Schwieriges Unterfangen? Kredite für Selbständige und Freiberufler
Die Berufsgruppe der Selbständigen bestimmt längst schon das wirtschaftliche Gesamtbild der Bundesrepublik Deutschland. Immer mehr Menschen entscheiden sich für die Abkehr von gewöhnlichen Angestelltenverhältnissen und stellen sich beruflich auf eigene Füße. Dass hiermit ein erhöhtes Maß an Flexibilität und Eigenständigkeit ermöglicht wird, liegt auf der Hand. Als problematisch kann sich der Status des Selbständigen oder Gründers jedoch erweisen, wenn es um die Beantragung eines Darlehens geht. Dann nämlich verlangen Banken größtmögliche Sicherheit.
Warum es Selbständige schwerer haben
Die regelmäßigen Einkünfte, die sie erzielen, sind in aller Regel nicht mit dem gewöhnlichen Gehalt zu vergleichen. Schwankungen der Auftragslage, die sich nicht nur saisonal begründen, sorgen für einen wenig planbaren Wechsel guter und schlechter Zeiten. Für Banken ist dies einer der Hauptgründe, warum eine Kreditvergabe an Selbständige zum Problem werden kann. Hinzu kommt, dass Sie direkt abhängig von der Zahlungsmoral Ihrer Kunden sind. Zahlen diese spät bis nicht, so reißt dies unter Umständen große Lücken in das Budget Ihres Unternehmens. Automatisch vergrößert sich hierdurch das Risiko, die regelmäßigen Kreditraten nicht mehr begleichen zu können. Das sogenannte Kreditausfallrisiko liegt aus Sicht zahlreicher Banken deutlich höher, wenn kein Arbeitsverhältnis vorliegt. Untermauert wird dies auch durch eine Statistik aus 2010 und 2011, die sich mit Ursachen für Überschuldung in Deutschland beschäftigte. Während in 2010 knapp acht Prozent der Kunden von Schuldnerberatungen eine gescheiterte Selbständigkeit als Hauptgrund für eine Überschuldung nannten, stieg dieser Wert 2011 um 0,3 Prozentpunkte auf 8,3 Prozent.
Eine Gruppe, die es bei der Kreditaufnahme noch schwieriger hat als etablierte Selbständige, sind Gründer. Sie können in aller Regel keine bisherigen Einkünfte darlegen. Dies sorgt für eine eher dürftige Argumentationsgrundlage gegenüber den Kreditgebern, die sich ganz ohne Sicherheiten nur widerwillig auf den Abschluss eines Darlehensvertrages einlassen. Glück hat da, wer seinen Start in die Selbständigkeit durch alternative Lösungen wie Crowdfunding realisieren kann.
Möglichkeiten zur Erleichterung
Zunächst wird deutlich, dass Banken vor allem aufgrund der geringeren Sicherheiten und der fehlenden Planungssicherheit Abstand von Selbständigen als Kreditnehmer nehmen. Wollen Sie sich dennoch um einen Kredit bemühen, müssen Sie einige Unterlagen mitbringen, die Ihre unternehmerische Tätigkeit besser einschätzbar machen. Hierzu zählen Dokumente wie
- betriebswirtschaftliche Auswertungen
- Steuerbescheide
- und Bilanzen
Wer diese vorlegen und durch sie die Stabilität und Stärke des eigenen Unternehmens aufzeigen kann, hat es leichter. Genügt dies jedoch nicht, sind zusätzliche Sicherheiten gefragt. So kann der künftige Kreditnehmer auch durch Immobilien- oder Grundstückseigentum und ein solides Eigenkapital beweisen, dass die Bank im Falle einer Zahlungsunfähigkeit nicht auf die ausstehenden Beträge verzichten muss. Auch ein guter SCHUFA-Score ist ein Indiz für die Zahlungsfähigkeit des Kreditnehmers. Wer Banken trotz eines mangelhaften Scores um einen Kredit ersucht, wird nicht selten abgelehnt.
Bleiben weder materielle und finanzielle Sicherheiten noch eine mehrjährige Selbständigkeit, um das Risiko für den Kreditgeber zu senken, braucht es sinnvolle Alternativen. Hier könnte ein Bürge helfen. Dieser wird im Rahmen der Kreditverhandlungen genannt und in den späteren Kreditvertrag aufgenommen. Kommt es zu einem Zahlungsausfall, ist es der Bank möglich, auch den Bürgen in die Verantwortung zu nehmen und ausstehende Kreditraten von ihm zu verlangen. Dies sorgt für eine Streuung des Risikos, dass die Bank mit der Kreditvergabe eingeht und kann den Weg ebnen. Doch auch der Bürge will sorgfältig ausgewählt werden. Im besten Falle handelt es sich bei ihm um eine Person mit unbefristetem Arbeitsvertrag und einem guten Einkommen. Fungiert jedoch ein zweiter Gründer mit einer ebenso unsicheren Finanzsituation als Bürge, so erhöht dies zwar die Anzahl der Kreditverantwortlichen, senkt das allgemeine Risiko jedoch nur marginal.
Anbieter dennoch kritisch hinterfragen
Selbständige, die sich intensiv mit der Beantragung eines Kredits befassen und mehrere Anbieter zu Rate ziehen, verbessern ihre Chancen auf günstige Darlehen. Zahlreiche Kreditgeber haben die Schwierigkeiten der Selbständigen und Freiberufler rund um Kredite und Darlehen jedoch längst erkannt. Mit besonderen Angeboten wie Krediten speziell für Selbständige oder Darlehen ohne SCHUFA-Prüfung gehen diese auf Kundenfang. Hier gehen Sie nicht selten ein Risiko ein, denn am Markt tummeln sich zunehmend Anbieter, die es mit ihrer Kundschaft nicht gut meinen. „Von einer Reihe dieser Angebote sollte man Abstand nehmen – umso mehr, wenn Vorkosten geltend gemacht werden. Sie können schnell zu Ärger führen, denn oft stecken Vermittler dahinter, die sich gut zu verkaufen wissen, aber selten halten, was sie versprechen.“ (Quelle: http://www.selbstaendig-im-netz.de/2011/11/18/selbstaendig/kreditvergabe-und-finanzierungsformen-fuer-selbstaendige-und-gruender/)
Hohe Kosten und Zinsen, Fallstricke im Kleingedruckten und fadenscheinige Begründungen für das intransparente Vorgehen eines Kreditgebers sollten Selbständige daher unbedingt aufhorchen lassen. Besser ist es, auf renommierte Anbieter zu setzen, die auch einer offiziellen Prüfung standhalten. Solche Kreditgeber können nicht selten Gütesiegel aufweisen, die ihre Vertrauenswürdigkeit untermauern. Im Gespräch sollten Sie sich stets verstanden und gewertschätzt fühlen. Bietet ein Kreditgeber keine eingehenden Beratungsgespräche an und belässt er es bei schwer verständlichen Ausführungen ohne belegbaren Hintergrund, so kann von einem Abschluss nur gewarnt werden.
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