Versicherungen im Alter: Was ist Pflicht, was überflüssig?
Absicherung im Alter: Welche Versicherungen sind wichtig - welche nicht?
Die Wagnisse, die das Leben mit sich bringt, wandeln sich mit dem Alter. Ein guter Grund, sich konret dem Thema Versicherungsschutz im Alter zu widmen, um existenzbedrohende Risiken und die damit einhergehenden hohen Kosten zu vermeiden.
Information ist das A & O! Nutzen Sie das existierende Beratungsangebot. Örtliche Verbraucherzentralen bieten Vorträge an und beraten unabhängig und professionell. Darüber hinaus bieten Sozialverbände und gemeinnützige Institutionen häufig Hilfe an. Selbstverständlich ist auch ein Gespräch mit der Versicherung zur Aktualisierung der momentanen Situation nötig.
© Alexander Raths
Versicherungen, auf die Sie auch im Alter nicht verzichten können
- Private Haftpflichtversicherung
Eine private Haftpflichtversicherung bleibt ein Leben lang ein Muss, denn unabhängig vom Alter haftet man in voller Höhe für Sach- und Personenschäden. Ab dem 60. Lebensjahr bieten viele Versicherungen extra einen speziellen Seniorentarif an. Zudem kann man sich über eine Umstellung auf einen Partnertarif informieren, falls die eigenen Kinder noch über die Familienversicherung mitversichert sind. Viele tragen unnötig lang die Kosten dafür, obwohl ihre Kinder schon aus dem Haus und eigenständig versichert sind. Finanz- und Versicherungsexperte Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern sagt, dass die pauschale Deckungssumme mindestens fünf Millionen Euro betragen sollte. Spezielle Risiken, beispielsweise Schlüsselverlust, können zusätzlich abgesichert werden. Außerdem sollte man auf die Forderungsausfalldeckung achten. Diese verspricht einem Ersatzanspruch von der eigenen Versicherung, wenn man geschädigt wird und der Verursacher den Schaden nicht abdecken kann. Zahlt man zusätzlich für einen aktiven Rechtsschutz, kommt die Versicherung zudem für die möglichen Prozesskosten auf.
- Kfz-Haftpflichtversicherung
Für Fahrzeugbesitzer unverzichtbar ist die Kfz-Haftpflichtversicherung. Die Verbraucherzentrale Bayern empfiehlt hier eine Deckungssumme von 100 Millionen Euro für Sachschäden. Gesetzlich vorgeschrieben sind nur 7,5 Millionen. Für Großschäden reicht diese Summe in der Regel jedoch nicht aus.
- Wohngebäudeversicherung
Eine Wohngebäudeversicherung für das eigene Haus oder die eigene Wohnung ist sinnvoll, denn sie versichert das Gebäude gegen Beschädigung oder Zerstörung durch Wettereinflüsse wie Stürme.
- Hausratversicherung
Passend dazu sollte auch eine Hausratversicherung abgeschlossen werden, die den Inhalt des Gebäudes versichert. Senioren sollten diese regelmäßig aktualisieren und anpassen. Bei manchen sammeln sich mit dem Alter immer mehr wertvolle Gegenstände an, andere trennen sich gerade gegen Ende ihres Lebens von überflüssigen Dingen. Deshalb spart es Kosten, wenn man den kleinen Aufwand auf sich nimmt und regelmäßig den Hausrat mit den Versicherungsleistungen abgleicht.
Freiwillige Versicherungen: Sinnvoll oder Kostenfalle?
Obwohl viele Versicherungen hilfreich sind, gibt es auch zahlreiche, die sich aus Expertensicht nicht lohnen.
Generell einig sind sich alle, dass mit dem Eintritt ins Rentenalter die größte existenzielle Bedrohung nicht mehr der Verlust von Arbeitseinkommen ist, weshalb eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht mehr zu den Prioritäten gehört. Auch auf eine Risikolebensversicherung kann ab einem bestimmten Punkt verzichtet werden, wenn die Nachkommen schon berufstätig sind.
Unstimmig sind die Meinungen zur Senioren-Unfall-Versicherung. Für Senioren, die in ihrer Freizeit viel Sport treiben und so ein erhöhtes Unfallrisiko haben, ist diese Versicherung durchaus sinnvoll. Da die meisten Senioren sie aber aus Angst vor Stürzen abschließen, hält die Verbraucherzentrale Bayern sie für überflüssig. Begründung dafür ist, dass die Versicherung nur dann die Kosten übernimmt, wenn der Unfall ein plötzlich von außen auf den Körper einwirkendes Ereignis zu einer körperlichen Schädigung ist. Das klischeehafte Ausrutschen auf einer Bananenschale würde darunter fallen – der Sturz aufgrund von Schlaganfall, Unterzuckerung oder Herzinfarkt jedoch nicht, da diese zu den sogenannten inneren Anlässen zählen. Diese Ursachen von Stürzen kommen bei Senioren jedoch weitaus häufiger vor.
Stark umstritten ist auch die Sterbegeldversicherung. Kritiker meinen, sie diene hauptsächlich zur Beruhigung des Gewissens und mache ansonsten keinen Sinn. Verbraucherschützen warnen, dass die Einzahlungen über die komplette Laufzeit im Verhältnis zur Versicherungsleistung zu teuer seien. Auch Stiftung Warentest bewertet die Sterbegeldversicherung als zu kostspielig. Gerade Personen ab 65 Jahren und älter wird von einem Abschluss abgeraten. Grund ist, dass ab dann der Anteil der Risikoabsicherung im Beitrag zu hoch ist.
Eine Zusatz-Pflegeversicherung ist zwar kein Muss, dagegen aber häufig sinnvoll. Sie schließt die Lücke zwischen den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung und den tatsächlichen Kosten. Zahlt man schon in jungen Jahren für die Versicherung ein, bleiben die Beiträge verhältnismäßig niedrig. So kann man mit der passenden Versicherung auch die kostspielige Pflegestufe 3 bewältigen. Gerade bei erblichen Vorbelastungen wie etwa Demenz sollte sich informiert werden, ob obendrein die inoffizielle Pflegestufe 0 mitversichert ist.
Fazit
Damit Sie nicht in die verlockenden Fallen tappen und Versicherungen abschließen, die Sie nicht benötigen, sollten Sie sich umfangreich informieren. Allgemein gilt, desto eher Sie sich um Ihre Vorsorge für das Alter kümmern, desto mehr Geld können Sie sparen.
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