen Abschluss kann der Einsatz in den Fachgebieten gewählt werden, die einem gut liegen. Auf einer HNO-Station fallen ganz andere Aufgaben an, wie in der Augenklinik oder in der Unfallchirurgie. Aufstiegsfortbildungen oder Studiengänge ermöglichen einen beruflichen Aufstieg bis ins Management.
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